Leserbrief von Helmut Hasenhait zum Thema „Traditionelles Platzkonzert der Kinziggeister vor dem Rathaus / Rathauserstürmung am Faschingsdienstag“

Ein alter, ehemaliger Kinziggeist – ein Ur-Geist – erinnert sich: Wie alles einmal begann und aus einer Laune heraus eine schöne Tradition wurde. Es war einmal…1984/1985 oder 1986 ….viele der jetzigen Kinziggeister waren noch gar nicht auf der Welt.

Nach anstrengenden, aber schönen Rosenmontagsauftritten (überwiegend in Gelnhausen), saßen einige Kinziggeister zusammen und sprachen über den nächsten Tag, den Faschingsdienstag. Die nächsten Auftritte sind erst am Faschingsdienstagsmittag bzw. Nachmittag geplant. Was machen wir mit dem Vormittag? Wir könnten ja mal in Erlensee die Schulen, die Kindergärten und die ortsansässigen Geschäfte und Banken besuchen, damit wir uns bekannter machen (viele von uns waren aus Erlensee) und den Geist der schwäbisch-allemanischen Fassenacht nach Erlensee tragen und die Guggemusik vorstellen und bekannt machen, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir erst 1-2 Auftritte in Erlensee im damaligen Wellert-Saal und im ehemaligen Löwen. Die Erlenseer kannten uns noch nicht bzw. nur wenige.

Alle waren begeistert und so wurde es umgesetzt, das war 1984 (Nachtfalter-Tour), 1985 (Dorfdepp-Tour) oder 1986 (Harlekin-Tour). So wurde es in die Tat umgesetzt. Wir trafen uns auf dem Parkplatz vorm Rathaus und besuchten die Eulenhofschule, den damaligen Minimal im Erlensee-Center, die Raiffeisenbank und die Sparkasse. Anschließend stürmten wir das Rathaus. Die Sekretärin oder Vorzimmerdame des damaligen Bürgermeisters, Erich Wörner, fragte uns, nachdem wir lautstark ins Rathaus eingedrungen seien, ob wir einen Termin beim Bürgermeister hätten? Der Herr Bürgermeister sei in einem Termin und nicht zu sprechen.

Das hat uns wenig interessiert. Wir haben lautstark unsere Anwesenheit im Rathaus demonstriert und plötzlich erschien auch Herr Erich Wörner. „Was ist denn hier los?“ Bei dem Radau seien keine Sitzungen möglich. Helmut Meier hat uns kurz vorgestellt und erklärt, wer wir sind und was wir tun und welche Ziele wir verfolgen. (… Guggemusik.., Tütenmusik,… Masken, das waren damalig die Schlagworte von Helmut)

Wir sind dann lautstark nach unten ins Foyer gezogen und haben dort unser erstes Platzkonzert im Rathaus gegeben. Die Mitarbeiter des Rathauses haben sich in den Gängen und im Treppenhaus versammelt und haben dieser komischen und seltsamen und befremdlichen Gruppe von lautstarken Geistern bzw. Guggemusikern aufmerksam zugehört. Die Mitarbeiter des Rathauses haben sich sofort bemüht, uns mit Getränken und einem kleinen Imbiss zu versorgen. Und das hat spontan auch super funktioniert.

In den darauffolgenden Jahren waren alle Beteiligten und zu besuchenden Geschäfte oder Banken besser auf unseren Besuch vorbereitet. Es wurden Snacks und Getränke angeboten. Wir trafen uns in den darauffolgenden Jahren am Faschingsdienstag wieder auf dem Rathausplatz und die erste Anlaufstelle war Optiker Johannes Steidte. Er hatte belegte Brötchen und Getränke vorbereitet. Nach der ersten Stärkung ging es dann in die Banken. Anschließend sind wird dann in Richtung Rathaus marschiert und haben natürlich interessiertes Publikum mitgenommen.

