Verkehrsbericht 2021 des Polizeipräsidiums Südosthessen: Zweitniedrigster Stand der Verkehrsunfallzahlen seit 2012

(pm/ea) –  „Wir blicken im Jahr 2021 auf den zweitniedrigsten Stand der Verkehrsunfälle seit 2012 zurück“, so Polizeipräsident Eberhard Möller bei der Vorstellung des Verkehrsberichts 2021 des Polizeipräsidiums Südosthessen.

Nicht nur der Standort des Präsidialgebäudes hat sich im zweiten Jahr der Corona-Pandemie beim Polizeipräsidium Südosthessen geändert, sondern auch hinsichtlich der Sicherheit
im Straßenverkehr hat sich einiges getan.

Polizeipräsident Eberhard Möller

Abteilungsdirektor Dirk Fornoff

„Im Bereich der Verkehrsprävention hatte die im Mai 2021 eingerichtete Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser alle Hände voll zu tun“, berichten Polizeipräsident Eberhard Möller und Abteilungsdirektor Dirk Fornoff, Leiter der Abteilung Einsatz. „Mit den dienstlichen Smartphones haben unsere Beamtinnen und Beamten einen neuen Wegbegleiter, mit dem sich ganz neue Wege des Arbeitens eröffnen – hin zu einer noch effektiveren Polizei.“

Entwicklung der Unfallzahlen

Insgesamt wurden auf den Straßen des Polizeipräsidiums Südosthessen 12.246 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen. Dies bedeutet einen leichten Anstieg von 101 Unfällen im Vergleich zum Vorjahr (12.145). Der Großteil davon waren Unfälle mit Sachschaden (10.128). In fast 90 Prozent der Fälle war ein PKW-Fahrer beteiligt. Vermutlich ein Effekt der Pandemie ist, dass auch im zweiten Jahr in Folge die Verkehrsunfallzahlen deutlich niedriger sind als in den Jahren zuvor. Viele Menschen waren im Homeoffice und dadurch weniger mit ihren Autos unterwegs.

Trotz des leichten Anstiegs an Unfällen ging die Zahl der schwerverletzten Personen um 34 zurück. Dennoch erlitten 380 Personen schwere Verletzungen. Polizeipräsident Möller fügt hinzu:
„Bedauerlich ist, dass 17 Menschen ihr Leben bei einem Unfall verloren haben.“ Bei diesen schweren Verkehrsunfällen sind außerhalb geschlossener Ortschaften zehn Menschen, innerhalb der Ortschaften vier und auf den Autobahnen wie im Vorjahr drei Personen tödlich verletzt worden.

Geschwindigkeitsunfälle

Die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle sank von 1.190 Unfälle auf 1.153. Im Berichtsjahr wurden 503 Personen und damit acht weniger Verkehrsteilnehmer verletzt als im Jahr 2020. Sieben Menschen erlitten tödliche Verletzungen (im Jahr 2020 waren es zehn). Der Leiter der Abteilung Einsatz stellt kritisch fest: „Bei über 40 Prozent der tödlichen Unfälle war nichtangepasste Geschwindigkeit die Unfallursache.“ Das zeigt deutlich, überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit gehören nach wie vor zu
den Hauptunfallursachen bei schweren Unfällen.

Geschwindigkeitsverstöße sind keine Kavaliersdelikte, sie werden überwiegend bewusst begangen. Viele Menschen unterschätzen die Folgen von Geschwindigkeitsüberschreitungen.
Bei einem Anstieg der Geschwindigkeit nimmt die Verletzungsschwere überproportional zu. Eine Aufprallgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern entspricht einer Fallhöhe aus dem 1. Stock eines Hauses. Bei 70 Stundenkilometern wäre der Aufprall vergleichbar mit einem Sturz aus dem 6. Stockwerk eines Hauses (Fallhöhe von etwa 19 Metern). Diese Kräfte wirken auf den ungeschützten Körper eines Fußgängers und abgeschwächt durch die Schutzvorrichtungen im Fahrzeug auch auf die Insassen.

Jeden Tag wurde mindestens eine Geschwindigkeitsmessung durchgeführt; zusätzlich war auch der Geschwindigkeitsmessanhänger eingesetzt. Ebenso waren die ProVida-Fahrzeuge (Proof Video Data System), in denen elektronische Messanlagen eingebaut sind, unterwegs. Mit der Geschwindigkeitsmessanlage können Tempoverstöße entsprechend festgehalten und in Verbindung mit einer Videoaufzeichnung beweissicher dokumentiert werden. Die ProVida-Teams leiteten allein wegen Geschwindigkeitsverstößen knapp über 1.000 Verfahren ein.

