Kommunalwahl am 14. März 2021: Erlensee Aktuell fragt – Bündnis 90/Die Grünen, CDU und SPD antworten

(ms/ea) – Zur Kommunalwahl am 14. März 2021 hat Erlensee Aktuell die zur Wahl stehenden Parteien Bündnis 90/Die Grünen, CDU und SPD zu aktuellen Themen in Erlensee befragt. Die Antworten werden täglich veröffentlicht. Heute das Thema Umwelt.

Geantwortet haben die Parteivorsitzenden der drei Parteien:

Für Bündnis 90 / Die Grünen: Renate Tonecker-Bös und Dieter Nentwig, für die CDU: Birgit Behr und für die SPD: Birgit Reuhl.

Umwelt

 

Die Schaffung von Wohn- und Gewerbegebieten geht mit Flächenverbrauch einher. Wo sehen Sie vor diesem Hintergrund weitere Möglichkeiten der Stadtentwicklung bzw. wann sind für Sie Grenzen erreicht?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Erlensee hat in den vergangenen Jahren in den Randgebieten große Wohngebiete geschaffen. Trotzdem ist die Nachfrage nach Wohnraum immer noch nicht gedeckt. Gleichzeitig wurden auch innerorts viele neue Wohngebäude errichtet. Gerade Wohnquartiere mit bezahlbaren Wohnungen sind wichtig. Bündnis 90/die Grünen begrüßen deren Errichtung ausdrücklich, denn trotz allem ist die Nachfrage nach Wohnraum immer noch nicht befriedigt.

CDU:

Der Flächenverbrauch wird vom Planungsverband geregelt und von da kommt die Aufforderung, weiter zu verdichten. In Erlensee sind momentan ziemlich alle Möglichkeiten erschöpft, was Neubaugebiete oder Gewerbegebiete betrifft. Städte kann man auch entwickeln, wenn sie überwiegend bebaut sind (wobei hier auch noch etliche Grünflächen sind). Für eine vernünftige Stadtentwicklung bedarf es einer professionellen Planung. Dazu fehlt mir das Know-How. Das überlasse ich lieber Fachleuten.

SPD:

Wir sind weitestgehend an unseren Expansionsgrenzen angelangt und das ist auch gut so. Was viele nicht wissen: 40 Prozent unserer Gemarkung besteht aus unantastbaren Landschafts- und Naturschutzgebieten. Selbst auf dem Fliegerhorst ist seit der Wiedererschließung weniger Fläche versiegelt als zuvor und wurde mit der jetzigen Nutzung auf seinen Brachbereichen auch ökologisch aufgewertet.

Im Blick auf den weiterhin bestehenden Wohnraumbedarf wäre es schön, wenn private Grundstücksbesitzer sich dazu entschließen könnten, freie Grundstücke oder auch leerstehende Gebäude in der Ortsmitte zu verkaufen. Denn diese Grundstücke sind bereits erschlossen und verbrauchen kein Ackerland.

 

Wie sehen Sie Erlensee in Bezug auf Nachhaltigkeit aufgestellt und in welchen Bereichen sehen Sie Handlungsfelder?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Der Schutz der Tiere ist für uns ein wichtiges politisches und gesellschaftliches Anliegen. Wir engagieren uns daher für ein stärkeres Tierschutzbewusstsein, für die Unterstützung von Tierheimen und Tierschutzverbänden und wollen erreichen, dass die artgerechte Haltung von Tieren überall zur Normalität wird.

Die Flächen für Gewerbegebiete in Erlensee sind weitestgehend erschöpft. Leider hat man den Fokus auf Logistik gelegt und hat die kleinen und mittelständischen Unternehmen vernachlässigt. Ob dieser Fehler behoben werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Wir haben den Eindruck, dass manche große Firmen in Erlensee in Bezug auf Nachhaltigkeit besser aufgestellt sind als die Stadt Erlensee selbst. Die Kommune hat hier großen Nachholbedarf. Die Energiewende findet in unserer Kommune nur sehr zögerlich statt. Umweltschutz findet nur unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit statt. Es fehlen immer noch viele Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden. Unser Rathaus muss dringend energetisch saniert werden. Grünflächen innerhalb Erlensees müssen ausgebaut werden. Baumbepflanzungen sind dringend notwendig, um z.B. Wärmeinseln zu vermeiden.

