„Wenn wir das Hallenbad wieder eröffnen wollen, müssen ALLE an einem Strang ziehen!“

(ms/ea) – Bei einer Informationsveranstaltung stellte der Förderverein Hallenbad Erlensee e.V. ein Feinkonzept vor, welches detailliert den Personalbedarf und die betriebswirtschaftliche Situation mit Zahlen und Fakten untermauert. Landrat Thorsten Stolz sprach seinen größten Respekt aus und betonte, dass er die Zahlen für absolut seriös und belastbar halte.

Die Vorstellung des Feinkonzepts erfolgte durch den 1. Vorsitzenden Heinz Müller und den 2. Vorsitzenden Jochen Singer, die zum Beginn der Veranstaltung unter anderem Landrat Thorsten Stolz, Stadtverordnetenvorsteher Christian Scholz, Reiner Bousonville (stell. Fraktionsvorsitzender der Kreistagsfraktion Bündnis90/Die Grünen) und Michael Scragg, Präsident des Hessischen Schwimmverbands, begrüßen konnten.

Die Vorstellung des Feinkonzepts erfolgte bisher nacheinander auf verschiedenen Ebenen, zunächst in den einzelnen Fraktionen der im Erlenseer Stadtparlament vertretenen Parteien, jetzt auf einer Info-Veranstaltung für Vereine, in Kürze bei einer Bürger-Infoveranstaltung und auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins.

Wie Heinz Müller informiert, sollte das Gutachten, welches von allen sehnlichst erwartet wird, im Dezember vorliegen. Es sei jedoch unvollständig gewesen, da es das geforderte Ampelprinzip nicht enthielt, mit dem man beurteilen wolle, welche Maßnahmen dringend und welche nicht dringend seien.

Auf Nachfrage konnte der Förderverein das vorliegende unvollständige Gutachten einsehen, die genaue Auftragslage der Stadt an den Gutachter, was und wie genau untersucht werden solle, sei dem Förderverein nicht mitgeteilt worden. Bekannt sei nur, dass Ergebnisse der Holz- und Verleimungsproben noch nicht vorlägen.

Heinz Müller informierte darüber, dass im bis jetzt vorliegenden Gutachten unter anderem als Empfehlung das Erneuern der Fliesen genannt werde und betonte, dass es – so lange es nicht sicherheitsrelevant sei – es lediglich eine „Empfehlung“ sei. Das fertige Gutachten – sobald es denn vorliegt – werde hinsichtlich des Begriffs „Empfehlung“ auf jeden Fall für Diskussionen sorgen, um zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen.

Er erinnerte zudem noch einmal an den Auftrag der Stadtverordnetenversammlung an den Magistrat, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, um den Betrieb des Hallenbades wieder schnellstmöglich zu ermöglichen:

„Wenn wir das Hallenbad wieder eröffnen wollen, müssen ALLE an einem Strang ziehen!“, so Müller, der dazu aufrief, alle Beteiligten müssten mit offenen Karten spielen und völlige Transparenz an den Tag legen, denn nur so können schließlich die anstehenden Diskussionen und Entscheidungen objektiv getroffen werden.

Bevor Jochen Singer das Feinkonzept erläuterte, wurden noch verschiedene Videostatements vorgespielt, darunter auch von Landrat Thorsten Stolz und Staatssekretär Christoph Degen, die sich für den Erhalt des Schwimmbads einsetzen. Diese Statements sollen auch in Kürze auf der Homepage des Fördervereins www.foerderverein-hallenbad-erlensee.de/ veröffentlicht werden.

Darüber hinaus wurden einzelne Beispiele von Hallenbädern erläutert, die sich in ähnlicher Lage befanden und nun als „Bürgerbäder“ weitergeführt werden, nachdem ähnliche Konzepte wie das Rettungskonzept des Fördervereins realisiert wurden.

Nachzulesen unter folgenden Links:

Das Feinkonzept des Fördervereins fußt zunächst auf Belegungsplänen für die einzelnen Wochentage, die aus den bisherigen Auslastungsdaten des damaligen Schwimmbadbetriebs und Abfragen des Bedarfs zukünftiger Nutzer des Erlenseer Hallenbads zusammengestellt wurden.

Beispiel für den Mittwoch:

Farblich markiert sind zum einen die verschiedenen Nutzergruppen, die Bedarf anmeldeten, Bahnen zu mieten, und zum anderen die Zeiten, in denen das Hallenbad der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Hinzu kommen Zeit-Optionen für aktive Mitglieder des Fördervereins, diese für einen kostenlosen Eintritt zu nutzen.

Anhand dieses für jeden Tag präzise ausgearbeiteten Belegungsplans wurde der Personalbedarf pro Woche ermittelt. Die zur Verfügung stehenden Personen, die sich beim Eintritt in den Förderverein dazu bereiterklärt haben, wurden kürzlich noch einmal telefonisch befragt, ob dies nach wie vor zutreffe. Alle (bis auf eine umgezogene Person) haben dies bejaht und stehen somit zur Verfügung.

Der Belegungsplan sieht für Kasse und Ansprechpartner 22 Personen vor, 86 stehen hier zur Verfügung. Für Reinigung werden 9 benötigt, 36 stehen zur Verfügung, für die Wasseraufsicht 14, zur Verfügung stehen 40 und in Kürze weitere 8.

