Stickstoffdioxidbelastung in 2018 insgesamt leicht rückläufig – Feinstaubgrenzwert in keinem Ballungsraum mehr überschritten

(pm/ea) – Die Stickstoffdioxidbelastung geht in Deutschland insgesamt zwar leicht zurück, der Grenzwert für NO2 von 40 µg/m³ im Jahresmittel wurde nach vorläufigen Daten in etlichen deutschen Städten aber nicht eingehalten. Auch in Frankfurt hat sich die Situation beim NO2 verbessert, wie die Auswertungen der Messstationen sowie der Passivsammler zeigen.

Erläuterung: Ein Passivsammler ist ein kleines, ohne Energie betriebenes Messgerät, in dem mehrere Prüfröhrchen die Schadstoffe aus der Luft „passiv“ aufnehmen. Die Röhrchen werden regelmäßig ausgewechselt und der Inhalt im Labor ausgewertet. In automatischen Messstationen wird die Luftqualität durch Analysatoren ständig gemessen und die Messwerte in Echtzeit weitergeleitet.

Vorläufige deutschlandweite Auswertung der automatisch meldenden Messstationen

Überschreitungen beim NO2 traten im Bundesgebiet hochgerechnet an rund 39 Prozent (2017: 45 Prozent) der verkehrsnahen Messstationen auf. Im Mittel ist die Belastung mit Stickstoffdioxid deutschlandweit mit etwa zwei Mikrogramm Minderung gegenüber dem Vorjahr aber leicht rückläufig. Das zeigt die vorläufige Auswertung der Messdaten der Länder und des Umweltbundesamtes (UBA).

Hierbei können nur die 399 Messstationen berücksichtigt werden, die ihre Daten automatisch an die Ämter melden. Von den anderen Stationen müssen die Daten noch ausgewertet werden, die Ergebnisse liegen voraussichtlich im Mai 2019 vor. Erst dann kann eine vollständige Aussage getroffen werden, wie viele Städte den Grenzwert für NO2 einhalten.

Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA : „Der Grenzwert, der seit 2010 eingehalten werden muss, wird immer noch in vielen deutschen Städten überschritten. Das gefährdet die Gesundheit der dort lebenden Menschen. Die Hauptquelle ist der Straßenverkehr und hier vor allem die Diesel-Pkw mit zu hohen Realemissionen. Hier muss endlich angesetzt werden: Diese Fahrzeuge müssen mit wirksamen Katalysatoren nachgerüstet werden – auf Kosten der Verursacher, nämlich der Automobilindustrie. Nur saubere Autos bieten Sicherheit vor drohenden Fahrverboten. Die Technologie wie auch die rechtliche Regelung zur Nachrüstung sind da und müssen nun schnell zum Einsatz kommen. Denn mit den derzeitigen Maßnahmen dauert es einfach zu lange, bis wir überall saubere Luft haben.“

Der Rückgang der mittleren NO2 -Konzentrationen an verkehrsnahen Messstationen um etwa zwei Mikrogramm lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen: lokale Maßnahmen wie Tempolimits oder Verkehrsbeschränkungen, regionale bzw. nationale Maßnahmen wie die Erneuerung der Fahrzeugflotte durch Umtauschprämien oder Softwareupdates sowie meteorologische Einflüsse, die die Ausbreitung von Luftschadstoffen begünstigen oder verschlechtern können. Anhand der Messdaten allein können keine Aussagen getroffen werden, welchen Beitrag einzelne Maßnahmen zur Minderung haben, da alle genannten Faktoren gemeinsam die Messergebnisse beeinflussen. Dies ist nur über detaillierte Berechnungen möglich. Solche Berechnungen liegen für einzelne Messstationen jedoch nicht vor.

Die Messstationen werden von den Bundesländern nach einheitlichen, europäischen Regeln aufgestellt. Maria Krautzberger: „Deutschland hält sich an die Vorgaben, die die EU-Mitgliedstaaten aufgestellt haben. Die europäische Luftreinhalte-Richtlinie wurde 1:1 in deutsches Recht umgesetzt. Allein das ist unser Maßstab, und nicht, ob andere Staaten sich vielleicht nicht an gemeinsam beschlossene Regeln halten.“

Beim Feinstaub (PM10) wurde erstmals der seit 2005 einzuhaltende Grenzwert in keinem Ballungsraum mehr überschritten. Nur an einer industrienahen Messstation in Nordrhein-Westfalen wurden 36 Tage mit Feinstaubwerten über 50 µg/m³ und damit eine Grenzwertüberschreitung gemessen, zulässig sind 35 Tage.