CDU:

Der verantwortungsbewusste Umgang mit den endlichen Ressourcen unserer Erde. Da ist sicher noch Luft nach oben. Umstellung auf erneuerbare Energien bei der Heizung oder den Fahrzeugen ist erstrebenswert, kann aber zur jetzigen Zeit für den einzelnen Bürger teuer werden. Die Straßenbeleuchtung wurde in Erlensee bereits auf energiearme LED-Leuchten umgestellt. Photovoltaikanlagen kommen auf alle öffentlichen Gebäude. Die weitere Umsetzung kann meines Erachtens nur durch die Umsetzung aller 17 Klimaziele durch Vorgaben der Bundesregierung erfolgen. Im Moment ist noch jeder Einzelne von uns gefragt, so wenig Plastikmüll wie möglich zu erzeugen und diesen in die dafür bereitgestellten Mülltonnen zu entsorgen. Zur Zeit der Pandemie wird wieder mehr Verpackungsmaterial genutzt und entsorgt, um dem Virus entgegen zu wirken.

Weitere Handlungsfelder sollten durch Auflagen der Bundesregierung erfolgen. Eine einzelne Kommune kann hier nur punktuell wirken. Das ist in Erlensee meines Erachtens der Fall.

SPD:

Wir haben uns mit dem Beitritt zum Klimapakt (Ziel: Erreichung der Klimaneutralität bis 2030) hehre Ziele gesetzt. Manches ist schon gut wie z.B. die bestellten E-Bike-Ladestationen am Hallenbad und am Rathaus, die komplett auf LED umgestellte Straßenbeleuchtung, Hybrid- und E-Fahrzeuge im Fuhrpark der Stadt u.v.m. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die städtischen Beete nun mit heimischen Pflanzen besetzt wurden? Die Bauhofmitarbeiter wurden entsprechend beraten und geschult, so dass wo immer möglich, Blühwiesen statt Rasenflächen der Tierwelt zuliebe kultiviert werden.

Vieles ist aber auch noch verbesserungswürdig. So ist unser jetziges Rathaus auch in energetischer Hinsicht so nicht mehr vertretbar. Wir könnten den Bürgerinnen und Bürgern mehr Beratungsangebote zur Verfügung stellen. Vielleicht lässt sich das Natur-Kita-Konzept später ausweiten. Wir hoffen, dass dies von den Eltern und Kindern sehr gut angenommen werden wird und auch die Erzieherinnen und Erzieher Spaß an dieser naturnahen Arbeit haben werden.

 

Eine verdichtete Bebauung im Innenbereich der Stadt kann den Flächenverbrauch im Außenbereich entlasten, steht allerdings in Konflikt zu einer zunehmenden Aufheizung vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sehen Sie hier Möglichkeiten, diesen zu entschärfen?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Wir müssen eine gesunde Balance finden zwischen der baulichen Innenverdichtung und der Ausweisung immer neuer Wohngebiete, um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Trotzdem sollten auch innerorts Grünflächen erhalten bleiben.

Wieviel Baugebiet und ob noch weiteres Baugebiet hier in Erlensee entstehen kann (und damit weiterer Flächenverbrauch betrieben werden kann), muss sehr sensibel behandelt werden. Auf der einen Seite ist die Behebung der Wohnungsnot für uns ein wichtiges Thema, auf der anderen Seite möchten wir unsere Umwelt selbstverständlich schonen.

CDU:

Nein, hier gibt es – wie gesagt – die Vorgaben des Planungsverbandes. Wir vor Ort sollten dafür sorgen, dass dennoch in der verdichteten Bebauung noch Platz für Grünanlagen und Baumbestand ist.

SPD:

Ersteres ist richtig, siehe oben. Allgemein geht der Trend dazu, etwas mehr in die Höhe zu bauen (2 – 3 Stockwerke, statt 1 – 2). Begrünung in der Innenstadt sowie Brunnen können das Klima in der Stadt positiv beeinflussen (unter einem Baum ist es in der Sonne etwa 20 Grad kühler als in der direkten Umgebung). Weniger Autoverkehr wäre gut. Elektromotoren erzeugen weniger Hitze, Lärm und Feinstaub.

Wir haben einen Auftrag vergeben, Konzepte für mehr Fahrradfreundlichkeit unserer Stadt zu entwickeln. Leider ist es nicht möglich, vorhandene Straßen um Fahrradwege zu verbreitern. Doch wenn man bedenkt, dass es sehr viele Nebenstraßen gibt und Erlensee komplett flach ist und sich in der Regel auch überall ein Abstellplatz findet (sogar am Busumstieg in Rückingen), sind die Voraussetzungen zum Fahrradfahren bei uns vielleicht gar nicht so schlecht. Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit könnten helfen. Außerdem setzen wir große Hoffnungen in die vom Main-Kinzig-Kreis initiierte Radwegekonzeption. Hier gilt es, sich aktiv in die Planungen einzubringen, damit auch Erlensee profitiert.

