Nicole Bertus und Carmen Merz (Neue Fraktion Erlensee) im Erlensee Aktuell-Interview

(ea) – Nicole Bertus und Carmen Merz bilden die Neue Fraktion Erlensee (NFE) im Erlenseer Stadtparlament. Nach gut einem Jahr als Stadtverordnete berichten sie im Erlensee Aktuell-Interview über ihre gemachten Erfahrungen und politische Zukunftspläne.

Seit gut einem Jahr sind Sie nun als Stadtverordnete Mitglied der Erlenseer Stadtverordnetenversammlung und bekleiden damit zum ersten Mal ein öffentliches Amt. Wie waren damals Ihre spontanen Eindrücke?

Nicole Bertus: Es war damals ein sehr mächtiger Eindruck. Zum ersten Mal war man mittendrin, was man sonst nur durch eine Art Schaufenster betrachtete oder worüber man sich in den Medien informierte. Plötzlich hatte man Verantwortung und eine Stimme im Parlament. Man musste langsam reinkommen und erkennen, dass politische Arbeit nicht so einfach ist, wie sich das manche vorstellen.

Carmen Merz: Vom Wahlerfolg – auf den man zwar gehofft aber mit dem man nicht gerechnet hatte – war man überwältigt und insgesamt positiv überrascht. Danach haben wir erst einmal sondiert und auch gemerkt, worauf wir uns da eingelassen haben. Wir sind aber offen und ehrlich aufgenommen worden, die Verwaltung mit Bürgermeister Stefan Erb hat uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Zunächst wurden Sie als Mitglied der TEZ gewählt, spalteten sich jedoch ab, so dass bei der konstituierenden Sitzung des Erlenseer Stadtparlaments keine TEZ-Fraktion mehr gebildet werden konnte. Mit der neu ins Leben gerufenen EBF-Fraktion zogen Sie ins Parlament, spalteten sich jedoch kurz darauf erneut und sind nun die kleinstmögliche und jüngste Fraktion mit dem zutreffenden Namen „Neue Fraktion Erlensee“. Was waren die Gründe?

Carmen Merz: Nach dem für uns überwältigenden Wahlerfolg mussten wir leider wieder einmal feststellen, dass man den Menschen nur vor die Stirn, aber nicht dahinter schauen kann.

Nicole Bertus: Wir hatten vor der Kommunalwahl teilweise nur vier Wochen Zeit, um die Kandidatenliste aufzustellen. Natürlich kamen Vorwürfe in der Art „wenn ihr zu jemanden ins Boot steigt, müsst ihr doch wissen, wer die sind“. Zum richtigen Kennenlernen hatten wir aber leider nicht die dafür erforderliche Zeit, da wir beide auch noch einem Ganztagsjob nachgehen und auch privat ausgelastet sind. Wir haben uns damals damit begnügt, mit Menschen, die offensichtlich die gleiche Meinung vertreten wie wir, zusammenzuarbeiten.

Wie kam es überhaupt dazu, sich dort zu engagieren?

Carmen Merz: Jonny Nedog hatte mich eingeladen, an der Parteigründung teilzunehmen. Später habe ich Nicole dazu gewinnen können, in der TEZ mitzumachen.

Warum kam es dann zu zwei Abspaltungen, aus denen schließlich die Neue Fraktion Erlensee hervorging?

Carmen Merz: Nur so viel, da wir keine persönlichen Schlammschlachten führen wollen: Wir mussten erkennen, dass wir uns zum einen mit der politischen Weltauffassung und zum anderen mit offenbar gewordenem persönlichen Verhalten nicht identifizieren konnten.

Nicole Bertus: Unsere Energie wollen wir ausschließlich auf ordentliche, saubere, politische Arbeit fokussieren. Dies war nach unserer Auffassung bei den gegebenen Umständen nur in der jetzigen Konstellation möglich.

Bis jetzt gibt es ja nur die Fraktion. Wie geht es weiter? Wird aus der Fraktion irgendwann auch eine Partei, in die man eintreten kann?

Carmen Merz: Wir streben eine Parteigründung an, zu der alle Bürgerinnen und Bürger herzlich willkommen sind. Unser Ziel ist es, bei der nächsten Kommunalwahl als Partei anzutreten.

Zu den aktuellen Themen in Erlensee: Wo liegen für Sie Schwerpunkte der politischen Arbeit?

Carmen Merz: Bei dem sehr wichtigen Thema Kinderbetreuung ist die Stadt auf einem guten Weg. Wir sind auch der Meinung, dass in der letzten Zeit Politik durch eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit insgesamt transparenter geworden ist. Nachdem wir uns eingearbeitet und die angebotenen Schulungen absolviert haben, mussten wir erkennen, dass Politik eben kein einfaches Brot ist. Man kann nicht alles von jetzt auf gleich haben. Vieles ist zudem Ländersache und kann auf Kommunalebene überhaupt nicht entschieden werden.