In den folgenden Jahren wurde es im Rathausfoyer immer enger, da uns immer mehr Zuhörer ins Rathaus gefolgt sind. Dort sind wir aber immer herzlich empfangen worden und man hatte entsprechend Vorbereitungen getroffen: Snacks und Getränke waren für uns kostenfrei von der Stadt bzw. damals noch der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden. Mit den Jahren hat es sich in Erlensee herumgesprochen: Die Guggemusiker-Kinzigeister sind am Faschingsdienstag in den Banken und im Rathaus. Somit musste die alljährliche Rathausstürmung nach draußen, also vor das Rathaus verlegt werden. Das hatte natürlich zur Folge, dass immer mehr Besucher angelockt wurden. Ortsansässige Kindergärten und Grundschulen sind mit den Kindern zum Rathaus gezogen und wollten die Kinziggeister live erleben. Aus einer spontanen Idee hat sich dann diese schöne Tradition entwickelt.

Ich möchte hier an dieser Stelle ganz klar folgendes betonen:

Diese Veranstaltung war immer ein Event der Kinziggeister und nicht der Gemeinde oder der Stadt Erlensee.

Mit der Zeit kam es dann zu erfreulichen Nebeneffekten:

– Dietrich Kaufmann hat Getränke zum Verkauf angeboten
– Walter „Phillipp“ Stolper hat Bratwürstchen zum Verkauf angeboten
– Umzugswagen sind hinzugekommen, die anschließend zu Faschingsumzügen gefahren sind.

Alle Beteiligten wollten einfach etwas Schönes und etwas Besonderes am Faschingsdienstag in Erlensee erleben. Von Menschen aus Erlensee für Menschen aus Erlensee. Und das, was einige wollten, wurde ohne jegliche Forderungen an andere einfach in die Tat umgesetzt und die Stadt hat uns dabei immer wohlwollend unterstützt.

Und so wurde aus einer Laune und einer Idee, eine schöne, immer wiederkehrende Veranstaltung am Faschingsdienstag auf dem Rathausvorplatz, sozusagen eine feste Institution am Vormittag des Faschingsdienstag, die bei interessierten Zuhörern – und das waren nicht wenige – fest eingeplant wurde. Hierfür nahmen viele Erlenseer sogar Urlaub, um dabei sein zu können.

Nach einem dieser Auftritte auf dem Rathausplatz kam es dann zu einem Gespräch zwischen Helmut Meier (Mitbegründer und damaliger Sprecher der Kinziggeister) und Bürgermeister Stefan Erb: „Wäre es denn nicht möglich, eine kleine Bühne oder ein Podest für uns zu errichten? Denn die Kinder und die Besucher sehen uns doch gar nicht.“

Dieses wurde dann auch umgesetzt. Die Truppe vom Bauhof hat die Podeste aus der Erlenhalle auf dem Rathausvorplatz aufgebaut. Wir wurden von allen Seiten immer bestens unterstützt, insbesondere von der Stadt. Dieses Event oder das Platzkonzert hat keinerlei Genehmigungen benötigt und auch keinerlei Sicherheitskonzepte oder ähnliches. Es war einfach ein spontanes Event der Kinziggeister in Erlensee.

Es hat immer gut in die terminliche Planung gepasst und anschließend sind wir dann entweder zu einem weiteren Auftritt oder Umzug oder direkt nach Luzern gefahren.

Darum mein Appell und mein Aufruf an die Kinziggeister:

Liebe Guggemusiker, liebe Kinziggeister! Prüft doch mal, ob es in Eure terminliche Planung passt? Ein Platzkonzert am Faschingsdienstag auf dem Rathaus-Vorplatz, für die Kinder, für die Senioren, ach – einfach für alle Menschen, die sich auf diese Veranstaltung gefreut haben.

Es grüßt Euch von Herzen, ein alter UrGeist

Helmut Hasenhait
Erlensee

 

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