Verkehrsunfallstatistik 2019 des Polizeipräsidiums Südosthessen: Anteil der Unfallfluchten über 40 Prozent

(pm/ea) – Die Zahl der polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle, die sich auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen ereignet haben, liegt im Jahr 2019 bei 14.667 (2018: 14.411). In 40 Prozent der Fälle hat sich mindestens ein Verkehrsteilnehmer unerlaubt von der Unfallstelle entfernt.

„Positiv ist, dass in 80 Prozent der Fälle die beteiligten Personen unversehrt blieben, obwohl die Zahl der Unfälle um 256 angestiegen ist“, teilten Polizeipräsident Roland Ullmann und Abtei-lungsdirektor Claus Spinnler anlässlich der Vorstellung der aktuellen Verkehrsunfallstatistik mit und ergänzten: „Bei fast 32 Prozent aller Unfälle waren Vorfahrts- und Abbiegeverstöße sowie zu geringer Sicherheitsabstand und nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit ursächlich.“

Die Zahl der Verkehrsunfallfluchten erhöhte sich im Jahr 2019 um 261 auf nunmehr 6.068. Unfallbeteiligte haben nach Aussage von Claus Spinnler eine Warte- und Benachrichtigungspflicht, auch bei scheinbaren Bagatellschäden. Unerlaubtes Entfernen von der Unfallstelle ist eine Straftat, bei der die Polizei Ermittlungen einleitet.

Die Beamtinnen und Beamten des Polizeipräsidiums Südosthessen klärten rund 38 Prozent der Unfallfluchten auf. Die Spezialisten der Unfallfluchtgruppe ermittelten bei mehr als jedem zweiten Unfall mit Personenschaden den Verursacher. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 54 Prozent. Bei den Unfallfluchten mit Sachschaden ab 2.000 Euro klärten die Ermittler 43 Prozent auf.

„Sehr bedauerlich ist, dass 31 Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren und 605 Personen schwere Verletzungen erlitten haben“, so Polizeipräsident Ullmann. Neun Personen starben bei Unfällen innerhalb geschlossener Ortschaften, 19 auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen und drei auf Autobahnen.

Senioren – Junge Fahrer – Motorradfahrer

In der langfristigen Verkehrssicherheitsstrategie bleiben laut Ullmann und Spinnler die Senioren, insbesondere die „75 Plus-Verkehrsteilnehmer“ und die „Jungen Fahrer“ im Fokus. Ebenfalls im Blick der Polizei bleiben die Motorradfahrer, obgleich die Unfallzahl im gesamten Präsidiumsbereich um acht auf 182 gesunken ist; die Zahl der tödlich Verunglückten ist um zwei auf vier gestiegen. Zudem wurden 56 Biker schwer (+3) und 140 (+15) leicht verletzt. Unverzichtbar bleiben weiterhin Verkehrskontrollen bezüglich Geschwindigkeit, Alkohol- und Drogenfahrten sowie Ablenkung durch Handynutzung und die Schwerlastkontrollen.

„Die Unfallzahl bei den 65- bis 74-jährigen Senioren ist um 127 auf 1.515 zurückgegangen. Die Zahl der Schwerverletzten verringerte sich um 3 auf 51 und die der Leichtverletzten um 18 auf nunmehr 182. Ebenso wie im Jahr 2018 verstarben vier Personen.

Anlässlich der letztjährigen Verkehrswoche haben wir mit unserer Präventionsaktion gezielt die älteren Verkehrsteilnehmer auf vielbesuchten Einkaufsparkplätzen in unserer Region angesprochen und informiert“, teilte der Behördenleiter mit und ergänzte: „Ein größeres Augenmerk legen wir auf die Verkehrsteilnehmer 75 Plus, die an 1.306 Unfällen beteiligt waren. Zehn Personen verstarben und 75 erlitten schwere Verletzungen.“ Im Jahr 2018 starben sechs und 57 wurden schwer verletzt. Fast 70 Prozent dieser Unfälle haben die Betroffenen selbst verursacht.

Claus Spinnler sagte: „Jeder zweite Unfall mit einem jungen Fahrer wurde durch die 18- bis 24-Jährigen selbst verursacht. Wir registrierten im letzten Jahr 2.708 Unfälle und damit 54 mehr als im Jahr 2018. Sechs starben und 93 erlitten schwere Verletzungen.“ 2018 verunglückte eine Person tödlich und 63 wurden schwer verletzt.

Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit eine der Hauptursachen für schwere Unfälle

„Nach einem Rückgang im Jahr 2018 sind die Geschwindigkeitsunfälle im letzten Jahr um 247 auf 1.382 angestiegen. Im Berichtsjahr wurden 613 Personen und damit 93 mehr Verkehrsteilnehmer verletzt. Acht Menschen verunglückten tödlich, im Jahr 2018 waren es 12“, sagte Spinnler weiter und fügte an: „Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit ist nach wie vor eine der Hauptursachen für schwere Unfälle. Die aktuellen Unfallzahlen belegen deutlich, dass die Geschwindigkeitsmessungen auf den Straßen unverzichtbar sind. Wir setzen hierbei in unserer Verkehrssicherheitsarbeit auf Transparenz. In den wöchentlichen Blitzermeldungen teilen wir mit Stichworten wie Unfallhäufung, Wildunfallstrecke, Kindergarten/Schule oder Baustelle mit, wo die Kontrollstellen eingerichtet sind. Darüber hinaus laden wir Medienvertreter ein, bei Verkehrskontrollen dabei zu sein. Weiterhin nutzen wir die sozialen Medien, um möglichst viele Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren.“

Durchschnittlich zweimal täglich wurde im vergangenen Jahr mobil gemessen; zudem wurde der Geschwindigkeitsmessanhänger an neuralgischen Orten eingesetzt. Die Zahl der eingelei-teten Ermittlungsverfahren stieg von 39.177 auf 41.160 an; auf 488 Fahrer kam ein Fahrverbot zu.