Fast ein Jahr „AG TRuP“ (Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser) – Polizeipräsident zieht positive Bilanz

Am 1. Mai 2021 wurde im Polizeipräsidium Südosthessen die Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser eingerichtet. In das Aufgabenspektrum der Verkehrsspezialisten fallen unter anderem die Ahndung von Geschwindigkeitsverstößen, Überprüfung umgebauter sowie illegal getunter Fahrzeuge und unangebrachte Lärmverursachung.

„Durch die Einrichtung der Arbeitsgruppe Tuner, Raser und Poser leisten wir seither einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Verkehrssicherheit sowie zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger“, sagt Polizeipräsident Eberhard Möller. Die Einrichtung der Arbeitsgruppe war das Resultat zahlreicher Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern, die sich wiederholt durch unnötigen Lärm aufheulender Motoren und sogenannten Kavalierstarts erheblich belästigt fühlten. Insbesondere viele Hanauerinnen und Hanauer dürften sich hier noch an die Treffen auf einem Großraumparkplatz am Kinzigbogen in den Jahren 2020 und 2021 erinnern, an denen in der Spitze bis zu 300 Fahrzeuge teilnahmen. Die festgestellten Autos wiesen größtenteils technische Veränderungen auf und verursachten enormen Lärm. Durch die Fahrmanöver kam es auf dem dortigen Areal auch zu Unfallsituationen. „Nun zeigt sich,
dass die Polizei in Zusammenarbeit mit Städten sowie Kommunen bestehende Problematiken anpackt, diese gezielt angeht und auch zeitnah umsetzt“, resümiert Eberhard
Möller. Seither ist an dem einstmaligen Szene-Treffpunkt Ruhe eingekehrt, auch durch die wiederholten und konsequenten Polizei-Kontrollen.

113 Fahrzeuge sichergestellt

Seit dem Bestehen (bis Ende März 2022) stellten die Beamten insgesamt 113 Kraftfahrzeuge, darunter 15 Motorräder sicher und führten diese einem Gutachter vor. Hervorzuheben
ist hierbei, dass in allen vorgestellten Fällen aufgrund der angezeigten technischen Veränderungen die Betriebserlaubnis erloschen war. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die entsprechenden Karossen nicht mehr verkehrssicher waren.

Im Juli 2021 fiel einer Streife der AG TRuP ein 325er BMW in Bruchköbel auf, der daraufhin kontrolliert wurde. „Unsere Ohren sind das wichtigste Hilfsmittel im Einsatz gegen Tuner, Raser und Poser. Denn meistens hören wir getunte Autos, bevor wir sie überhaupt sehen,“ sagt Polizeihauptkommissar Klaus Preis, der die Arbeitsgruppe leitet. „An dem kontrollierten BMW war fast nichts mehr original beziehungsweise legal. Insgesamt 47 Mängel wurden bei der Vorstellung beim Gutachter festgestellt. Hierbei wurden 14 als stark verkehrsgefährdend eingestuft“, gibt Klaus Preis bekannt.

Bei 170 weiteren Kraftfahrzeugen beanstandete die AG TRuP ebenfalls technische Veränderungen, die zur Erlöschung der Betriebserlaubnis führten. In diesen Fällen wurden die Mängel jedoch als nicht wesentlich verkehrsgefährdend eingestuft.

Fast drei Mal so schnell wie erlaubt

Anfang März 2022 zogen die Verkehrsspezialisten einen Audi-Fahrer aus dem Verkehr, der auf der Kreisstraße 174 bei Rodgau mit rund 210 bei erlaubten 70 Stundenkilometern unterwegs war. Eine zivile Streifenbesatzung der AG TRuP konnte den 31-jährigen Fahrer stoppen und einer Kontrolle unterziehen. Die zuständige Staatsanwaltschaft ordnete die Sicherstellung des Führerscheins und des Wagens an. Die Beamten fertigten eine Anzeige wegen Verdachts eines illegalen Kraftfahrzeugrennens.

