Der Blick durch die Satirebrille: „Rieke-Sophie, Karl und Willi reden über Erlensee und den Rest der Welt“

Es wirkt manchmal Wunder, einen Blick durch die Satirebrille zu werfen, um die Wahrheit dahinter besser erkennen zu können. Sofern es eine gibt. Rieke-Sophie, Karl und Willi gestatten es den Leserinnen und Lesern von Erlensee Aktuell, ab und zu ihren Gesprächen zu lauschen.

In völlig willkürlichen Zeitabständen – „wenn’s halt was zum Schwätze gibt“ – wird daher ab sofort beim Lesen des Trialogs durch die Satirebrille geschaut.

 

 

Rieke-Sophie, von Karl meistens „mei Mädsche“ genannt, Willi lässt die „Sophie“ meistens weg, vor 3 Jahren nach Erlensee gezogen, Politik- und Philosophie-Studentin, 29 Jahre

 

Karl, genannt Karl, gebürtiger Langendiebacher, Rentner, 79 Jahre

 

 

Wilhelm, genannt Willi, geboren in Frankfurt, kurz nach seiner Geburt nach Umzug Rückinger geworden, Beamter, 58 Jahre

 

Wie die drei sich kennenlernten, haben sie nicht verraten. Es muss aber wohl passiert sein, als sie gemeinsam – hintereinander – in einer Warteschlange standen. Seitdem treffen sie sich mehr oder weniger zufällig, meistens auf dem Wochenmarkt, aber auch an anderen Lokalitäten in Erlensee.

Der hessische Dialekt von Karl lässt sich in Schriftform nur schwer vollständig abbilden, so dass hier Kompromisse eingegangen werden müssen. Von den beiden anderen wird normales Deutsch und auch Hochdeutsch verwendet. Es kann allerdings auch vorkommen, dass die Ausdrucksformen sprachlich verschwimmen, je nachdem, wie heftig sich die Gespräche entwickeln.

Mehr muss man vorab über die drei nicht wissen, alles weitere ergibt sich aus der Fantasie der Leserinnen und Leser beim Blick durch die Satirebrille.

 

Karl: Morsche, Willi. Was machste dann so früh schon hier uffm Markt?

Willi: Guten Morgen, Karl. Immer wieder schön ist es, wenn Du unser kleines WochenMÄRKTCHEN als MARKT bezeichnest. Die paar Buden, die hier stehen, hätten auch bei mir im Hof Platz.

Karl: Sei doch net schon widder am Motzen. Freu Dich doch lieber, dass es überhaupt sowas hier gebe tut. Was fehlt Dir dann? Worscht, Obst, Gemies, Brot, Blume…ei es is doch alles da.

Willi: Dann verrate mir mal, nur um Dir ein einziges Beispiel zu nennen, wo hier ein Fisch-Verkaufswagen steht mit Räucherfisch, Frischfisch und allen möglichen Meeresfrüchten.

Karl: Bei Dir in Rickinge ab und zu steht doch so en Ding.

Willi: So ein Verkaufswagen gehört hier hin, zumindest, wenn man sich WOCHENMARKT nennt. Aber es freut mich, dass Du als Diebacher mal wieder zugeben musst, dass es bei uns in Rückingen etwas gibt, was bei Euch in Diebach fehlt. Was Euch aber leider nicht weiter stört.

Rieke-Sophie: Einen wunderschönen guten Morgen, die Herren. Auch schon so früh auf unserem schönen Wochenmarkt? Ich freue mich jedes Mal, was ich hier alles einkaufen kann, regional und frisch!

Karl: Morsche, mei Mädsche. Da kommste grad recht, de Willi is schon widder am Motzen.

Willi: Ich motze nicht, ich stelle nur fest. Aber wenn Du schon zufrieden bist, ein paar Bananen und ein Brot hier kaufen zu können, dann bitteschön. Mit dieser Einstellung geht es aber nie voran!

Rieke-Sophie: Was ist denn schon wieder los?