 

Halten Sie weitere Vorschriften, z.B. hinsichtlich Energienutzung und -effizienz oder Gebäudearten in Bebauungsplänen für nötig bzw. möglich?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Bauweise: Alle Wohngebäude, ob groß oder klein müssen unter dem Aspekt der Klimafreundlichkeit gebaut werden. Dazu gehören Grünflächen, begrünte Dächer, Fotovoltaikanlagen, Zisternen etc. Keine Schottergärten in Erlensee!

Das Pflanzen von Bäumen entlang der Hanauer Straße (Erlenseer Einfallstraße) sorgt nicht nur für eine Verschönerung und einen positiven ersten Eindruck unserer Stadt, sondern verbessert das Mikroklima (Schatten, Feuchtigkeit) erheblich. Bäume binden Staub, vermindern den Lärm und sorgen für eine Reduzierung der CO2-Belastung.

Wasser und damit auch Grundwasser als Lebensmittel Nummer Eins ist ein wichtiges Thema, und darf nicht unterschätzt werden. Die Auswirkungen der Trockenperioden sind jetzt schon deutlich sichtbar mit massiven Auswirkungen im Wald und auf landwirtschaftliche Flächen. Jede weitere Versiegelung von Flächen wirkt einer Grundwasserneubildung entgegen. Daher sind geeignete Maßnahmen zur Einsparung des Wasserverbrauchs und zu einer Substitution von Grundwasser notwendig.

Wir Grünen wollen, dass Wassersparen wieder zum Thema in unserer Kommune wird und entsprechend kommuniziert wird. Sollte es neue Bebauungsgebiete geben, müssen zwingend Zisternen vorgeschrieben werden, um so einen zweiten Wasserkreislauf in den Gebäuden zu erreichen. Diese Maßnahme dient zur Reduzierung des Frischwasserverbrauchs.

Starkregenereignisse, bei denen innerhalb kürzester Zeit große Regenmengen niedergehen, ist eine andere Folge des Klimawandels und kann zu Überschwemmungen führen. Dieser Herausforderung muss mit einem geeigneten Hochwasserschutz begegnet werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen müssen zügig realisiert werden.

CDU:

Im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten sollte man das tun.

SPD:

Die staatlichen Vorschriften für Neubauten sind mit der aktuellen Energieeinsparungsverordnungen bereits ziemlich streng. Wir würden uns dennoch freuen, wenn Vorgärten grün gestaltet würden (das geht auch pflegeleicht und sieht viel schöner aus!) und wenn Flachdächer nach Möglichkeit begrünt werden würden. Auch bei der Vorgabe der Anzahl an Stellplätzen waren wir eher vorsichtig. Denn der Platzmangel besteht vor allem im alten Ortskern aus Zeiten, in denen es noch keine Stellplatzverordnung gab. Stellplätze versiegeln auch Fläche. Und wo kein Stellplatz vorhanden ist, wird vielleicht eher auf die Anschaffung eines Zweit- oder Drittfahrzeuges verzichtet.

Wenn es um weitere strengere Vorschriften auf der Ebene von Bebauungsplänen der Stadt geht, können wir uns eher Regelungen in Hinblick auf das Thema Wasserwirtschaft, also Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers und zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung vorstellen.

 

Wie beurteilen Sie die Situation (Verkehrsführung, Lärmbelastung, Parkmöglichkeiten) des gewerblichen Verkehrs und Individualverkehrs und wo sehen Sie mögliche Handlungsfelder?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Erlensee hat sich um die Ansiedlung von Logistik bemüht und folglich einen hohen Anteil an LKW-Verkehr in Kauf genommen. Es hat den Anschein, als habe man vergessen, die Ausweisung entsprechender Parkplätze mitzudenken. Hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden. Dies kann nicht ohne die Mitarbeit der entsprechenden Firmen geschehen. Hier muss mit Nachdruck verhandelt werden.

CDU:

Ich muss gestehen, dass mir die Verkehrsführung vor Ort nicht gefällt. Vorfahrtsstraßen, die eigentlich keine sind, zugeparkte Hauptverkehrsstraßen und die Parkmöglichkeiten werden immer schlechter. Man sollte auch an die berufstätigen Bürger denken, die mitunter schon 20 Minuten brauchen, um Erlensee zu verlassen, bevor sie auf der Autobahn im Stau stehen. Hier besteht meines Erachtens Nachbesserungsbedarf.

