Verkehrsbericht des Polizeipräsidiums Südosthessen für 2020: Deutlicher Rückgang der Unfallzahlen

(pm/ea) – „Die Zahl der Verkehrsunfälle erreichte im durch die Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre“, so Polizeipräsident Eberhard Möller und Abteilungsdirektor Claus Spinnler bei der Vorstellung der aktuellen Verkehrsunfallstatistik des Polizeipräsidiums Südosthessen.

Die Zahl der polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle, die sich im Jahr2020 auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen ereignet haben, ist von 14.667 in 2019 deutlich auf 12.145 gesunken und entspricht damit dem Hessentrend. „In mehr als 80 Prozent der Unfälle blieb es bei Blechschäden“, sagte Eberhard Möller und ergänzte: „Schwer wiegen dagegen die Verkehrsunfälle, bei denen 21 Menschen verstorben sind und 414 schwer verletzt wurden.“ Sechs Personen starben bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften, zwölf auf den außerhalb gelegenen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen und drei auf den Autobahnen. Im Jahr 2019 verloren 31 Personen ihr Leben und 605 erlitten schwere Verletzungen (neun Personen starben bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften, 19 auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen und drei auf Autobahnen).

„Bei den Unfallfluchten registrierten wir den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre. Insgesamt sank die Zahl um 940 auf 5.128. Blickt man auf die Zahl aller Unfälle, hat der Anteil der Unfallfluchten mit 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht zugenommen“, so Claus Spinnler. Die Aufklärungsquote der Unfallfluchten insgesamt lag bei 39 Prozent. Nochmals zugelegt in Punkto Aufklärungsquote haben die Spezialisten der Unfallfluchtgruppe, die bei nahezu 57 Prozent, also mehr als bei jedem zweiten Unfall mit Personenschaden, die Beteiligten ermittelten. Insgesamt wurden 294 Personen verletzt, davon 25 schwer. Spinnler fügte an: „Zwei Menschen kamen im letzten Jahr ums Leben. Anfang Januar wurde in Hanau eine 80-jährige Fußgängerin mit Rollator von einem Transporter überrollt und im März war in Offenbach eine Radfahrerin unter einen Bus geraten. In beiden Fällen ermittelten die Beamten die mutmaßlichen Unfallbeteiligten.“ Auch bei den Fluchten mit einem Fremdschaden ab 2.000 Euro erhöhten die Ermittler die Aufklärungsquote um mehr als zwei Prozent auf nunmehr fast 48 Prozent.

Das Aufgabengebiet der Unfallfluchtermittler erstreckt sich unter anderem auf die Spurensuche, -sicherung und deren Auswertung, die Rekonstruktion von dem Unfallgeschehen sowie die Auswertung von Datenträgern. Zudem arbeiten die Beamtin und Beamten eng mit den Staatsanwaltschaften, Sachverständigen und den Versicherungsgesellschaften sowie den Fachkommissariaten zusammen. Die Unfallfluchtermittler haben den ⇒ Flyer „Verkehrsunfall – So verhalten Sie sich richtig“ entwickelt. Darin sind Fakten, Verhaltensregeln und das richtige Handeln nach einem Unfall kurz und prägnant dargestellt. Möller und Spinnler empfehlen jedem Verkehrsteilnehmer, sich diesen durchzulesen und gegebenenfalls griffbereit im Fahrzeug oder bei sich zu haben.

Mehr Unfälle mit Pedelecs

„Die Zahl der Fahrradunfälle ist gegenüber dem Vorjahr erfreulicherweise um 95 auf 617 gesunken, obwohl es im Pandemiejahr scheinbar mehr Bürgerinnen und Bürger nach draußen in die Natur zog. Dennoch verunglückten drei Radler tödlich, 71 erlitten schwere und 413 Personen leichte Verletzungen“, sagte Möller und ergänzte: „Markant ist wie bei allen Zweiradunfällen, dass unabhängig vom Alter fast doppelt so viele männliche wie weibliche Radler verunglückten.“ Außerdem wurde im Berichtsjahr jeder zweite Unfall durch den Fahrradfahrer selbst verursacht. (2019: Vier Tote, 99 Schwer- und 450 Leichtverletzte).

Erneut angestiegen sind dagegen die Unfälle bei den Fahrrädern mit elektrischer Unterstützung – den im herkömmlichen Sinne genannten Pedelecs beziehungsweise E-Bikes. Der Behördenleiter sagte: „Wir registrierten im letzten Jahr 25 Unfälle mehr als noch 2019. Von den 76 erfassten Unfällen verunglückte eine Person tödlich, 14 wurden schwer und 54 leicht verletzt. Zunehmend betroffen waren jüngere Zweiradfahrer.“ In diesem Zusammenhang wies Möller auf die am Mittwoch stattgefundenen Verkehrssicherheitsaktionen für die schwächeren Verkehrsteilneh-mer „sicher.mobil.leben – Radfahrende im Blick“ in Mühlheim und Hanau hin.

Zahl der Unfälle unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss rückläufig

„Positiv ist der erneute Rückgang bei den Unfällen unter Alkohol- und/oder Drogeneinfluss“, sagte Polizeipräsident Möller und ergänzte: „Die Zahl ist um 81 auf 403 gesunken.“ Darunter waren 315 Unfälle, bei denen mindestens ein Beteiligter Alkohol getrunken hatte. In 40 Fällen hatte ein Beteiligter sowohl Alkohol als auch Drogen intus. Bei jedem dritten Unfall wurde mindestens eine Person verletzt. Zwei Menschen verstarben, 42 wurden schwer und 140 leicht verletzt. (2019: Fünf Tote, 63 Schwer- und 156 Leichtverletzte).

