Kräutersuche am „Lake Buffalo“: „Weideswiesen“ überflutet – trotzdem Kräuter gefunden

(rh/ea) – Der „Lake Buffalo“ vor den Toren Erlensees, auf dem ab Mai die Wasserbüffel weiden: er macht seinem Namen derzeit alle Ehre. Die Wiesen entlang der Kinzig und auch die Wege melden nämlich aufgrund der ergiebigen Regenfälle der vergangenen Woche fast vollständig „Land unter“.

Trotzdem machten sich am Sonntagmorgen rund 20 Wanderer unter Führung von Cornelia Ruth-Hanke vom Naturpark Hessischer Spessart auf den Marsch, um Kräuter und anderen Frühlingspflanzen am Wegesrand des FFH-Gebiets „Weideswiesen-Oberwald“ als Teil der Bulau einen Besuch abzustatten. Sie wurden fündig, trotz Seenlandschaft.

„Was kreucht denn da am Wegesrain?“, war man versucht zu sagen. Ruth-Hanke machte das Beste aus den Wasserlandschaften und zeigte den Wanderern, unter ihnen auch zwei Flüchtlinge aus Afghanistan mit ihrem Flüchtlingspaten Gottfried Kranen und einige Kinder, Frühlingskräuter und Wiesenpflanzen, die sich teilweise auch als Arzneipflanzen und Küchenkräuter einen Namen gemacht haben. Zumindest bei Oma und Kräuterkundigen wie Ruth-Hanke: viele Teilnehmer mussten passen bei Begriffen wie „Schornwindkraut“, „Rote Taubnessel“ oder „Scharbockskraut“. Das ist sogar sehr vitaminreich, wie die „Kräuterhexe“ erklärt. Was sie natürlich keineswegs ist: die Erlenseerin kennt sich lediglich sehr gut aus mit Wiesenkräutern und hat beim Regionalpark Hessischer Spessart eine Ausbildung zur Wanderführerin gemacht. „Das Wort ‚Scharbock‘ rührt von der Skorbut-Krankheit her, an der früher vor allem Seeleute, aber auch arme Leute auf dem Land litten. Es handelt sich um eine Vitamin-C-Mangelerkrankung, die auch zur so genannten „Mundfäule“ und daraus resultierendem Zahnausfall führt. „Mit dem Scharbockskraut konnte man nach einem langen Winter schon etwas von den Vitaminmangel beseitigen“, erläutert sie. Dass das blass-rosa Schaumwiesenkraut deshalb so heißt, weil Zikaden auf ihm Schaum zu einer Art Selbstschutz absondern, der Tee aus Roter Taubnessel gut gegen typische Frauenleiden wie Blasenentzündungen wirkt: auch solche Erkenntnisse nahmen die Gäste von Ruth-Hanke mit.

Eine weiterer Effekt, der beim Blick über das geflutete FFH-Gebiet ins Auge und ins Ohr stach (Europäisches Flora-Fauna-Habitat, mehr kann ein Naturschutzgebiet eigentlich nicht werden): auch eine Landwirtin befand sich unter den Teilnehmern der Wanderung. Und sie ist von den „blühenden Landschaften unter Wasser“ keineswegs begeistert, schränkt sie doch das, was dem Naturschutz eine Freude ist, in ihrem Ackerbau erheblich ein. Des einen Freud ist bekanntlich des andern Leid. Trotzdem kommt „Au“ oder „Aue“ nicht von „Aua“, wie man deshalb vielleicht vermuten könnte, sondern vom mittelhochdeutschen „Ouwe“, was soviel bedeutet wie „Land am Wasser“. Auch dies erklärte Ruth-Hanke, und so mancher nutzte den Spaziergang auch zu einem Foto der prächtigen, überfluteten Auenlandschaft im Osten Erlensees. Wo dann im Mai wieder die Wasserbüffel einziehen werden. Die sich bei solchem „Land unter“ eher wohlfühlen als Menschen und vor allem Landwirte.

Fotos: Rainer Habermann

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