Internationaler Schlag gegen Geldautomatensprenger – Ermittlungen zu Sprengung in Erlensee laufen noch

(pm/ea) – Deutsch-niederländischen Ermittlungskräften gelang am Dienstag ein bundesweiter Coup gegen Geldautomatensprenger, darunter auch in Hessen. Wie der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main gegenüber Erlensee Aktuell auf Anfrage mitteilte, sind die Ermittlungen zur Sprengung im Dezember in Rückingen noch nicht abgeschlossen.

Am Dienstag durchsuchten in einer konzertierten internationalen Polizei- und Justiz-Aktion rund 100 Beamtinnen und Beamte aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und den Niederlanden 16 Objekte, darunter Geschäfts- und Wohnadressen sowie Adressen von Fahrzeugverleihfirmen. Weitere zwölf zum Verfahren gehörende Objekte wurden bereits Tage zuvor durchsucht. 13 mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger konnten im Zusammenhang mit den Ermittlungskomplexen insgesamt festgenommen werden. Eine der Festnahmen erfolgte am Dienstag in den Niederlanden, in der Nähe von Helmond. Die weiteren bereits Tage bzw. Wochen zuvor.

An dem Großeinsatz und den umfangreichen Ermittlungen waren neben der Zentralen Kriminalinspektion und der Staatsanwaltschaft Osnabrück, die Staatsanwaltschaft Mainz, das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Hessische Landeskriminalamt sowie das Polizeipräsidium Mittelhessen, die Staatsanwaltschaft Amsterdam (Openbaar Ministerie) und die Polizei (Politie) Amsterdam in enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und Europol beteiligt.

Unter anderem fanden die Ermittler bei den Durchsuchungen über 80 Mobiltelefone, mehrere PC und Tablets wie auch zahlreiche elektronische Datenträger. Alleine in einem durchsuchten Objekt in Recklinghausen befanden sich 35 Handys. Noch dazu konnten ein Jammer und gestohlene Kennzeichen sowie Kennzeichen-Duplikate in einem Objekt in den Niederlanden festgestellt werden. Auch mutmaßliche Täterbekleidung sowie diverse Unterlagen und Ordner konnten sichergestellt werden.

Bei einer Durchsuchung in den Niederlanden (bei Helmond/NL) zogen die Einsatzkräfte zudem einen Audi S 5 sowie ein Motorrad BMW GS im Wert von ca. 40.000 Euro im Rahmen der Vermögensabschöpfung ein. Nach jetzigem Stand stehen 17 Mitglieder einer niederländischen Tätergruppierung aus den Niederlanden im dringenden Verdacht, in unterschiedlicher Zusammensetzung insgesamt 12 Geldautomatensprengungen in Deutschland verübt zu haben. Sechs in Rheinland-Pfalz, drei in Nordrhein- Westfalen, zwei in Niedersachsen und eine in Hessen. Es entstand ein Sach- und Beuteschaden von mehr als vier Millionen Euro.

Den Identifizierungen und Festnahmen gingen unter anderem monatelange verdeckte Ermittlungen voraus. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Mietwagenfirmen gelegt, die die Tatfahrzeuge an die Sprenger vermieteten. Es gelang den Ermittlerinnen und Ermittlern, Erkenntnisse aus den verschiedenen Bundesländern und den Niederlanden zusammenzuführen und gemeinsam binnen eines halben Jahres die Ermittlungsarbeit erfolgreich zu beenden. Hervorzuheben sind die hervorragende und intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Bundesländer und insbesondere der enge Informationsaustausch mit den niederländischen Behörden, durch den dieser große deutsch-niederländische Schlag gegen die Geldautomatensprenger-Szene überhaupt erst möglich wurde. Die länderübergreifenden Ermittlungen gehen zudem zurück auf eine zentrale Auswertung des Bundeskriminalamts zu verschiedenen in den Jahren 2021 und 2022 in Deutschland erfolgten Geldautomatensprengungen.

Seit Januar 2022 waren Polizei und Staatsanwaltschaften in den vier beteiligten Bundesländern den Tätern auf der Spur. Dabei konnten die Ermittlungen auf europäischer Ebene durch die konzentrierte Mitwirkung von Europol vertieft und verdichtet werden. Für die Sprengungen der Automaten verwendeten die Täter in den meisten Fällen Festsprengstoff. Ein Trend, den auch das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätigt. Die Taten werden immer gefährlicher – für Anwohner, Passanten und Einsatzkräfte. Auch das waghalsige Fluchtverhalten nach den Sprengungen ist von hoher krimineller Energie geprägt. Teilweise entfernten sich die PS-starken Fahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeiten von über 250 km/h über die Autobahnen vom Tatort.

Umfangreiche Ermittlungen in Hessen

Drei der festgenommenen Männer stehen im dringenden Verdacht, für eine Geldautomatensprengung im mittelhessischen Hungen verantwortlich zu sein. Die Beschuldigten sind 19, 25 und 33 Jahre alt.

Die Tat ereignete sich in der Nacht auf den 13. Januar dieses Jahres. Bei der Explosion mittels Festsprengstoff zerbarsten mehrere Fenster, die Deckenverkleidung des Bankgebäudes stürzte ein. Gegenüberliegende Häuser und ein Pkw wurden durch die Druckwelle stark beschädigt. Insgesamt entstand ein Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro. Verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Im Anschluss flüchteten die Täter in einem BMW mit hoher Geschwindigkeit über die Autobahn. Noch in derselben Nacht wurde das Fahrzeug bei Kassel beschädigt und verlassen aufgefunden. Es stellte sich heraus, dass die am Wagen angebrachten Kennzeichen in Tatortnähe gestohlen worden waren. Umfangreiche Ermittlungen des Polizeipräsidiums Mittelhessen, eine Spurenauswertung und die Zusammenarbeit mit den Behörden in Deutschland und den Niederlanden führten dann zum dringenden Tatverdacht gegen die vier Männer.

Archivfoto vom gesprengten Geldautomat in Rückingen: Markus Sommerfeld

 

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