„Bedarfsbefriedigung statt Nostalgie“: Der 19. März 1945 und seine Folgen

(pm/ea) – So gut besucht wie am 19. März war eine Veranstaltung in der Vortragsreihe der Interessgemeinschaft Hanauer Altstadt und das Hanauer Geschichtsvereins sicherlich schon länger nicht mehr.

Bereits eine Viertelstunde vor dem Beginn der Veranstaltung war die Mensa der Karl-Rehbein-Schule gut gefüllt. Wer später kam, der oder die musste sich noch einen Sitzplatz organisieren, was schließlich jedoch allen gelang. Am Ende konnten deutlich mehr als 100 Besucherinnen und Besucher ohne Probleme den Ausführungen von Dr. Markus Häfner, neuer Leiter der Museen der Stadt Hanau, mit dem Titel „Der 19. März 1945 und seine Bedeutung für Hanaus Stadtbild und Erinnerungskultur“, folgen. Grundlage des Vortrages ist seine umfangreiche Darstellung, die im Jahr 2015 unter dem Titel „Jede Stadt braucht ihr Gesicht. Der Wiederaufbau der Stadt Hanau nach 1945“ als Band 49 der Hanauer Geschichtsblätter des Geschichtsvereins erschien.
Das Publikum, meist Personen im Rentneralter, was bei historischen Themen nichts Besonders ist, hatte den gut 70 Minuten andauernden Ausführungen dieses einschneidendsten Ereignisses in der Geschichte Hanaus große Aufmerksamkeit entgegengebracht. So hätte man während des interessanten und sprachlich gelungenen Vortrages die sprichwörtliche Nähnadel fallen hören können. Ergänzung fand die versierte Powerpoint-Präsentation Häfners durch die Einspielung der emotionalen Aussagen der Zeitzeugin Johanna Leipold und durch Sequenzen eines 1948 gedrehten Films, der den Zustand der Innenstadt während dieser ersten Wiederaufbauphase zeigt.

Doch der Historiker beschränkte sich nicht, wie schon der Titel vermuten lässt, auf Ausführungen zur fast vollständigen Zerstörung der Hanauer Innenstadt durch britische Bomber in den frühen Morgenstunden des 19. März 1945, als innerhalb von wenigen Minuten mehr als 2000 Einwohner der Grimmstadt ihr Leben verloren. Intensiver widmete sich Markus Häfner dem Wiederaufbau der Stadt in den ersten Nachkriegsjahrzehnten und den damit verbundenen teilweise recht intensiven Diskussionen, die den Umgang mit der noch erhaltenen historischen Bausubstanz betrafen.

Faktum war 1945, dass Tausende von Überlebenden ihre Wohnung verloren hatten und in unzureichenden Unterkünften lebten oder im Hanauer Umland untergekommen waren. Die Stadt zählte nur noch gut 8.000 Bewohner, deshalb musste verständlicherweise schnellstens neuer Wohnraum geschaffen werden. Gleiches galt für den Schulunterricht, der zeitweilig nur in einfachsten Provisorien stattfinden konnte, während die Stadtverwaltung für viele Jahre im Schloss Philippsruhe ihr Domizil gefunden hatte.

Dieser Situation mussten die Entscheider in der Stadt versuchen, so rasch wie möglich Abhilfe zu verschaffen. Folglich bestimmten in den Jahren nach 1945 praktische Überlegungen den Wiederaufbau Hanaus. Dringende Bedarfsbefriedigung überwog gegenüber von Nostalgie bestimmten Gedanken und Wünschen. Die Erhaltung oder gar die aufwendige Rekonstruktion oder Restauration zerstörter historischer Gebäude spielten in den ersten Nachkriegsjahren nur eine untergeordnete Rolle, weshalb manche Reste des Stadtschlosses, der alten Hola, Teile der Stadtmauer oder die Ruinen des Stadttheaters und des Zeughauses sowie einige Gassen der Altstadt einer funktionellen Nutzung weichen mussten. Glücklicherweise galt dies nicht für die Fassade des Deutschen Goldschmiedehauses und das Neustädter Rathauses. Als eindrucksvolle Mahnmale für den Frieden dienen heute die Ruine der Wallonischen Kirche und die Gedenkanlage für die Opfer des Bombenkriegs auf dem Hauptfriedhof.

Der Stil der öffentlichen Neubauten der Nachkriegszeit orientierte sich dann nicht an den Formen einer historischen Epoche, sondern man favorisierte beispielsweise bei der Bebauung des Marktplatzes, der Anlage des Schwimmbads oder der Karl-Rehbein-Schule einem funktionellen Modernismus.

Die Hanauer Stadtansicht wurde durch die Luftangriffe und den Wiederaufbau radikal gegenüber dem Erscheinungsbild der Zeit vor 1945 verändert – natürlich nicht zum Vorteil. In den letzten Jahren hat sich dann vieles zum Positiven verändert.

Foto: Erhard Bus

 

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