Dazu erläuterte Nadine Mazurkewitz von der DLRG Erlensee, dass sich nach dem Aufruf in Erlensee Aktuell, Mitglieder des Fördervereins können exklusiv über die DLRG Ortsgruppe Erlensee den Rettungsscheins kostenfrei erwerben, acht Mitglieder gemeldet hätten und zwischenzeitlich kurz vor Ende der Ausbildung zum Rettungsschwimmer stünden, die dann auch als Personal zur Verfügung stünden.

„Wir sind personell gut aufgestellt“, so das Fazit von Jochen Singer, der zudem damit rechnet, dass im Falle der Wiedereröffnung sich noch weitere bereiterklären, ehrenamtlich für einen Dienst zur Verfügung zu stehen.

Bei der abschließenden Darstellung der Einnahmen- Ausgabenrechnung wurden anhand der auf den Belegungsplänen basierenden Bahnvermietungseinnahmen von insgesamt rund 121.850 Euro und einer Reinigungspauschale von rund 22.370 Euro eine Summe von 144.220 Euro ermittelt, die auf dem Anteil des aufgestellten Feinkonzepts fußt.

Hinzu kommen zu diesen neu kalkulierten Einnahmen die bereits in der Infoveranstaltung im Juli 2023 in der Erlenhalle genannten Einnahmen, die – wie auch alle Ausgaben – unverändert übernommen wurden:

Letztlich ergibt sich daraus ein jährlicher Überschuss von rund 90.000 Euro. Dieses Ergebnis übersteigt das in der damaligen Infoveranstaltung grob kalkulierte um rund 60.000 Euro und basiert nun auf wesentlich abgesicherten Daten des Feinkonzepts.

Dazu bekundete Landrat Thorsten Stolz seinen größten Respekt und betonte, er halte die Zahlen für absolut seriös und belastbar. Durch bürgerliches Engagement könne man viel an Kosten auffangen. Er wünsche dem Verein, dass die Motivation und Begeisterung aufrechterhalten werden könne. Sobald das Gutachten vorliege, müsse man genau analysieren, welche Sanierungsmaßnahmen nötig seien, um kurzfristig wieder zu öffnen. Er berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Schwimmbad in Gelnhausen und dem gegründeten Zweckverband. Man müsse die enormen Kosten auf wirklich nötige Sicherheitsaspekte prüfen und fragen, ob wirklich zweistellige Millionenbeträge nötig seien oder ob es auch mit weniger gehe.

Der Landrat erinnerte auch daran, dass der Main-Kinzig-Kreis beim Schulschwimmen für jeden Schüler 11,40 Euro Eintrittsgeld zahle, was hochgerechnet auf Erlensee rund 200.000 Euro Einnahmen bedeuten. Außerdem werde das Land Hessen den kommunalen Finanzausgleich überarbeiten und Kommunen, die ein Schwimmbad betreiben, diesbezüglich entlasten, wovon Erlensee zusätzlich profitieren könnte.

Der Präsident des Hessischen Schwimmverbands, Michael Scragg, berichtete vom Großkrotzenburger Schwimmbad mit ähnlichem Konzept und sah die dem Förderverein von der Stadt übermittelten Betriebskosten als zu hoch angesetzt. Auch Roland Allmannsdörfer, Leiter des Maintalbads, betonte, die Kosten bei der Kalkulation des Feinkonzepts seien zu hoch angesetzt, so dass sich ein wesentlich höherer Erlös ergebe.

Insgesamt wurde damit das Feinkonzept des Fördervereins mit dem konservativen Berechnungsansatz mehr als bestätigt.

Abschließend betonte Heinz Müller, dass man nicht wisse, was letztendlich im Gutachten stehen werde und ob trotz der bisher geleisteten Arbeit alles umsonst gewesen sei. Er gehe davon aus, dass der Vereinsvorstand bei der Präsentation des Gutachtens durch die Gutachter anwesend sein dürfe.

Bei der Vorstellung des Feinkonzepts in den Fraktionen seien auch Bedenken geäußert worden hinsichtlich des vorhandenen Personals. Diese Bedenken seien aber nach der Vorstellung ausgeräumt gewesen, da wie gezeigt genügend Personal vorhanden sei.

Bei der Frage, wie die Bevölkerung dazu stehen würde, wenn wegen des Hallenbads die Grundsteuer erhöht werden müsste, sei klar festzustellen gewesen, dass dies keinen freue. Allerdings seien hier auch auf der anderen Seite die Ausgaben zu nennen, wie die Sanierung des Rathauses, die gegenwärtig mit 29 Mio angegeben werde, wobei hier noch mit 5 Mio Fördergeldern gerechnet werde. Weiter seien hier auch die Ausgaben für die Sanierung der Ravolzhäuser Straße zu nennen. Insofern sei es unfair, von Steuererhöhungen „nur wegen des Hallenbads“ zu sprechen, ohne andere Ausgaben auf ihre Sinnhaftigkeit hin ebenfalls zu beurteilen.

„Fakt ist, Bedenken sind vorhanden, Fakt ist auch, wir vom Förderverein erfinden mit unserem vorgestellten Konzept das Rad nicht neu, denn es gibt viele positive Beispiele der gelungenen Umsetzung und somit der Rettung von Schwimmbädern. Fakt ist aber auch, es geht nur gemeinsam, im Miteinander der gesamten Stadt“, so Heinz Müller abschließend.

Auf einer Infoveranstaltung am 11. Juni soll das Feinkonzept allen Bürgerinnen und Bürgen vorgestellt werden.

Auf dem Titelfoto: Jochen Singer (links) und Heinz Müller bei der Vorstellung des Feinkonzepts

Bericht und Fotos: Markus Sommerfeld

 

 

Anzeige