Leserbrief: „Widerspruch, Herr Kasseckert!“

Auf die Pressemeldung des CDU-Landtagsabgeordneten Heiko Kasseckert „Kasseckert begrüßt Diesel-Entscheidung“ reagiert Hardy Däumer mit einem Widerspruch.

Wohl nur im Schein einer anstehenden Landtagswahl kann man verstehen, warum solch ein kurzfristiges, halbherziges und undurchschaubares „Patchwork-Ergebnis“ in der Dieselproblematik dem Wähler als Erfolg verkauft wird.

Ich bin Dieselfahrer, Euro 5, VW-Kunde, EA189 Motor, SW-Update, 30% Wertverlust, 4,5L Verbrauch, CO2 und NOx Ausstoß kenne ich nicht – wurde auch nie vom KBA veröffentlich – eigentlich interessiert das ja auch niemanden. Ich nutze weiterhin den Anreiz des verbilligten Kraftstoffs, der zwar mehr Schadstoffe pro Liter in Luft bläst als andere – aber das kostet ja nichts. Und mit 180km/h oder mehr auf der Autobahn den Dreck herauszuschleudern ist auch erlaubt, ja sogar gewollt im Sinne der Automobil-Lobby, die dieses Privileg seit Jahren auch gerade mit CDU-geführten Regierungen aufrechterhält – wen kümmert die Umwelt. Und wenn ich einen Firmenwagen bekommen würde, ja warum nicht, ein SUV, mehr als 2 Tonnen, 260PS, 7 bis 10 Liter Diesel oder gar mehr, ist ja billiger als Benzin, und das alles steuerlich subventioniert, täglich ganz für mich allein – wen kümmert die Umwelt. Und wenn der dann gekauft würde, schaut doch keiner auf Nebensächlichkeiten wie Euro 6, c, d, NEFZ, WLTP oder gar RDE, Verbrauch im realen Betrieb, CO2 und NOx. Groß, stark und schnell soll er sein mit vier Ringen, blau-weißem Propeller-Logo oder Stern- wen kümmert die Umwelt. Der Staat gibt’s doch vor – oder was fahren Sie oder die Dieselgipfel-Teilnehmer?

So und nun noch mal zurück auf Ihren Lobgesang auf die Diesel-Entscheidung: Nicht Gerichte haben Fehler gemacht, sondern CDU-Bundes- und Landespolitik hat es durch Untätigkeit dazu kommen lassen. Zehn Jahre gibt es die rechtlichen Vorgaben der EU, 10 Jahre verstoßen die Städte durch unzureichende Luftreinhaltepläne gegen EU-Recht und schädigen Bürger und Umwelt. Und jetzt sollen diese Bürger zu diesem Ergebnissen einer 6-stündigen Nachtsitzung, bei der nicht mal Vertreter der vollziehenden Autohersteller dabei waren, und die – so hört man – alle ungelösten Fragen unzähliger „Dobrindt, Scheuer, Gabriel, Altmeier, Schulz, Scholz und Merker (Gipfel-)Treffen“ sein sollen, frohlocken und jubeln? Zu einem Ergebnis, langfristig, beständig, klar und richtungsweisend? Wirklich? Oder doch nur ein „Wahl-Strohfeuer“?

Und während Sie und andere noch halbherzig appellieren und Bürgergesundheit und Umweltschutz gegen Wirtschaftlichkeit, Lobby-Interessen und Imageverlust gegenrechnen, fordert man von uns Bürgern uneingeschränktes Vertrauen in Ihre Politik zu bekunden und das Kreuz bei der Wahl vor diesen Regierungsparteien zu machen und damit diese „Bouffiersche-Merkelsche-Aussitzpolitik“ weiter zu ermöglichen.

Das sollte man sich – nicht nur mein Neuwagenkauf – noch mal überlegen.

Hardy Däumer, Erlensee

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