Nach 38 Jahren Dienst im Forstamt Hanau-Wolfgang Forstamtmann Michael Heilmann in den Vorruhestand verabschiedet

(pm/ea) – Am Mittwoch wurde nach 43 Jahren in der Forstverwaltung , davon 38 Jahre allein im Forstamt Hanau-Wolfgang, Förster Michael Heilmann von Lutz Hofheinz, Leiter des Forstamts Hanau-Wolfgang, in den Vorruhestand verabschiedet.

Eigentlich hätte Förster Heilmann noch gut zwei Jahre durchhalten können, aber: „Ich hatte das Gefühl, dass jetzt der richtige Zeitpunkt zum Gehen da ist. Die Luft war irgendwie raus“, so Heilmann.

Nach dem Abitur in 1978 am Ullrich-von-Hutten-Gymnasium in Schlüchtern und dem Wehrdienst in Gießen und Göttingen begann Michael Heilmann seine Forstlaufbahn mit einem einjährigen Forstpraktikum im Revier Steinau-Süd am Forstamt Schlüchtern, was er recht erfolgreich durchzog. Damit ausgestattet, bewarb er sich nach Baden-Württemberg, wo damals noch eine interne Ausbildung durchgeführt wurde, d.h. ab dem ersten Tag der Ausbildung gab es eine recht anständige Vergütung. Nach einer viertägigen Prüfung der Bewerber am Forstschlösschen in Karlsruhe wurde Heilmann sofort angenommen. So verbrachte der junge Heilmann die nächsten vier Jahre in der damaligen Forstdirektion Freiburg und an der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg am Neckar.

Aber irgendwie wollte Heilmann wieder in die hessische Heimat zurück. So staunte der Personalchef der Forstdirektion Freiburg nicht schlecht, als Heilmann ihm am Tag der Diplomübergabe mitteilte, er hätte eigentlich schon eine Forstdienststelle in Hessen im damaligen Forstamt Wolfgang. Und da von den damals 55 erfolgreichen baden-württembergischen Jungförstern aber irgendwie nur 54 Stellen zur Verfügung standen, war durch Heilmann das Problem der einen fehlenden Stelle gelöst. So hatte dann auch der damalige Personalchef nichts gegen diese gewisse Art der Amtshilfe von Baden-Württemberg an Hessen einzuwenden.

Am 21.Oktober 1985 war der erste Tag für Heilmann im damaligen Forstamt Wolfgang, am 31. Oktober 2023 wird der letzte Tag im heutigen Forstamt Hanau-Wolfgang sein. Da noch jede Menge Überstunden abzufeiern sind, ist Heilmann praktisch schon Mitte Juli aus dem Dienst ausgeschieden. Der Nachfolger ist Claus Keller, der gleich nach seiner Forstprüfung die Stelle von Heilmann übernehmen konnte.

Für über 30 Jahre war Heilmann als Revierförster im Forstamt tätig. Zunächst leitete er das Forstrevier Lamboybrück ab 1989. Das Revier bestand aus Teilen der Großen Bulau direkt am Forstamt und dem gesamten Kinzigauewald. Es gab viele Herausforderungen in Sachen Naturschutz, da es große Bestrebungen gab, den Kinzigauewald stillzulegen. Heilmann war gegen diese großflächigen Stilllegungen, da er wusste, das Waldpflege mit Holznutzung sich sehr gut mit dem Naturschutz verbinden ließ. Dies war aber nicht die Meinung des privaten und amtlichen Naturschutzes. Er konnte die Waldstilllegungen nicht verhindern, obwohl er in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Ortsverband Rodenbach etliche Jahre aktiv tätig war und dort auch Unterstützung fand. Dabei leitete er auch die Waldjugendgruppe „Rodenbacher Dachse“ für 12 Jahre, wobei die Jugendgruppe sogar einmal den Hermann-Messer-Preis der Stadt Hanau gewann, einen Umweltpreis für außergewöhnliche Leistungen im Naturschutzbereich.

Eine weitere Leidenschaft von Heilmann waren die einmal jährlich stattfindenden Waldjugendspiele mit den dritten Klassen der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach. Auf 12 Stationen wurden die ca. 100 Drittklässler in kleinen Gruppen „draußen im Wald“ abgefragt, was sie in den Wochen zuvor theoretisch in der Schule gelernt hatten. Es war jedes Mal ein Highlight für Schüler und die ca. 35 Helfer, zumal zum Abschluss es auch leckere Grillwürste und ausreichend Getränke gab.

