„Hunde an die Leine – der Natur zuliebe“ – Gedanken und Recherchen zur „Leinenpflicht“

(pm/ea) – Die Sonne scheint, die ersten Blüten sind an den Bäumen und Sträuchern zu sehen, beim Imker summen die Bienen und die Vögel geben ein himmlisches Konzert. Der Frühling ist in vollen Zügen. Und es ist „Brut- und Setzzeit“. Jetzt heißt es: „Hunde an die Leine!“.

Zu diesem Thema gab es mehrere Anfragen. „Gibt es eine Leinenpflicht?“ – Die Informationslage dazu ist recht dünn.

Eine Erlensee Aktuell-Leserin hat recherchiert und teilt dazu ihre eigenen Gedanken mit:

„Wir, meine Hündin und ich, laufen unsere Runde und genießen die Sonne und das Gezwitscher. Sie dreht kurz ihren Kopf zu mir und schaut mich mit ihren großen Augen an. Was geht wohl in ihr vor? Wahrscheinlich würde sie gerne einfach „frei“ laufen, aber das geht gerade nicht, es ist Brut- und Setzzeit. Da „wir“ die Natur schätzen, beobachten und schützen, ist sie während der Brut- und Setzzeit angeleint, denn wir wollen die Tierchen, die grade ihre Jungen aufziehen, nicht unnötig stören. Und ganz ehrlich, in der Läufigkeit muss sie auch an die Leine, von daher ist das nicht ungewohnt für sie. Aber haben wir tatsächlich eine Leinenfplicht?

Leider muss ich an der Stelle sagen, dass die Informationslage für die Bevölkerung schlecht ist. Gibt man in einer Suchmaschine „Brut- und Setzzeit MKK“ ein, so wird man enttäuscht, denn die 19 Treffer sind alle von 2018 oder älter. Nur ein Artikel ist von 2019, aber helfen tut er mir nicht.

Der Suchbegriff „Brut und Setzzeit Erlensee“ kommt immerhin auf ca. 6880 Einträge. Aber aktuell ist fast keiner und brauchbar erst recht nicht, 6880 Einträge zu lesen, ist eher unmöglich. Und was geht mich Offenbach an, wenn ich Erlensee suche? Immerhin, ein Artikel auf Erlensee-Aktuell vom 6. März 2018 weist Hundehalter darauf hin, im gesamten Stadtgebiet ihre Hunde vom 15.3 bis 15.7 anzuleinen. Ein aktueller Beitrag vom 2.3.2019 appelliert ebenfalls dafür, Hunde an die Leine zu nehmen, der Natur zu Liebe.

Also geht meine Recherche zunächst weiter, was sagt also die Leinenpflicht in Hessen? Anscheinend gibt es offiziell keine allgemeine Leinenpflicht in Hessen während der Brut- und Setzzeit, aber die einzelnen Gemeinden haben das letzte Wort und können Leinenzwang verordnen.

Der Suchbegriff „Leinenpflicht Erlensee“ gibt 192 Treffer und wieder, bis auf paar Ausnahmen, keine aktuellen Beiträge.

Die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Erlensee von 2003 hilft ebenso nicht wesentlich weiter. So heißt es in §5 Tiere „In öffentlichen Anlagen lebende Tiere, insbesondere Wasservögel und Fische, dürfen nicht gefangen, gejagt oder belästigt werden“. Das heißt für mich, wenn mein Hund ein Rehkitz beschnuppert, ist das eigentlich eine Belästigung. In §11, Hunde, Aufsicht über Tiere Abs. 2 heißt es zusammengefasst, dass Hunde an der Leine auf Spiel- und Bolzplätzen, öffentlichen Parkanlagen, allen sonstigen öffentlichen Anlagen, bei öffentlichen Versammlungen und bei größeren Menschenansammlungen zu führen sind. Interessanterweise sieht man Schleppleinen oft, aber auch diese ist laut §11 Abs 3 nicht zulässig, denn Leinen dürfen eine Länge von 2m nicht überschreiten.

Was macht also ein nicht ausreichend informierter Bürger, der vielleicht an „Naturschutz“ kein Interesse hat? Eben, nichts… Woher soll der Bürger es denn auch wissen? Ich begegne vielen Hundebesitzern und die meisten wissen nicht, was sie machen sollen. Oft hört man „wo steht das geschrieben, dass ich meinen Hund anleinen muss?“ oder „Vielleicht sollte man Infotafeln aufstellen“. Haben die Leute unrecht? Teils, teils! Ja, es gibt zu wenige Informationen (u. a. von den Gemeinden), wenn ich meine Recherche als Basis meiner Aussage nehme und nein, Informationstafeln gibt es in Erlensee aber sie werden zu gerne abgerissen und zerstört. Ob Vandalismus an der Lage was ändern würde! Verrückt, wie weit manche Leute gehen, damit Fiffi trotz Leinenpflicht ohne Leine rumlaufen kann! Kommt es zu einem Zwischenfall, kann so ein Hund ernsthaft von Wildtieren verletzt werden oder gar im Notfall von einem Jäger erschossen werden! Vandalismus ist also keine Option.

Aber jetzt mal im Ernst, wozu das Ganze? Es laufen doch so viele Katzen, Marder und Füchse über die Wiesen, da haben Brutvögel ohnehin schlechte Karten. Was soll also mein Hund noch ausrichten? Ob die Maßnahme den Brutvögeln hilft, könnte man hinterfragen.

Fakt ist, dass die Gefahr und der Stress für die Wildtiere nicht noch erhöht werden muss, indem mein Hund über die Wiese rennt und ein Gelege zerdappt oder die Enteneltern zwingt, ihre Küken zu verlassen, um den Hund abzulenken. Zumal ich im Sommer ohnehin nicht will, dass mein Hund über eine ungemähte Wiese voller Zecken rennt! Das nur so nebenbei. Aber Fakt ist auch, dass Hunde groß genug sind, um Wild zu verletzen oder zu töten. Selbst das Beschnuppern eines Rehkitzes kann dazu führen, dass es von der Mutter verstoßen wird. Im Klartext, mein Hund ist schuld, wenn Bambi stirbt! Außerdem gibt es auch Tiere, die ihre Jungen verteidigen. Dass mein Hund einer Rehkuh nachstellt und einen Tritt kassiert, will ich auch nicht. Darum ist mein Hund an der Leine, der Natur zu Liebe.

Am Ende musste ich meine Recherche aufgeben, denn mehr Informationen habe ich nicht gefunden, die mich aufklären würden, wie ich mich richtig verhalten sollte. Also bleibt es für mich und meine Hündin dabei, solange bodenbrütende Vögel ihre Nester anlegen und Wildtiere ihre Nachkommen aufziehen, bleibt meine Hündin an der Leine, um unsere Wildtiere nicht zu stören. Ich würde mir aber wünschen, dass man als Hundehalter besser informiert werden würde, um möglichen Konflikten vorzubeugen, denn immerhin zahle ich für meinen Hund auch Steuern und fühle mich gerade etwas alleine gelassen. Ein abgezäunter Bereich (Hundewiese) wäre auch eine sinnvolle Maßnahme, damit Hundebesitzern eine Alternative gegeben wird, ihre Hunde spielen zu lassen.

Aber eine Hundewiese haben wir in Erlensee nicht, also laufe ich mit meiner Hündin weiter meine Runden und wir versuchen das Beste aus der Brut- und Setzzeit zu machen.“

Fotos: Privat

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