Scheitert die Fusion?

(bt/ea) – Auf der Bürgerversammlung am Mittwochabend in der Erlenhalle wurde fleißig diskutiert und die geplante Fusion kritisch aber auch sehr positiv gesehen.

Bürgermeister Stefan Erb und Stadtverordnetenvorsteher Uwe Laskowski stellten sich den Fragen und Meinungen aus der Bevölkerung. Und genau diese Meinungen fielen sehr unterschiedlich aus. So war von Anwesenden Befürchtungen über die Mehrbelastungen für Privatleute und Gewerbe zu hören aber auch ein Pro-Fusion-Schlusswort aus den Reihen der Zuschauer, das für Applaus sorgte.

Scheitert die Fusion an den bürokratischen Hürden?

Laskowski warf zur Einführung noch einmal einen Blick zurück auf den bisherigen Werdegang der angestrebten Fusion. Entscheidend wird aber am 10. November sein, ob tatsächlich mehr als 25 % der Wahlberechtigten ihre Stimme beim Bürgerentscheid geltend machen. „Kommen nicht mindestens 25,1% aller Wahlberechtigten aus Erlensee zum Entscheid, oder stimmt die Mehrheit gegen die Fusion, ist das Thema vom Tisch“ so Laskowski.

Stefan Erb (links) und Uwe Laskowski

Im Falle der Fusion viel Arbeit für die Rathäuser

Sollten sich die Bürger aus Erlensee und aus Neuberg jedoch für die Fusion aussprechen, steht den Rathäusern erstmal viel Arbeit bevor. Ein „Grenzregelungsvertrag“ muss geschlossen werden, in dem beide Kommunen ihre Satzungen angleichen müssen und in dem die Parameter der neuen Stadt festgeschrieben werden. Darunter auch der Name der neuen Stadt. Und genau das sorgte für Gesprächsstoff. Auf die Frage, ob sich der Name der neu definierten Stadt denn nicht auch per Bürgerentscheid finden ließe, antwortete Bürgermeister Stefan Erb: „Natürlich. Beim Thema Name ist alles offen und es gibt keine Option, die uns hier nicht zur Verfügung steht. Lediglich das Land Hessen muss den Namen der neuen Stadt genehmigen“. Mit einer Fusion würde jedoch auch ein neuer Gemeindevorstand gewählt werden müssen, ergo die neue Stadtverordnetenversammlung und auch ein neuer Bürgermeister. „Die Fusion wird nach bisherigen Schätzungen mind. 2 Jahre dauern. Genug Zeit, um Trikots mit dem neuen Namen der Stadt zu bedrucken und genug Zeit, um im Falle von geänderten Straßennamen Briefpapier und Fahrzeugbeschriftungen von Gewerbetreibenden zu ändern“, sagte Erb.

Erb fordert, „auf dem Teppich zu bleiben“

Stefan Erb hob aber noch einmal hervor, dass bislang kein Thema in seiner Laufbahn so unangemessen diskutiert wurde wie die mögliche Fusion. „Wir wollen alle das Beste für unsere Kommune herausholen. Sich deshalb anzufeinden ist für mich nicht nachvollziehbar“, machte der Rathauschef deutlich. „Manche Menschen vergessen, dass hier eine Optionskarte auf dem Tisch liegt über die wir selber frei entscheiden können“.

Keine Planung für eine „Neue Mitte“

Aus dem Publikum wurde auch konkret gefragt, ob die neue Stadt eine „Neue Mitte“, wie etwa in Nidderau erhalten werde. Erb sagte hierzu, dass es derzeit keine Pläne für ein derartiges geografischen Zentrum gebe. Weder am Silo zwischen Neuberg und Erlensee noch an einem anderen Ort. Eine Ortsmitte setze Frequenz voraus, die müsse sich im Falle einer Fusion erst einmal entwickeln.

„Was habe ich als Bürger von der Fusion?“

Zum Abschluss des Abends kam man auf den Punkt des Ganzen. „Was habe ich denn persönlich von der Fusion, außer dass wir über mehr Geld verfügen. Warum sollte ich mich für ein Risiko entscheiden?“, wurde aus den Reihen der Zuschauer gefragt. Eine Frage, die sich nach Aussage von Erb nicht so leicht beantworten ließe. „Durch die Fusion können wir doppelte Infrastruktur, die beide Rathäuser jetzt vorhalten, abbauen und unsere Kommune durch ihre Größe sicherlich wirtschaftlich attraktiver aufstellen. Es gibt vielfältige weiche Faktoren, die sich nicht so pauschal beatworten lassen. Dazu gibt es keine einfachen Antworten, man muss sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen“. Und genau an diesem Punkt kam aus der Versammlung ein Redebeitrag, der am Ende viel Applaus erntete. Ein älterer Herr beschwerte sich, wie man ein solches Thema nur so egoistisch betrachten könne. „Unsere Generation legt mit der Entscheidung am 10. November die Grundlage für die Entscheidungen und möglichen Gestaltungsräume unserer Kinder und Enkelkinder. Es gilt eine robuste und widerstandsfähige Kommune aufzubauen, in der die nachfolgenden Generationen die Möglichkeit haben, dieses Potential, das wir heute legen können, auch zu nutzen.“

Bericht und Fotos: Benjamin Thoran

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