„Bronzebüffel am Rathausbrunnen“: Von der Idee zur Realisierung

(ms/ea) – Zu den „Wasserbüffeln aus Bronze“ wurde bereits in der Öffentlichkeit zwar kontrovers diskutiert, allerdings sind Details zu diesem Projekt bislang wenig bekannt geworden. Erlensee Aktuell hat sich mit den vier Künstlerinnen des Kunstraums am Rathausbrunnen getroffen, um mehr zu erfahren.

Rosemarie Lewandrowski, Sabine Pabst, Corina Redlin und Miroslava Seidel haben sich vor kurzem zu einem nicht eingetragenen, gemeinnützigen Verein „Kunstraum Erlensee g.V.“ zusammengeschlossen. Sie zeigen Gemälde, Fotografien, Objekte und Installationen in wechselnden Ausstellungen. Außerdem werden im Kunstraum in der Friedrich-Ebert-Straße 7 auch Lesungen, Performances und Musik angeboten. ⇒https://kunstraum29.webnode.com

Sabine Pabst hatte im Frühsommer des letzten Jahres die Idee, den Rathausbrunnen zu einem Blickfang und Treffpunkt aufzuwerten.

„Ich wohne seit 17 Jahren in Erlensee und habe seitdem die Entwicklung der Kommune miterleben können. Viele Wohnhäuser, Firmengebäude und auch Kindertagesstätten wurden neu gebaut. Schließlich wurde die Gemeinde zur Stadt ernannt. Jede Stadt benötigt aber auch ein Stadtzentrum, wozu ja der Rathausplatz gehört. Hier fehlte meiner Meinung nach jedoch ein Blickfang, mit dem sich das Zentrum sozusagen identifizieren konnte“, so Sabine Pabst, die daraufhin anfing, im Kunstraum und auch außerhalb Meinungen dazu einzuholen.

„Was verbindet Ihr eigentlich mit dem Rathausplatz, dem Stadtzentrum?“ war die zentrale Frage.

„Dabei kam unter anderem heraus, dass viele nur diffus wussten, dass es dort einen Brunnen gibt“, so Sabine Pabst, die bereits die Idee hatte, diesen so aufzuwerten, dass dort lebensgroße Wasserbüffel stehen könnten und damit die Tiere, die jeden Sommer auf den Weideswiesen bewundert werden, auch im Stadtzentrum gegenwärtig sind.

„Die Idee fand bei uns gleich große Zustimmung, denn gerade auch die Senioren des neben dem Rathaus befindlichen Seniorenheims hätten dann die Tiere immer vor Augen, obwohl viele sie in der freien Natur auf den Weideswiesen nicht besuchen können“, so Rosemarie Lewandrowski.

Sabine Pabst vereinbarte dann mit Bürgermeister Stefan Erb einen Termin und stellte ihm ihre Idee in Form einer ersten abstrakten Skizze vor.

Konkret stellte sie ihm dazu auch noch folgende Fragen:

Wenn man auf dem Rathausplatz etwas verändern oder aufbauen möchte und das Rathaus würde saniert oder abgerissen, würde dies auch den Rathausplatz betreffen?

Gibt es ein wie auch immer geartetes Copyright auf die Gestaltung des Rathausbrunnens?

Was muss ich als privater Initiator tun, um mit Hilfe von Spenden den Brunnen zu verschönern?

„Der Bürgermeister stand meiner Idee zu meinem Erstaunen positiv gegenüber, denn das hatte ich zunächst gar nicht erwartet. Er versicherte mir, ein etwaiger Abriss würde den Platz nicht tangieren. Es gibt auch kein Copyright, die Gestaltung des Brunnens ist also völlig frei. Eine solche private Idee kann vom Magistrat beschlossen und somit abgesegnet werden. Ähnlich wurde dies bei einer Kunstinstallation auf dem Friedhof in Langendiebach auch gemacht, wie er mir erläuterte“, so Sabine Pabst.

Zu diesem Zeitpunkt ging sie noch davon aus, mit dem Einsammeln von Spenden die nächsten Jahre beschäftigt zu sein. Doch es kam bekanntlich anders.

Die vier Kunsträumerinnen stellten danach Fotos von den Wasserbüffeln zusammen, wobei sie hier insbesondere 007 im Visier hatten sowie ein Kälbchen. Diese sollten lebensgroß in Bronze gestaltet werden.

Von mehreren in Frage kommenden Unternehmen wurden Angebote eingeholt, die sich meistens in der Größenordnung zwischen 50.000 und 100.000 Euro bewegten.

Vorschläge der Firma Brontique anhand der Fotos

„Das Angebot der Firma Brontique aus München war jedoch unschlagbar, die uns die zwei Skulpturen für 23.550 Euro anboten, inklusive Steuern und Transportkosten“, so Sabine Pabst, die sich daraufhin mit einem Empfehlungsschreiben des Magistrats auf Spendensammeltour in Erlensee begab.

Bei den Firmeninhabern und Geschäftsführern stieß sie auf offene Ohren und konnte großzügige Spenden erhalten, sodass bereits Mitte Dezember der Betrag für das Angebot der Firma Brontique in Summe zusammenkam. Das Angebot hatte zunächst eine Preisbindung von drei Wochen, es wurde allerdings auf drei Monate verlängert, so dass der Auftrag Ende Dezember vergeben werden konnte. Anzahlungen waren nicht erforderlich, die Rechnung wird erst bei Anlieferung fällig.