Die Ozonkonzentrationen stiegen 2018 im Vergleich zum Vorjahr an. So wurde das Langfristziel zum Schutz der Gesundheit (maximal 120 µg/m³ im Mittel über 8 Stunden) im Rekordsommer an allen 265 Stationen überschritten, und zwar an durchschnittlich 37 Tagen pro Station. Das ist ungewöhnlich oft und wird – seit 2000 betrachtet – nur vom Sommer 2003 mit durchschnittlich 50 Tagen übertroffen. Besonders problematisch war dabei, dass die gesundheitsgefährdenden Ozonkonzentrationen vor allem über einen längeren Zeitraum von Mitte Juli bis Mitte August 2018 durchgehend und großräumig auftraten. Die gesundheitlichen Wirkungen von Ozon bestehen in einer verminderten Lungenfunktion, entzündlichen Reaktionen in den Atemwegen und Atemwegsbeschwerden. Laut WHO sollten die 8-Stunden-Mittelwerte sogar den Wert von 100 µg/m³ nicht überschreiten. Sie empfiehlt der EU in einem Gutachten, eine Neubewertung für Ozon vorzunehmen. Maria Krautzberger: „Ozon entsteht durch Reak tion von Sauerstoff mit anderen Molekülen, vor allem Stickstoffoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen, z. B. aus Farben, Lacken und Reinigungsmitteln. Deshalb müssen wir alles daran setzen, die Emissionen dieser Ozonvorläuferstoffe weiter zu mindern.“

⇒Luftqualität 2018 (pdf)

Stickstoffdioxid-Bilanz 2018 für Hessen mit Berücksichtigung der Passivsammler

„Die Luftbelastung durch Stickstoffdioxid hat sich in Hessen etwas verbessert. Der Großteil der Stickoxidwerte sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Es ist gut, dass wir hier einen Abwärtstrend erkennen können. Trotzdem haben wir immer noch sehr viele teilweise sehr hohe Überschreitungen und werden auch weiterhin geeignete Maßnahmen umsetzen, um die Luftqualität in unseren Städten zu verbessern. Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger hat oberste Priorität“, kommentierte Umweltministerin Priska Hinz die heute vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) veröffentlichte Stickstoffdioxid-Bilanz.

Laut den Messungen des HLNUG wurden 2018 an 18 von 59 Stickstoffdioxid-Messstellen der Grenzwert von 40 µg/m3 NO2 noch überschritten. Das ist eine Überschreitung weniger als im Vorjahr. An den 36 festen Messstationen wurde der Grenzwert sechs Mal (2017: 6 Mal) überschritten, bei den 23 Passivsammlern 12 Mal (2017: 13 Mal). An der Messstelle Offenbach-Bieberer Straße wurde der Grenzwert knapp überschritten, während er 2017 noch eingehalten wurde. Umgekehrt verhält es sich mit den Messstellen Frankfurt-Reuter Weg und Bensheim-Nibelungenstraße. An beiden Stationen wurde der Grenzwert im Jahr 2018 im Gegensatz zum Vorjahr eingehalten.

Zugenommen haben die Werte an den Messstellen Gießen-Westanlage mit 43,9 µg/m3 (2017: 42,1 µg/m3) und Limburg-Schiede mit 49,2 µg/m3 (2017: 43,2 µg/m3). Wie im Vorjahr konnte der Grenzwert zum Beispiel an der Messstelle Darmstadt-Heinrichstraße, Frankfurt-Friedberger Landstraße und Wiesbaden-Schiersteiner Straße nicht eingehalten werden. Der höchste Messwert war der des Passivsammlers an der Darmstadt-Hügelstraße mit 66,5 µg/m³. „In Gießen und Limburg werden wir die Luftreinhaltepläne fortschreiben und noch gezielter auf wirksame Maßnahmen hinarbeiten. In Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt haben wir in den letzten Monaten sehr intensiv an den Luftreinhalteplänen gearbeitet und gemeinsam mit den Städten wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch hier in den nächsten Jahren Verbesserung sehen werden“, erklärte Hinz. „Für Darmstadt befindet sich der aktualisierte Plan derzeit in der Öffentlichkeitsbeteiligung. Mit den darin enthaltenen Maßnahmen gehen wir bereits bis Ende 2019 von einem deutlichen Rückgang der Stickoxid-Immissionen aus. Durch zusätzliche Maßnahmen, die wir mit der Stadt Wiesbaden umsetzen, werden wir den Grenzwert bereits in 2020 einhalten und das ganz ohne Verkehrsbeschränkungen.“

NO2-Konzentrationen in Hessen:

„Die Zahlen zeigen aber auch eine positive Entwicklung: In Kassel haben wir nun im zweiten Jahr in Folge die Grenzwerte eingehalten und werden keinen Luftreinhalteplan mehr benötigen. Auch in Fulda und Marburg haben wir mittlerweile keine Grenzwertüberschreitung mehr. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, ergänzte Hinz.

⇒Luftmesswerte in Hessen

Archivfoto: HLNUG

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