Unfälle unter Einfluss von Alkohol und/oder Drogen

In einer anderen Rubrik blickt der Polizeipräsident auf die Zahlen und stellt heraus: „Erneut haben wir einen Rückgang und liegen nun knapp unter der 400er-Marke bei den Unfällen, bei denen mindestens ein Beteiligter unter Alkohol- oder Drogeneinfluss oder einer Mischung stand.“ Die Zahl ist um vier auf nunmehr 399 gesunken. Leider verloren fünf Menschen ihr Leben, 45 wurden schwer und 124 leicht verletzt (2020: zwei Tote, 42 Schwer- und 140 Leichtverletzte). Möller betont: „Rund 1.880 Verkehrsteilnehmerinnen oder Verkehrsteilnehmer haben
wir im vergangenen Jahr gestoppt, die betrunken oder berauscht unterwegs waren.“

590 Menschen wurden unter Einfluss von Alkohol, 1.185 unter dem Einfluss von Drogen und 104 unter dem Einfluss von beidem gestoppt. Der Behördenleiter führt die hohe Feststellungszahl
der folgenlosen Fahrten unter Einfluss von Drogen (+34 Prozent) auch auf die kontinuierliche Beschulung der Kolleginnen und Kollegen durch unser sehr engagiertes DiS-Team (Drogenerkennung im Straßenverkehr) zurück. In den angebotenen Lehrgängen werden die Beamtinnen und Beamten im Polizeipräsidium Südosthessen gezielt darin beschult, bei Verkehrskontrollen unter Drogeneinfluss stehende Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu erkennen.

Das Smartphone ist der neue Wegbegleiter eines jeden „Freund und Helfers“

Viele Bürgerinnen und Bürger wundern sich vielleicht, warum Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte während des Dienstes, insbesondere bei Unfällen oder Verkehrskontrollen, an einem Handy hantieren. Polizeipräsident Möller erklärt: „Die Kolleginnen und Kollegen nutzen hier mittlerweile dienstliche Smartphones.“ Die Geräte sind Teil einer Ausstattungsoffensive der Landesregierung für die Polizei Hessen. „Rückblickend betrachtet“, so das Fazit des Behördenleiters, „hat die gute alte Kladde damit wohl nahezu ausgedient. Wir sind eine moderne Polizei und gehen mit der Zeit. Das Smartphone ist aus dem Dienst nicht mehr wegzudenken.“

Mit dem dienstlichen Smartphone können die Polizistinnen und Polizisten einen Verkehrsunfall mit einer speziellen für die Polizei entwickelten App aufnehmen, Personen und Adresskontrollen oder auch Vermisstensuchen zügiger und effizienter durchführen. Bereits am Einsatzort können benötigte Informationen unmittelbar abgerufen werden.

Verkehrsunfallfluchten – 5.000er-Marke unterschritten

In Sachen Unfallfluchten berichtet der Behördenchef, dass mit 4.956 Unfallfluchten erstmals die 5.000er-Marke unterschritten und somit der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre erreicht wurde. Der Anteil an den Gesamtunfällen liegt bei rund 40 Prozent und hat im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. Positiv ist auch der erneute Rückgang bei Verkehrsunfallfluchten mit Personenschaden. Waren es im Jahr 2020 noch 265, sind es im Berichtszeitraum 211. Insgesamt wurden 240 Personen verletzt, davon 22 schwer.

Ausblick 2022

Möller fasst zusammen, dass bei 12 der 17 Unfälle mit Todesfolge Geschwindigkeit oder Alkohol und Drogen eine Rolle gespielt haben. Allein diese beiden Ursachen machen demnach 70 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle aus. „Wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen, sondern müssen auch weiterhin gezielte Kontrollmaßnahmen durchführen. Verkehrsverstöße sind konsequent zu ahnden, Raser aus dem Verkehr zu ziehen und Alkohol sowie Drogenfahrten zu unterbinden.“

Der Behördenleiter und der Abteilungsdirektor kündigen weitere Kontrollmaßnahmen an: „Wir werden mit großem Engagement die Verkehrssicherheitsarbeit konsequent fortsetzen. Das ist eine unserer Kernaufgabe und der werden wir auch zukünftig nachkommen.“ Beide appellieren an die Verkehrsteilnehmer, sich verantwortungsbewusst, rücksichtsvoll und stets den Regeln entsprechend im Straßenverkehr zu verhalten.

⇒ Verkehrsunfall: So verhalten Sie sich richtig

Fotos und Grafiken: PPSOH

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