Karl: Dem Willi langt des Zeug hier net, der will mehr kaufen. Aber mehr als Fisch fällt ihm auch net ein, was da fehle soll

Willi: Das Angebot gehört erweitert. So einfach ist das. Man darf sich nicht immer mit dem kleinsten Nenner zufriedengeben. Würde Euch in Diebach auch mal gut tun, aber da hauen sie ja alle ab.

Karl: Was sollen des schon wieder heiße?

Willi: Na guck Dir doch Eure Friedrich-Ebert-Straße an. Was ist aus der geworden? Früher gab es sogar ein Lichter-Shopping. Heute gehen die Lichter aus.

Karl: Was ein dummes Geschwätz. Du bist ja nur neidisch, weil die Friedrich-Ebert immer noch die einzig Einkaufsstraaß in Erlesee is. Woanners gibt’s kaa, schon gar net unne bei Euch. Klar, sin e paar Geschäfte fort, es sin aber auch noch schöne und alteingesessene da. STRUKTURWANDEL heißt des, wenn mer so schwätze tut wie Du.

Rieke-Sophie: Also ich würde die Straße zu einer schönen autofreien Zone umwidmen mit einem Cafe und Außengastronomie. Auf der Spielstraße können die Kinder spielen und auf einer neu angelegten Hundewiese sich die Hunde austoben.

Karl: Hundeklos hammer genuch. Das tät noch fehle.

Willi: Ein beidseitiges Halteverbot sollte man einrichten, damit man durchfahren kann. Es wird ja täglich schlimmer, was sich da abspielt.

Karl: Dann kauf Dir doch e klaanes Auto und lass Dein motziges Panzerding stehe. Passt eh net zu Dir. Aale Leut sollte nur noch klaanere Dinger fahrn, wenn überhaupt.

Rieke-Sophie: Also echt jetzt, Willi. Du brauchst Dich doch nicht wundern, wenn Du mit deinem Riesengefährt da nicht immer durchkommst, ohne mal den Gegenverkehr fahren zu lassen. Schließe Dich doch lieber unserer Initiative an: „Erlensee fährt Rad“. Da tust Du Dir und der Umwelt was Gutes. Radfahren fördert die Lebensqualität und verbessert unsere Umweltbedingungen. Auch Deine Enkel werden es Dir danken.

Karl: Willi uffm Rad, des will ich sehn

Willi: Warum hört die Rieke alles doppelt, wenn sie was sagt? Weil sie in ihrem eigenen Echoraum lebt. „Erlensee fährt Rad“, dass ich nicht lache. Wo denn? In Erlensee brummt es an allen Ecken und Enden, und dazu kommen die Laster von nah und fern. Träume weiter mit Deinem radfahrenden Erlensee!

Rieke-Sophie: Du hast doch vorhin davon gesprochen, man muss das Angebot erweitern und darf sich nicht mit dem kleinsten Nenner zufrieden geben. Und für den Verkehr soll das nicht gelten? Wir müssen die Verkehrswende hinbekommen und das fängt bei jedem einzelnen an. Auch Du wirst es bald merken, dass es so nicht weitergehen kann.

Karl: Ja, mei Mädsche, des stimmt. Ihr junge Leut habt schon recht. Die Menschheit muss langsam anfange, sich zu besinne. Aber net beim Willi. Da fängt nix mehr an, da is Hopfe und Malz verlorn.

Willi: Ich protestiere auf das Schärfste. Natürlich bin ich für Fortschritt, aber für den VERNÜNFTIGEN Fortschritt ohne ideologische Träumereien und zwangsverordnetem Lebenswandel!

Karl: Fortschritt is des Stichwort. Fort und Schritt: Ich bin nämlich – anners wie ihr – immer mit meine Füß unnerwegs und mach mich jetzt fort.

Willi: Frage doch mal Rieke, ob sie Dich mit ihrem Lastenfahrrad mitnehmen kann. Dann spürst Du auch gleich die Auswirkungen der Verkehrswende.

Karl: E anner mal. Machts gut

Rieke-Sophie: Ich radele auch weiter. Tschüss ihr zwei.

Willi: Passt auf Euch auf, dass Euch nicht die Verkehrswende überrollt.

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