Thema Umwelt: Niederschlagsdefizit noch immer nicht ausgeglichen – HLNUG zieht Bilanz zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahrs

(pm/ea) – Auch, wenn es nicht so scheint: In weiten Teilen Hessens ist es auch in diesem Frühjahr nach wie vor zu trocken. Zwar sind durch den Regen der letzten Wochen die Oberböden weitgehend gesättigt und der Edersee randvoll, manche Flüsse, Seen und vor allem das Grundwasser weisen hingegen teils unterdurchschnittliche Wasserstände auf.

„Die Klimakrise stellt uns vor viele Herausforderungen, dazu gehören auch weniger Regen und sinkende Grundwasserstände. Gleichzeitig sorgen Starkregenereignisse für Hochwasser und Überschwemmung, auch das nimmt durch den Klimawandel zu. Unter der Trockenheit leiden die Wälder, Tier und Pflanzen, unsere Bäuerinnen und Bauern und auch Bürgerinnen und Bürger müssen im Sommer mancherorts Wasser sparen. Um diese Entwicklung auszubremsen wollen wir beim Klimaschutz noch ambitionierter werden, ebenfalls setzen wir Maßnahmen zur Klimaanpassung um. Wir entwickeln klimastabile Wälder, unterstützen eine nachhaltige Landwirtschaft und eine ressourcenschonende Wasserversorgung“, so Umweltministerin Priska Hinz.

Das zurückliegende hydrologische Winterhalbjahr (November bis April) war sehr wechselhaft: Während manche Monate, allen voran der November 2020, viel zu trocken ausfielen, brachten andere sehr viel Niederschlag, etwa der Dezember oder die Wochen Ende Januar/Anfang Februar, die sogar Hochwasser zur Folge hatten. Über das halbe Jahr gemittelt reicht das allerdings noch nicht aus: „Der Niederschlag im vergangenen Halbjahr hat leider nur regional zu einer leichten Erholung der Grundwasserstände geführt“, informiert Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). „Das Niederschlagsdefizit seit dem Jahr 2018 konnte nicht ausgeglichen werden. Hierzu wäre ein überdurchschnittlich nasses Winterhalbjahr notwendig gewesen.“

Im Vergleich zum langjährigen Mittel bewegten sich die Grundwasserstände Ende April auf einem für diese Jahreszeit überwiegend unterdurchschnittlichen bis durchschnittlichen Niveau. „Das Land hat mit Kommunen, Wasserversorgern und Umweltverbänden das Leitbild ‚Integriertes Wasserressourcen-Management‘ verabschiedet. Derzeit erarbeiten wir gemeinsam einen Wasserwirtschaftlichen Fachplan, mit dem Ziel, Optionen für eine nachhaltige Wassernutzung in Hessen zu entwickeln. Damit stellen wir die Weichen für eine klimastabile Wasserversorgung in Hessen. Ein weiterer wichtiger Baustein sind kommunale Wasserkonzepte. Die Gemeinden erarbeiten damit Möglichkeiten, um ihre Wasserversorgung sicherzustellen und den Wasserverbrauch zu senken, beispielsweise durch Brauchwasseranlagen“, erklärte Hinz. Mühltal, Rasdorf, Aßlar, Hünfeld, Lautertal und Taunusstein haben damit bereits begonnen und werden vom Land finanziell gefördert.

Temperatur und Niederschlag

Das hydrologische Winterhalbjahr startete mit den zwei leicht zu warmen Monaten November und Dezember. Im Januar, Februar und März lagen die Temperaturen im Mittel im normalen Bereich. Mit einem extrem kalten April endete das Halbjahr. Hier war es mit ca. sechs Grad so kalt wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr.

Das Niederschlagsgeschehen war unterschiedlich. Der November war sehr trocken. Nass hingegen war es Ende Dezember und im Januar. Die Regenmengen der übrigen Monate lagen abgesehen vom trockenen März im normalen Bereich. Insgesamt fielen im hydrologischen Winterhalbjahr 321 mm Niederschläge. Gegenüber dem Mittelwert im Vergleichszeitraum 1991 bis 2020 waren dies 33 mm, also ca. neun Prozent zu wenig. Zurückzuführen ist dies weitgehend auf das erhebliche Niederschlagsdefizit im November 2020.