Bei 10 von 21 tödlichen Unfällen überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ursächlich

„Ebenso positiv zu bewerten ist, dass die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle um 192 auf 1.190 gesunken ist und dies einem Anteil an der Gesamtunfalllage von unter zehn Prozent entspricht. Frappierend und traurig ist jedoch, dass bei zehn von den insgesamt 21 tödlichen Unfällen im letzten Jahr überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ursächlich war“, führte Spinnler weiter aus. (Im Jahr 2019 verunglückten acht Menschen tödlich). Die Geschwindigkeit ist – neben zu geringem Abstand und Vorfahrtverstößen – nach wie vor eine der Hauptursachen für schwere Unfälle. Geschwindigkeitskontrollen waren daher im Berichtsjahr unerlässlich und werden auch im Jahr 2021 fortgesetzt. Im Schnitt kommen die Handmessgeräte und der Geschwindigkeitsmessanhänger täglich an zwei Gefahrenstrecken zum Einsatz. Zusätzlich in Sachen Verkehrssicherheit waren die „Provida“-Teams der Polizeiautobahnstation Langenselbold unterwegs, die mehr als 900 Geschwindigkeits-, über 200 Abstands- sowie fast 170 Überholverbotsverstöße dokumentierten und entsprechend anzeigten. Außerdem waren unter weiteren 440 Verfahren auch etliche Fahrer, die mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt und im „Blindflug“ unterwegs waren. Wie oft Unfälle durch zu geringen Sicherheitsabstand mit der Ablenkung durch Handynutzung einhergehen, lässt sich statistisch schwer feststellen. Die Ergebnisse der regelmäßigen Verkehrskontrollen bezüglich Handy- und Gurtverstößen sind allerdings meist erschreckend.

Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser, genannt „AG TRuP, eingerichtet

„Die Phänomene vermehrter Treffen der Raser-Poser-Tuner-Szene und verbotener Autorennen stellen auch wir zunehmend in unserem Präsidiumsbereich fest“, sagte Polizeipräsident Möller abschließend und ergänzte: „Mit der Einrichtung der Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser, genannt „AG TRuP“ und der zentralen Vorgangsbearbeitung von verbotenen Kraftfahrzeugrennen durch die Ermittler der Unfallfluchtgruppe gehen wir effizient, zielgerichtet und konsequent dagegen vor.“ Mit der Bündelung der Kräfte erfolgt die Bearbeitung somit zentral von den jeweiligen Spezialisten der Direktion Verkehrssicherheit und Sonderdienste. Möller führte weiter aus: „Fahrzeugtuning findet heutzutage derart hochtechnisiert statt, dass zum Beispiel durch den Einbau elektronischer Bauteile und Chips eine erhebliche Leistungssteigerung der meist schon PS-starken Autos und Motorräder erreicht wird. Die Fahrer können zum Beispiel bequem mit ihrem Handy Auspuffklappen steuern, um die Lautstärke erheblich zu erhöhen oder aber die Farben ihrer Scheinwerfer aus optischen Gründen verändern.“ Die Kontrolle und Überprüfung dieser Fahrzeuge hinsichtlich nicht genehmigter bauartlicher Veränderungen erfordert hohen Sachverstand der Verkehrsspezialisten, um die erforderlichen Maßnahmen, wie zum Beispiel die Stilllegung des Fahrzeugs und die entsprechenden Verfahren einzuleiten. Die „AG TRuP“ wird ergänzt durch Beamtinnen und Beamte der Direktionen Offenbach und Main-Kinzig. Bei Bedarf wird die Arbeitsgruppe zudem durch die Provida-Teams der Polizeiautobahnstation Langenselbold und dem Kraftfahrzeug-Sachverständigen der Verkehrsinspektion unterstützt.

Die Maßnahmen wurden aufgrund zahlreicher Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern notwendig, die sich wiederholt durch den Lärm aufheulender Motoren, durchdrehender Reifen und rennartiges Losfahren erheblich belästigt fühlten und sich daher an die Polizei wandten. Bei den Kontrollen im Main-Kinzig-Kreis, insbesondere in Hanau am Kinzigbogen und in Offenbach, insbesondere im Bereich Mainparkplatz und Hafeninsel, stellten die Einsatzkräfte, die teilweise von der Hessischen Bereitschaftspolizei aus Mühlheim unterstützt wurden, bei manchen Treffen mehrere hundert Fahrzeuge fest. Die Unfallfluchtermittler bearbeiten ebenso zentral für den gesamten Präsidiumsbereich die Strafverfahren mutmaßlich verbotener Autorennen (Paragraph 315d StGB). Haben sie im Berichtsjahr 18 Vorgänge bearbeitet, laufen seit Januar 2021 schon fast ein Dutzend Ermittlungsverfahren.

Gemeinsam appellieren Möller und Spinnler abschließend an die Verkehrsteilnehmer, sich verantwortungsbewusst, rücksichtsvoll und den Regeln entsprechend im Straßenverkehr zu verhalten.

Foto und Grafiken: PPSOH

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