Eine erhöhte Lärmbelastung ist mir allerdings noch nicht aufgefallen. Als der Fliegerhorst noch in Betrieb war und ständig die Hubschrauber über uns kreisten, empfand ich das als unangenehmer.

SPD:

Im Bereich der Leipziger Straße bildet sich zu Nicht-Corona-Zeiten allmorgendlich ein Stau. Hier lässt sich erkennen, wie sehr der Individualverkehr zugenommen hat, obwohl wir uns auch nach Kräften um gute ÖPNV-Verbindungen bemühen. Eine Anbindung an den Hanauer Hauptbahnhof im 20-Minuten-Takt ist unser überregionales Ziel. Eine Anbindung des Fliegerhorstes an das S-Bahn-Netz ist unser Traum, für dessen Verwirklichung jedoch weiter sehr dicke Bretter gebohrt werden müssen. Die ansteigenden Pendlerzahlen werden hoffentlich eines Tages überzeugen. Der LKW-Verkehr findet dort statt, wo er stattfinden soll. Aus Erlenseer Sicht: Vor den Toren der Stadt. Aus allgemeiner und auch ökologischer Sicht: An zentral gelegenen Autobahnkreuzen, wie bei uns das von A 45 und A 66.

 

Wie beurteilen Sie den vorhandenen inner- und überörtlichen ÖPNV und wo sehen Sie eventuell Verbesserungspotential?

 

Bündnis 90 / Die Grünen:

Wir müssen den öffentlichen Nahverkehr weiter ausbauen (innerörtlich und überörtlich) und insbesondere für junge Menschen auch Fahrmöglichkeiten in den Abendstunden und am Wochenende anbieten. Langfristig ist die Errichtung eines S-Bahn-Haltepunktes in Erlensee sinnvoll. Durch die Ansiedlung großer Unternehmen auf dem Fliegerhorst ist eine S-Bahn-Verbindung zwischen Erlensee und Hanau sinnvoll.

Wichtig ist uns, dass alle Gewerbegebiete bedarfsgerecht vom ÖPNV bedient werden, damit Menschen ihren Arbeitsplatz gut erreichen können. Wir müssen eine Alternative zum privaten PKW bieten, so z.B. über ein funktionierendes und sicheres Radwegenetz. Die einzelnen Verkehrsteilnehmergruppen (Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrerinnen und Radfahrer,  Autofahrerinnen und Autofahrer) müssen gleichberechtigt am und im Straßenverkehr teilnehmen können.

Vor allen öffentlichen Gebäuden sollten mehr und größere Fahrradabstellplätze geschaffen werden. Die Stadt sollte das Gespräch mit den Einzelhandelsmärkten suchen, um für sichere Zugänge für Fußgängerinnen und Fußgänger und Radfahrerinnen und Radfahrer zu werben. Auch ausreichend viele und geeignete Fahrradabstellplätze sind ein positiver Anreiz für Kundinnen und Kunden für die alltägliche Mobilität per Rad zu werben.

CDU:

In Erlensee fehlen eine Bahnverbindung und eine Busverbindung nach Frankfurt.

SPD:

Mit dem Familienbus und den bestehenden Busverbindungen ist bereits eine Grundlage geschaffen. Wir wollen, dass die Taktfrequenzen steigen und ein 20-Minutentakt sowohl zur Innenstadt von Hanau als auch zum Hauptbahnhof angeboten wird, der alle Gebiete von Erlensee umfasst. Eine echte Express-Bus-Linie wird von uns schon lange gefordert; die derzeit als solche bezeichnete Linie X93 verdient diesen Namen in Wirklichkeit nicht. Wir sind dabei, digitale Anzeigetafeln zur Anschluss-Sicherung und Reisenden-Information voranbringen, um den Fahrgästen den Umstieg auf den ÖPNV in der post-Corona-Ära so attraktiv wie möglich zu machen.

 

Die Interview-Reihe wird unter www.erlensee-aktuell.com/category/erlensee/kommunalwahl21/ archiviert.

 

 

 

 

 

Anzeige

Neue Produkte bei Bauscher’s Landlädchen

Pünktlich zum Beginn der Spargelsaison gibt es ab sofort neue Produkte bei Bauscher’s Landlädchen. Frisch aus der Bauernhof-Molkerei auf dem Weidenhof in Wächtersbach ist Trinkmilch in verschiedenen Geschmacksrichtungen genau so erhältlich wie fruchtig frischer Joghurt. Übrigens ab sofort wieder Spargelsaison-Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 10 – 12 Uhr und 16.30 – 17.30 Uhr, Sonntag: 10 – 12 Uhr.

Weiterlesen