Ebenfalls in Sachen Verkehrssicherheit waren die „Provida“-Teams der Polizeiautobahnstation Langenselbold unterwegs. „Am 18. Mai dieses Jahres stoppte eine Provida-Streife auf der Autobahn 66 einen Mercedes GLC 400“, hob Claus Spinnler hervor: „Der Fahrer raste laut der Provida-Besatzung an einer Tagesbaustelle satte 223 Stundenkilometer statt der erlaubten 80. Zudem habe er bei Tempo 180 lediglich einen Abstand von 20 Metern zum vorausfahrenden Wagen gehalten. Den 48-Jährigen erwarten nun zwei Punkte, 600 Euro Bußgeld sowie ein dreimonatiges Fahrverbot.“

Im Jahr 2019 erstatteten die Beamten 1.295 Anzeigen, davon 582 wegen Geschwindigkeits-, 178 wegen Abstands- und 148 wegen Überholverbotsverstößen (2018: 1.122, davon insgesamt 781 der oben genannten Verstöße).

Spinnler ergänzte: „Auch bei den Unfällen wegen zu geringem Sicherheitsabstand verbuchen wir einen Anstieg von 77 auf 1.467 Unfälle.“ Eine Person erlitt tödliche, 58 Personen schwere und 793 leichte Verletzungen. Im Jahr 2018 waren es drei tödlich, 68 schwer und 720 leicht Verletzte.

Rückgang bei Unfällen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss

Polizeipräsident Roland Ullmann teilte weiter mit: „Positiv ist der Rückgang bei den Unfällen, bei denen mindestens ein Beteiligter unter Alkohol- oder Drogeneinfluss oder gar beides stand. Diese Unfälle sind um 19 auf nunmehr 484 gesunken. Allerdings erlitten fünf Personen tödliche und 63 schwere Verletzungen.“ Die Zahl der Leichtverletzten sank um 42 auf 156. 2018 verstarben zwei Verkehrsteilnehmer und 54 wurden schwer verletzt. Bei jedem dritten Unfall wurde mindestens eine Person verletzt.

Ullmann sagte: „Wir schulen seit Jahren durch unsere  DIS-Teams (Drogenerkennung im Straßenverkehr) die Kolleginnen und Kollegen, um bei Kontrollen Verkehrsteilnehmer, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss unterwegs sind, zu erkennen und deren Fahrten zu unterbinden. Die Beamtinnen und Beamten leiteten im vergangenen Jahr 810 Verfahren wegen Verdachts auf Alkohol, 1.020 wegen Verdachts auf Drogeneinfluss und weitere 114 wegen beidem ein.“

Wildunfälle

„Wie jüngst Innenminister Peter Beuth angekündigt hat, erhält die Sicherheitsapp hessenWARN Mitte 2020 einen Pkw-Wildwarner, mit der auf digitalem Wege Fahrzeugführer auf Wildgefahrenstrecken hingewiesen werden“, betonte Ullmann und führte an: „Wir sehen in dieser App neben den Geschwindigkeitsbegrenzungen und den Warnschildern vor Wildwechsel sowie unseren regelmäßigen Kontrollen ein fortschrittliches Mittel, Wildunfälle zu verhindern. Nach dem Rückgang im Jahr 2018 stiegen diese Unfälle im vergangenen Jahr um 84 auf 1.259 an. Es wurden vier Personen schwer und neun leicht verletzt.“

Rückgang der Unfälle im „Corona-Lockdown“

„Wir alle haben insbesondere in den ersten Wochen der Corona-Zeit erlebt, dass das Verkehrsaufkommen deutlich geringer war“, sagte Roland Ullmann abschließend und ergänzte: „Nach ersten vorliegenden Zahlen sind die Verkehrsunfälle seit dem Lockdown um etwa 40 Prozent im Vergleich zum Zeitraum 2019 deutlich zurückgegangen. Die Zahlen sind allerdings noch nicht valide und es wird sich zeigen, wie sich diese Tendenz auf die Verkehrsunfallstatistik für das laufende Jahr auswirkt.“

Regeln einhalten, Abstand wahren und Rücksichtnahme haben die Bürgerinnen und Bürger in den letzten außergewöhnlichen Wochen überwiegend verinnerlicht. Gemeinsam appellieren Ullmann und Spinnler an die Verkehrsteilnehmer, sich verantwortungsbewusst, rücksichtsvoll und den Regeln entsprechend auch im Straßenverkehr zu verhalten.

Foto und Grafiken: PPSOH

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