Was Sabine Pabst sehr wichtig war, dass es sich bei den Spenden um eine separate Einzelspende handelt. Die Spender haben ihr zugesagt, diese würde die reguläre Spendensumme nicht beeinflussen, es wird also mit der Einzelspende keinem Verein oder sonstiger Institution etwas “weggenommen“.

Die Spenden wurden alle zweckgebunden auf ein Konto der Stadt Erlensee überwiesen, die wiederum jeweils Spendenquittungen ausstellte.

Der Betrag für die Wasserbüffel war damit komplett, jedoch fehlten noch Mittel für den nötigen Brunnenumbau.

„Vorsorglich wurden daher im Dezember 13.000 Euro im Haushalt der Stadt Erlensee umgeschichtet, um trotzdem den Brunnen zu gestalten, falls keine weiteren Spenden mehr eingesammelt werden können“ so Sabine Pabst.

Nach der Auftragsvergabe an die Firma Brontique ging dann die Feinabstimmung los. Die Skulpturen werden in Portugal von einem Bildhauer gefertigt, der in ständiger Absprache mit den Kunsträumerinnen die Modelle immer wieder anpasste und anhand der vorliegenden Fotos und vorgetragenen Änderungswünschen nachmodellierte.

Nach den Fotos wurde das Modell gefertigt

Einer der Entwürfe (links) und das Endergebnis (rechts)

Links ein Entwurf, rechts das Endergebnis des Kälbchens

„In den Abstimmungsprozess war übrigens immer Bürgermeister Erb und Herr Amberg vom Bauamt mit eingebunden, die allerdings den Kunsträumerinnen die künstlerische Gestaltung überlassen haben“, betonen die vier Damen unisono. Zum Schluss wurde die Farbgebung abgestimmt (die Tierskulpturen sollen annähernd ihre natürliche Farbe erhalten) und im April der endgültige Entwurf beschlossen, nach dem nun in Portugal die Bronzefiguren gefertigt werden.

Parallel wurden die Planungen für die Brunnengestaltung vorgenommen.

„Hier haben wir natürlich keinen Landschaftsgestalter beauftragen können, sondern alles in Eigenregie immer wieder neu ausprobiert, ausgemessen und geplant“, ergänzt Miroslava Seidel.
Die Grundidee, die Büffel im Wasser zu platzieren, wurde fallengelassen, weil dies einen Aufbruch des gesamten Brunnenbodens mit enormen Kosten bedeutet hätte.

„Dann wurde Plan B umgesetzt: die Büffel stehen am Rand und Findlinge werden außen herum platziert, die vom Bauhof von anderen überwucherten Plätzen umgesiedelt werden“ so Corina Redlin.

Immer wieder wurden die selbst hergestellten Modelle (nicht maßstabsgerecht) neu platziert, verschoben und neu ausgerichtet, bis die endgültigen Positionen gefunden waren.

Die Büffel werden auf geklebtem Kies stehen, was den Eindruck eines natürlichen Bodens vermitteln wird.

Die vorhandene Beleuchtung wird gereinigt und findet weitere Anwendung. Neu ist, dass das Wasser mittels einer speziell von der Firma Licht-Perlen gefertigten Schaumdüse bewegt wird.

Im Bau- und Umweltausschuss wurde anhand eines 3D-Plans im Maßstab 1:125 das Brunnenmodell vorgestellt. Das Rathaus mit Sitzungssaal und das Haus Rosengarten wurden dazu maßstabsgetreu nachgebaut und das Brunnenmodell auf dem Platz hinzugefügt, um Größenverhältnisse sichtbar zu machen.

Nach dieser abgestimmten Vorlage wird der Brunnen von der Firma Dillmann gestaltet

„Da die für den Brunnenumbau beauftragte Firma Dillmann lediglich Lohnkosten in Rechnung stellt und die im Fliegerhorst ansässige Firma Böhrer Baumaschinen kostenlos zur Verfügung stellt, entstehen 7500 Euro Kosten, die wir aber auch noch mittels Spenden begleichen wollen, so dass keine Steuergelder zur Finanzierung herangezogen werden müssen“, so Sabine Pabst, die noch ergänzt, dass es die in der Öffentlichkeit genannte Spende des Main-Kinzig-Kreises in Höhe von 10.000 Euro nicht gibt.

Derzeit sieht der Zeitplan so aus, dass die bronzenen Wasserbüffel Ende Juni angeliefert werden und dann spätestens im Juli der Rathausbrunnen zum neuen Blickfang und Treffpunkt werden wird.

„Wir würden uns sehr freuen, wenn wir Nachahmer dazu inspirieren könnten, eigene Ideen für die Gestaltung weiterer Plätze in Eigeninitiative zu entwickeln. Denn in der Stadt gibt es viele Bereiche, die sich zum Verschönern eignen. Außerdem danken wir sehr herzlich Bürgermeister Stefan Erb und seinem Team, die immer konstruktiv und proaktiv das Projekt von Anfang an begleitet haben“, so die Kunsträumerinnen abschließend.

Das Kälbchen soll übrigens einen Namen bekommen. Ideen dazu können an kunstraum.erlensee@gmail.com gesendet werden.

Auf dem Titelfoto: (v.l.): Corina Redlin, Sabine Pabst, Rosemarie Lewandrowski und Miroslava Seidel

Fotos: Sabine Pabst, Petra Behr, Markus Sommerfeld

Das Gespräch führte Markus Sommerfeld

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