Grundwasserstände

Durch den deutlich zu trockenen November und etwas zu trockenen Dezember setzte der Grundwasserneubildungsprozess deutlich verzögert ein. Erst durch die ergiebigen Niederschläge im Januar und den etwas zu nassen Februar kam es verbreitet zu teils deutlichen Anstiegen der Grundwasserstände, die durch die geringere Niederschlagsneigung im März und April allerdings frühzeitig wieder abflachten. Während in den westlichen und südlichen Landesteilen vielerorts durchschnittliche Grundwasserstände erreicht wurden, bewegten sich die Grundwasserstände in den zentralen und nordöstlichen Landesteilen teilweise auf einem niedrigen bis sehr niedrigen Niveau. Im Jahresvergleich lagen die Grundwasserstände an rund drei Viertel der Messstellen auf einem etwas niedrigerem Niveau als Ende April 2020.

Grundwasserneubildung und Klima

Im hydrologischen Winterhalbjahr, wenn die Vegetation ruht und die Verdunstung wegen der niedrigen Temperaturen gering ausfällt, erfolgt in der Regel die Grundwasserneubildung und das Grundwasser steigt üblicherweise wieder an. Mit Beginn des hydrologischen Sommerhalbjahres wird es unwahrscheinlicher, dass Niederschlagsereignisse zur Grundwasserneubildung führen.

Nur ergiebiger Regen über einen längeren Zeitraum kann das Defizit aus den zuletzt gehäuft auftretenden Trockenjahren ausgleichen. Da seit dem Jahr 2003 keine ausgeprägten Nassjahre mehr auftraten, gab es solche Schwankungen, wie sie vorher bei den Jahreswerten für das Grundwasser typisch waren, in diesem Zeitraum nicht mehr. Gegenüber der Referenzperiode von 1971 bis 2000 fiel die Grundwasserneubildung in den letzten 18 Jahren in Hessen 27 Prozent niedriger aus. Es bleibt abzuwarten, ob sich der seit 2003 beobachtete Trend in Zukunft fortsetzt.

Aktuelle Grundwasserstände im HLNUG-Messdatenportal:

Im neuen Messdatenportal des HLNUG werden ab sofort auch die Grundwasserstände für Hessen anschaulich und nutzerfreundlich dargestellt. Auf den ersten Blick sind nun sowohl die Höhe (sehr hoch, normal, sehr niedrig) als auch die Tendenz (steigend, gleichbleibend, fallend) ersichtlich:

⇒https://www.hlnug.de/messwerte/datenportal/grundwasser

Fließgewässer

Im November und den ersten drei Dezemberwochen herrschte in den hessischen Flüssen und Bächen Niedrigwasser. Ende Dezember führten die teils ergiebigen Regenfälle zu hohen Wasserständen und teilweise zu Hochwässern. Ende Januar / Anfang Februar kam es infolge des regional starken Regens erneut zu Hochwässern. Betroffen waren besonders kleinere Flüsse, die im Vogelsberg entspringen, sowie Gewässer aus den westlichen Gebirgen. Vereinzelt kam es zu Überschwemmungen mit außergewöhnlich hohen Wasserständen, etwa am Seemenbach in Büdingen. Ab Mitte Februar sanken die Wasserstände wieder. In den folgenden Monaten blieben die Wasserstände der Fließgewässer auf einem gleichbleibend normalen bis leicht unterdurchschnittlichen Niveau.

Edersee (Edertalsperre)

Das hydrologische Winterhalbjahr wurde genutzt, um den Edersee wie in jedem Jahr einzustauen. Im April fielen im Einzugsgebiet des Edersees relativ große Regenmengen, dazu kam die Schneeschmelze. Ab Mitte des Monats sprang daher der Überlauf an, da zu diesem Zeitpunkt die Zuflüsse größer waren als der Regelabfluss.

Bodenfeuchte

Bedingt durch die Niederschläge im Winterhalbjahr und die derzeit kühle Witterung herrscht in den Oberböden Hessens derzeit kaum Trockenstress für die Vegetation. Modellierungen des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zur Bodenfeuchte deuten darauf hin, dass lediglich einige Bereiche in Südhessen von leichter Trockenheit betroffen sind.

Weiterführende Informationen:

Grundwasser:
https://www.hlnug.de/themen/wasser/grundwasser/aktuelles
http://www.hlnug.de/themen/wasser/grundwasser/grundwasserstaende-und-quellschuettungen
Aktuelle Wasserstände:
http://www.hlnug.de/static/pegel/wiskiweb2
Wasserwirtschaftliche Monatsberichte:
http://www.hlnug.de/themen/wasser/berichte/monatsberichte
Informationen zum Thema Dürre:
http://www.hlnug.de/dossiers/duerre
Informationen zur Bodenfeuchte:
http://www.ufz.de/index.php?de=37937

Auf dem Foto: Grundwassermeßstelle in wiesbaden-Biebrich

Foto: HLNUG

 

 

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