Gottesanbeterinnen in Südhessen profitieren von Klimaerwärmung

(pm/ea) – Die Gottesanbeterin, das Insekt des Jahres 2017, gehört zu den Insektenarten, die sich aufgrund der Klimaerwärmung immer weiter nach Norden ausbreiten. Seit 2004 kann die Art auch in Hessen beobachtet werden.

„Bei der der letzten systematischen Untersuchung in unserem Auftrag wurde das Vorkommen bei Heppenheim auf mehrere hundert Tiere geschätzt, erläutert der Biologe Christian Geske vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Allerdings sei zu vermuten, dass es noch unentdeckte neue Vorkommen gebe. Daher ruft er insbesondere südhessische Bürgerinnen und Bürger auf, Funde möglichst mit einem Belegfoto zu melden, da manchmal auch nicht-heimische, ähnliche Arten aus einer Haltung entweichen.

Die Daten fließen in das Projekt „Atlas der Heuschrecken Hessens“ ein, dass das Landesamt gemeinsam mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) im Jahr 2017 gestartet hat. Dort koordiniert Stefan Stübing die Aktivitäten der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Biologe freut sich schon jetzt über viele engagierte Melderinnen und Melder, betont aber: „Jeder, der einige Heuschreckenarten sicher erkennen kann, ist bei dem Projekt sehr willkommen. Nur wenn möglichst viele Naturbegeisterte Ihre Heuschreckenmeldungen weitergeben, bekommen wir ein rundes Bild. Und es geht auch ganz ohne Vorerfahrung: Oftmals hilft uns schon ein Foto einer Heuschrecke an der abendlichen Terrassenbeleuchtung oder nach den ersten kühlen Nächten an der Wohnzimmerdecke. Meist lässt sich so die abgebildete Art bestimmen und schon mehrfach waren sehr spannende Funde darunter“!

Beobachtungen oder Fotos können sehr gerne an die HGON unter info@hgon.de oder unter 06008 – 1803 gemeldet werden.

Bekannt ist die Art für ihr außergewöhnliches Paarungsverhalten: Gelegentlich kostet die Fortpflanzung das Männchen buchstäblich den Kopf: Das Weibchen verspeist diesen während oder nach der Paarung. Allerdings scheint dies bisher vor allem bei in Insektarien gehaltenen Tieren beobachtet worden zu sein.

Viele Urlauber haben die eindrucksvollen Tiere bereits in der Mittelmeerregion gesehen. Doch aus dem warmen Südeuropa hat sich die Gottesanbeterin auf natürliche Weise bis zum 50. Breitengrad ausgebreitet. Nach Deutschland wanderte die Art über die sogenannte „Burgundische Pforte“, zwischen Frankreich und der Schweiz ein, weshalb ihr derzeitiger Verbreitungsschwerpunkt bisher in Baden-Württemberg, dem Saarland und in Rheinland-Pfalz entlang des Rheingrabens bis auf die Höhe von Südhessen liegt. Etwa seit Anfang der 1990er Jahre hat die Gottesanbeterin ihr Verbreitungsareal vermutlich aufgrund wärmerer Sommer in Mitteleuropa deutlich vergrößert. Seit 2004 sind Nachweise in Hessen am Schlossberg in Heppenheim bekannt, seit 2009 im FFH-Gebiet 6317-302 „Magerrasen von Gronau mit angrenzenden Flächen“ bei Gronau-Zell.

Hintergrund

Die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Vertreterin der Ordnung der Fangschrecken (Mantodea). In Deutschland ist sie in der Roten Liste der Geradflügler (Rote Liste) in die Kategorie 3 („gefährdet“) eingruppiert und genießt nach den Bestimmungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) in Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonderen Schutz. Deshalb darf sie u. a. weder gefangen noch gehalten werden. Die Art wurde im Jahr 2017 zum „Insekt des Jahres“ in Deutschland erklärt.

Biologie und Ökologie

Phänologie: Die Eier der Gottesanbeterin überwintern in Eipaketen (Ootheken), die Larven schlüpfen im Frühjahr. Erwachsene Tiere (Imagines) sind im benachbarten Rheinland-Pfalz frühestens von Ende Juli bis spätestens Ende Oktober zu finden. Das Maximum an Imagines wird von Mitte August bis Mitte September erreicht.

Lebensraumansprüche:

Als Lebensraum nutzt die Art trocken-heiße, möglichst südexponierte Hanglagen mit intensiver Sonneneinstrahlung, die von nicht zu dichter und nicht zu hoher Ruderalvegetation bewachsen ist. Gerne werden aufgegebene Weinberge besiedelt, Funde in Rheinland-Pfalz stammen aber auch von lückigen Sandmagerrasen und sogar von einem brach gefallenen Kartoffelacker.

Foto: Christian Geske

 

 

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