Reisebericht von Werner Beier: „Wer die Pinguine gesehen hat, will auch noch die Eisbären sehen“

Im Rahmen der Serie „Reiseberichte der Erlensee Aktuell-Leser“ berichtet Werner Beier von seiner Reise in die Arktis. Heute Teil 4.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

sorry, dass es etwas länger mit dem vierten Teil gedauert hat. In den letzten 5 Tagen habe ich an so vielen interessanten Veranstaltungen teilgenommen, dass keine Zeit zum Schreiben blieb. Zusätzlich sind mir auch noch durch Zeitumstellungen 4 Stunden weggenommen worden. Deshalb wird es ein längerer Bericht.

Nochmal einige allgemeine Bemerkungen zu dieser Reise. Es ist, darauf werden wir als Gäste immer wieder hingewiesen, eine Expeditionsreise. Das beinhaltet, dass es immer wieder zu kurzfristigen Änderungen kommt. Zudem, dass die Route geändert und auch mal Veranstaltungen gestrichen werden und dann andere hinzukommen. Eben halt immer mal was Neues, und das auch mal untertägig.

Wir wollten jetzt die Siedlung Ulukhaktok besuchen. Es war schon bekannt, dass für uns dort auch eine kulturelle Aufführung geplant ist. Bevor das Schiff die Anlandung durchführt, wird natürlich ein Kontakt zu den Ansprechpartnern vor Ort durchgeführt. Auf dem Schiff sind einige Covidfälle aufgetreten, und das wurde der Coummnity Ulukhaktok mitgeteilt. Die Verantwortlichen von Ulukhaktok sprachen sich gegen die Anlandung von der MS Roald Amundsen aus, was akzeptiert wurde. Das gesundheitliche Risiko für die Einwohner wollte man nicht eingehen. Was akzeptiert werden muss, denn die medizinische Infrastruktur in diesem Bereich der Welt ist einen total andere als bei uns. https://de.wikipedia.org/wiki/Ulukhaktok

Wir fuhren weiter, mit vielen interessanten und kurzweiligen Vorträgen. Das Beste finde ich, das die verschiedenen Wissenschaftler und Sachkundigen sehr oft für unsere Detailfragen nach ihren Vorträgen zur Verfügung stehen und es immer, ich meine wirklich immer, ein Teammitglied uns bei Übersetzungen hilft. Die Bordsprache ist zwar Englisch, aber bei den Vorträgen wird oft simultan ins Deutsche übersetzt.

Hervorzuheben ist, dass auf dem Schiff ein Historiker sein muss, wenn man Gäste auf unbewohnte Inseln anlandet. Dieser Historiker muss vorher die Gegend begehen und schauen, ob historische Artefakte in dem Bereich sind, der betreten werden soll. Diese müssen gekennzeichnet und nur in einem Abstand von rund 5 Meter begangen werden. Er ist verantwortlich, dass die entsprechenden Vorschriften eingehalten werden.

Landgang am nächsten Tag Sutton Island, erster Landgang. https://en.wikipedia.org/wiki/Sutton_Island_(Nunavut)

Diese Insel ist so bekannt, dass es dazu keinen Eintrag im deutschsprachigen Wikipedia gibt. Nur Steine, aber interessante Formationen, Wind, Eis und Wasser formen diese Landschaft. Anbei mal ein paar Eindrücke, die Vielfalt beschreiben. Natürlich dürfen diese Steine nicht mitgenommen werden.


Diese Ausschichtung macht die Natur alleine. Erstmal nicht zu glauben, ist aber so.


Der Stein sah aus der Entfernung wie ein Zelt aus.

Dann ging es weiter zum nächsten Ort Cambriage Bay. Dort konnte eine Anlandung stattfinden. https://de.wikipedia.org/wiki/Cambridge_Bay

Hier gibt es eine Forschungsstadtion von Kanada. Diese Gebäude wirkt total unwirklich zu den normalen Gebäuden der Stadt.


