Offener Brief der DLRG Nidderau zum Thema „Schließung des Hallenbades in Erlensee“

(pm/ea) – Mit einem Offenen Brief wendet sich die DLRG Nidderau an die Öffentlichkeit zum Thema „Schließung des Erlenseer Hallenbads“.

Der Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister Erb, sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats der Stadt Erlensee, verehrte Stadtverordnete,

mit großem Entsetzen erfuhren wir aus der öffentlichen Presse von Ihrer Ankündigung, das Schwimmbad in Erlensee auf Ihr Geheiß ab Juli 2023 zu schließen. Hierzu möchten wir als Vorstand der DLRG Ortsgruppe Nidderau e.V. Stellung nehmen.

Am 17. November soll über die endgültige Schließung in der Stadtverordnetenversammlung entschieden werden. Der Vorstand der DLRG Ortsgruppe Nidderau e.V. spricht sich ausdrücklich für die Suche nach alternativen Lösungen aus und unterstützt im Schulterschluss mit der DLRG Ortsgruppe Erlensee die Petition „hallenbad-erlensee-sanieren-statt-abreissen“. Die DLRG bildet in Nidderau seit Jahrzehnten Anfänger-, Jugend- und Rettungsschwimmen aus. Die Anzahl der Anfragen nach Anfängerschwimmkursen war schon immer hoch und nehmen in den letzten Jahren dramatisch zu. Unsere ehrenamtlichen Ausbilder und Trainer sind schon lange nicht mehr in der Lage, diesem immensen Bedarf an Anfänger- und Jugendschwimmen gerecht zu werden. Den Ausbildungsstau, der sich darüber hinaus aufgrund der Corona-Pandemie gebildet hat, werden wir voraussichtlich noch Jahre spüren. Übermäßig viele Anfragen zu Anfängerschwimmkurse für Kinder im Alter von 10 Jahren und älter, zeigen die Brisanz der aktuellen Schwimmfähigkeit.

Unser Einzugsgebiet reicht inzwischen über Altenstadt, Büdingen, Karben, Niddatal und Maintal hinaus. Anfragen zu Anfängerschwimmkursen, die in Zukunft auch aus Erlensee eingehen, müssen von der DLRG Nidderau und anderen örtlichen Schwimmkursanbietern, mangels verfügbarer Ausbildungsplätzen, abgewiesen werden. Der DLRG Bundesverband hat bereits vor vielen Jahren mit der Aktion „Rettet die Bäder“ davor gewarnt, dass Deutschland sich auf dem Weg zu einem „Nichtschwimmerland“ entwickelt. So wurden in den vergangenen 17 Jahren durchschnittlich jährlich 80 Schwimmbäder geschlossen. Die Statistiken zeigen bereits ihre „Wirkung“, wonach viele Kinder im Grundschul- und Mittelstufenalter inzwischen keine (sicheren) Schwimmer mehr sind und die Todeszahlen durch Ertrinken in der Altersgruppe von bis zu 10 Jahren bereits steigen. 2020 hat die DLRG eine Petition im Deutschen Bundestag eingereicht, wonach auf politischer Ebene ein Umdenken gefordert wird.

Der Unterhalt eines Schwimmbades ist immer mit hohen Kosten – zusätzlich verschärft durch die aktuelle Energiepreissituation – verbunden. Sicherlich für jede Kommune eine haushaltspolitische Herausforderung. Die Schließung einer solchen kostenintensiven Einrichtung ist – zumindest vordergründig – eine sehr einfache Lösung. Eine Herausforderung dagegen anzunehmen, kreative und vernünftige Lösungsansätze zu entwickeln und die Bürger für gesellschaftspolitische Projekte zu gewinnen – sehen wir, die DLRG, als zielführend an.

Die im Magistrat einstimmig getroffene Entscheidung, das Hallenbad in Erlensee zu schließen, erfolgt zu Lasten zukünftiger Generationen. Herr Bürgermeister Stefan Erb, Frau Birgit Behr als Erste Stadträtin, die Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung, Sie alle werden mit Ihrem Gewissen vereinbaren müssen, dass auch Sie durch Ihre Entscheidung eine Mitschuld an dem derzeitigen Abwärtstrend der Nichtschwimmersituation trifft – dafür tragen Sie die Verantwortung. Konkret können durch die Schließung des Schwimmbades früher oder später auch Kinder der Stadt Erlensee durch Ertrinken ums Leben kommen, weil sie mit 6, 8 oder 10 Jahren immer noch keine Chance bekommen haben, sicheres Schwimmen zu erlernen.
Genauso werden weniger Rettungsschwimmer und Katastrophenschutzmitarbeiter ausgebildet, die öffentliche Badestellen bewachen oder bei Hochwasserereignissen Menschenleben retten. Mittelfristig können auch hierdurch Erlenseer Bürger Leidtragende sein. Dass darüber hinaus eine Badschließung das gesellschaftliche Leben einschränkt, das Schulschwimmen in Ihrer Stadt vermutlich eingestellt wird, Vereine zur Auflösung gezwungen oder Jugendliche ihrer sozialen Aufgaben (u.a. als Ausbilder am Beckenrand, in der Jugendarbeit, dem Wasserrettungsdienst oder im Katastrophenschutz) beraubt werden sind Beispiele negativer Auswirkungen.

Vor diesem Hintergrund, sehr geehrter Herr Bürgermeister Erb, klingt Ihre Erklärung „Letztlich läuft aber alles auf eine Entscheidung der Vernunft hinaus, alles andere wäre fahrlässig und verantwortungslos“ (Quelle: www.erlensee-aktuell.com, 27. Oktober 2022) geradezu zynisch. Die Bürger Erlensees und seiner Umgebung brauchen das Schwimmbad – alles andere ist – um Ihre Worte aufzugreifen – fahrlässig und verantwortungslos.“

(Anmerkung der Redaktion, um Missverständnissen vorzubeugen: Am 17. November erfolgt die Einbringung des Haushaltsentwurfs durch Bürgermeister Stefan Erb in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Eine Entscheidung über das Hallenbad wird frühestens am 15. Dezember fallen, wie in dem oben verlinkten Artikel auch so berichtet wird.)

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