Ab 2005 im Rahmen einer großen Forstreform übernahm Förster Heilmann das Forstrevier Rodenbach. “Eines der schönsten Waldreviere, die ich kenne“, schwärmt bis heute der ehemalige Revierförster. Er übernahm ein Revier mit vielen Altbeständen, die zur Verjüngung anstanden. Das bedeutete viel Arbeit. Das Revier bestand zunächst neben dem Staatswald auch aus den Gemeindewäldern Erlensee und Rodenbach. In 2008 wurde das Revier Rodenbach wieder verändert und bestand dann nur noch aus Staatswald, der sich von Erbstadt, Eichen, Bruchköbel, Rodenbach bis nach Freigericht-Horbach erstreckte. In diesem sehr arbeitsintensiven Revier meisterte Heilmann die Herausforderung der Waldverjüngung der Altbestände mit viel Fleiß, Sachverstand und Leidenschaft, die man dazu auch benötigt. Die Meisterleitung dabei war die Verjüngung von Alteichenbeständen von über 20 ha Eichennaturverjüngung, sowohl der Stieleiche in der Ebene bei Bruchköbel als auch der Traubeneiche in der hügeligen Landschaft von Oberrodenbach. Die Eichen wachsen am Anfang im Vergleich zu anderen Baumarten, z.B. der Buche, sehr langsam, benötigen daher sehr viel Aufmerksamkeit, Pflege und kosten daher auch einige Euro.

Diese 15 Jahre wurden leider auch durch starke Sommerstürme begleitet, z.B. in 2011 und 2013, wo jeweils innerhalb von 20 Minuten etliche 1000 m³ Windwurf (Bruchholz) zu Boden gingen. Dies waren erhebliche Herausforderungen für den Revierförster.

Ein Schwerpunkt in der Arbeit von Förster Heilmann war der Naturschutz. „Da ich ja vor meiner Forstausbildung begeisterter Ornithologe (Vogelkundler) war und immer noch bin, lag mir der Naturschutz in meinem Revier sehr am Herzen“, so Förster Heilmann. In den 30 Jahren seiner Revierleitertätigkeit legte er über 30 Feuchtbiotope an, viele Waldwiesen wurden fürsorglich gepflegt, erweitert und neu angelegt. Die Waldränder im Innen- und Außenbereich des Waldes wurden ebenfalls intensiv gepflegt, z.T. auch neu angelegt, und jede Menge von sogenannten Habitatbäumen und Habitatbaumgruppen (außergewöhnliche in der Regel alte Bäume, die dann für die „Ewigkeit“ stehen bleiben) wurden ausgewiesen.

Des Weiteren wurden in der eigenen Jagd im Staatswald die Wildbestände in erträglichem Rahmen gehalten, damit der junge Wald aufwachsen konnte. Das kostete wiederum Zeit und viel Engagement. Die Verkehrssicherung entlang der Landstraßen und entlang der Waldwege waren wichtige Aufgaben von Heilmann. D.h. es war wieder viel Fleiß und Leidenschaft notwendig.

Vor ca. vier Jahren gab Heilmann die Revierförstereitätigkeit auf und wechselte voll in den Naturschutz als Funktionsbeamter Naturschutz im Forstamt Hanau-Wolfgang. Dabei hatte Heilmann in Zusammenarbeit mit der Oberen Naturschutzbehörde beim RP Darmstadt über 30 Schutzgebiete (Naturschutzgebiete, Vogelschutzgebiete und andere) zu betreuen und zu pflegen. Dazu kamen Tätigkeiten als Biberbeauftragter, neuerdings auch Wolfsbeauftragter.

Und im Forstamt außerhalb der Schutzgebiete nahmen ebenfalls die Tätigkeiten im Naturschutz erheblich zu, dessen Koordination auch in das Tätigkeitsfeld des Funktionsbeamten für Naturschutz fällt. Auch hier war neben der fachlichen Kompetenz wieder Leidenschaft gefragt. „Ohne Leidenschaft im Beruf solltest du kein Förster werden“, so das abschließende Urteil von Heilmann.

Mit 64 Jahren ist jetzt Schluss mit seiner forstlichen Tätigkeit. D.h. aber nicht, dass Heilmann sich faul in seinen Wohnzimmersessel fallen lässt. “Die Politik interessiert mich seit einiger Zeit. Ich habe vier Kinder und möchte, dass sie weiterhin in einem freiheitlichen, demokratischen und vor allen Dingen christlichen Deutschland leben sollen. Dies sehe ich z.Zt. als gefährdet an. Deshalb kann ich mir vorstellen, jetzt noch einmal in der Politik tätig zu werden“, so das Schlusswort des christlich eingestellten Försters a.D..

Auf dem Foto: Forstamtsleiter Lutz Hofheinz (links) und Michael Heilmann bei der Verabschiedungsfeier und Übergabe der Urkunde

Foto: Markus Sommerfeld

 

 

 

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