Interessant war das Kunstwerk vor diesem Gebäude. Dieses soll die Nordlichter darstellen. Das Besondere daran ist, wenn der Wind von einer gewissen Seite kommt, entsteht ein melodisches Windspiel.

Einige Impressionen von diesem Ort. Das Leben hier ist nicht mit dem zu vergleichen, dass wir Tag für Tag bei uns kennen. Neben den total anderen klimatischen Bedingungen sind hier auch kulturelle Unterschiede auf Anhieb zu sehen. Wenn man mit offenen Augen durch den Ort gegangen ist, wird man es sehen, wird, gut geerdet auf das Schiff zurückgekommen sein.

Dieser Ort ist froh, wenn mal ein Schiff ankommt. Etwas Abwechselung und etwas zusätzliches Geld für die Bevölkerung, zum Beispiel durch die Führung in Gruppen durch den Ort.

Eine Ortsansicht.

Die Kirche von innen.

Die Feuerwehr von Cambridge Bay.

 

Im Museum des Ortes gab es einiges zu entdecken.

An diesem Abend kam es zu einem Treffen, mitten in der Nordwest-Passage zwischen den Schwesterschiffen Roald Amundsen und der Fridtjof Nansen. https://hurtigwiki.de/schiffe/ms_fridtjof_nansen

Hier wurden auf offener See die Schlauchboote ausgetauscht, da die Amundsen für die USA zertifizerte hatte und die Nansen nicht. Die MS Nansen aber die Nordwest-Passage in andere Richtung durchquert. Das war auf 68 Grad und 42 Minuten Nord und 104 Grad und 9 Minuten West.

Als letzter Ort den wir geplant Anlanden war dann noch In Gjoa Haven. https://de.wikipedia.org/wiki/Gjoa_Haven

Wie auch in Cambridge Bay, ein Ort wo wir wieder Eindrücke sammelten. In diesem Ort verbrachte Roald Amundsen auf seiner Expedition zum Finden der Nordwest-Passage zwei Jahre. Deshalb war es für die Expeditionsreise ein Muss, hier an Land zu gehen. Im Rathaus ist auch der Kopf als Statue zu sehen. Im Museum gab es auch wieder Dinge, die man als Teilnehmer der Reise fotografieren musste.

Neben Englisch sind alle Schilder, Erläuterungen und viele Texte immer auch in Inukitut.

Vor dem Rathaus wollten sie uns Lachs zu essen verkaufen, was wir aber ablehnen mussten.

Der Kopf von Roald Nansen im Rathaus von Gjoa Haven.

Eindrücke aus dem Museum von Gjoa Haven.

Nachdem wir diesem Ort wieder verlassen haben, ich wiederhole mich da etwas, waren wir gedanklich etwas anders unterwegs. Bei Unterhaltungen mit einigen Expeditionsmitgliedern wurde uns bewusst, was die „Zivilisation“ über Jahrzehnte hier angerichtet hat. Zum Teil mit der Maßgabe, dass nur unsere Zivilisation die richtige ist. Seit jetzt mehr als 20 Jahren, wo es für die inugenen Völker mehr Rechte, für ihre Kultur und Eigenständigkeit gibt, ist es trotzdem für die Menschen schwierig hier zu leben. Zum Einem, dass, was es in aller Welt gibt, Internet ist hier vorhanden, und zum anderen hier ihre persönliche Lage.

Die Reise war bisher genau das, was ich mir vorgestellt habe. Es wird jetzt ein paar Tage dauern, bis wir dann in Grönland auf einen ganz anderen Menschenschlag treffen werden. Bis dahin werden wir wahrscheinlich noch einige Dinge in der Natur sehen, und erleben, warum wir uns auf diese Reise begeben haben.

Fortsetzung folgt bald.

Auf dem Titelfoto: Im Museum

Fotos: Werner Beier

 

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