Nicole Bertus: Ganz oben auf unserer Prioritätenliste stehen nach wie vor die Themen Natur-, Tier- und Umweltschutz. Wir sind fest der Meinung, dass nicht jede kleine Fläche auch noch bebaut werden muss. Das nächste, für uns sehr wichtige Thema, ist „Transparenz“. Ein Beispiel: Während bei der Vorstellung des Bauprojekts von LIDL der Investor sofort genannt wurde, bleiben andere Investoren, zum Beispiel im Bereich einer aktuell geplanten Wohnbebauung, anonym, bzw. müssen erst recherchiert werden. Wir finden, wer hier investieren will, kann auch sein Gesicht zeigen.

Carmen Merz: Ebenfalls oberste Priorität besitzt das Thema „Sicherheit“. Hier gilt für uns der Grundsatz: Diese fängt im Kleinen an, will heißen: Man kann nicht alles auf die Polizei schieben, die übrigens einen sehr guten Job macht, man darf als Bürger auch nicht wegsehen und muss bereit sein, sich notfalls als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Trotzdem müssen wir alles tun und darauf drängen, dass das Land unseren Polizeiposten personell verstärkt und rund um die Uhr besetzt. Gleiches gilt für das Ordnungsamt, wobei hier allein unsere Kommune zuständig ist: Die Stadt Erlensee wächst und wächst. Wir haben fünf Bauingenieure aber nur drei Ordnungsamtsmitarbeiter und zwei Ortspolizisten. Wir wollen darauf hin arbeiten dass wenigstens die Ortspolizisten um eine weitere Person verstärkt werden.

Was halten Sie vom Freiwilligen Polizeidienst?

Carmen Merz: So, wie er bisher war, kann man ihn nur als reine Augenwischerei bezeichnen. Wir brauchen hier die richtigen Leute am richtigen Platz. Hinzu kommt, dass wir ja wirklich in einer brutalen Zeit leben, wo Jugendliche überhaupt keinen Respekt mehr vor der Polizei haben. Wer schützt davor die Hobbypolizisten? Wir sind klar der Meinung, dass einzig und allein eine vermehrte Streifentätigkeit der „richtigen“ Polizei sinnvoll ist.

Wie stehen Sie zur beabsichtigten Fusion von Erlensee und Neuberg?

Nicole Bertus: Wir warten hier zunächst die Machbarkeitsstudie ab. Sollte das Ergebnis positiv sein, kommt für uns ausschließlich ein Bürgerentscheid in Frage.

Thema Fliegerhorst: Sie sind Mitglied der Zweckverbandsversammlung, können also über die Entwicklung des „neuen Stadtteiles von Erlensee“ mitentscheiden. Wie sind hier Ihre gemachten Erfahrungen?

Carmen Merz: Mit dem Einzug ins Erlenseer Stadtparlament haben wir auch einen Sitz in der Zweckverbandsversammlung erhalten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Großteil der Fliegerhorstfläche vermarktet. Die Arbeit des Gremiums kannte ich bisher nur als Zuhörerin. Was ich aber feststellen möchte, ist, dass mit Herrn Liessmann als Vorsitzendem und Herrn Laskowksi als sein Stellvertreter ein frischer Wind weht: Es wird seitdem mehr auf einzelne, geäußerte Meinungen eingegangen, es wird mehr diskutiert und die Arbeit insgesamt transparenter, was sich auch an der zunehmenden Anzahl der Besucher ablesen lässt. Außerdem wurde sogar eine Rundfahrt über den Fliegerhorst durchgeführt, bei der einige der Zweckverbandsmitglieder zum ersten Mal sahen, über was sie überhaupt abstimmen.

Zum Abschluss noch eine Frage, die in die Zukunft gerichtet ist: Wo steht Erlensee Ihrer Meinung nach in 10 Jahren?

Nicole Bertus: Erlensee wird auf jeden Fall finanziell besser da stehen als heute und eine gute Infrastruktur aufgrund der zu erwartenden Steuereinnahmen sowohl durch die neuen Gewerbegebiete als auch durch den Zuzug weiterer Neubürger aufweisen.

Carmen Merz: Dies sehe ich genauso. Ich darf an dieser Stelle noch meinen Dank an alle für das entgegengebrachte Vertrauen aussprechen. Der große Zuspruch der Bürgerinnen und Bürger ist für uns Ansporn, unsere politische Arbeit mit voller Energie fortzusetzen.

Wir danken für das Gespräch.

Die Fragen stellte Markus Sommerfeld.

Auf dem Foto: NFE-Fraktionsvorsitzende Carmen Merz (links) und Nicole Bertus

Foto: Markus Sommerfeld

 

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