„Wie halten die Störche die Kälte aus?“ – Erlensee Aktuell hat bei „Turmstorch“ Jürgen Von Paris nachgefragt

(ms/ea) – Herrlicher Sonnenschein, trockenes Wetter mit einer grandiosen Fernsicht und gemütliche Abende am Kaminfeuer. Aber wie ergeht es den Störchen? Erlensee Aktuell hat beim Erlenseer Storchenexperten Jürgen Von Paris (www.turmstorch.de) nachgefragt.

Wie halten unsere Erlenseer Störche die Kälte der letzten Tage aus?

Der Storch ist als großer Vogel besser gegen die Kälte gewappnet als die kleinen Singvögel, welche bei uns ja auch überwintern, da er die Körperwärme besser speichern kann. Strenge Winter mit Dauerfrosttagen sind ja bei uns in der Region mittlerweile eher selten. Also liefert unser Klima, vor allem der letzen Jahre, kaum einen Grund dazu von hier loszuziehen. Im Gegenteil, viele Zugvögel aus dem hohenen Norden, wie z.B. Wildgänse, kommen hierher und sind bei uns in Deutschland Wintergäste.

Auch der Reiher, der ja in seiner Größe dem Storch ähnlich ist bleibt ja für gewöhnlich auch über den Winter hier. Aber es ist immer noch ein ungewohntes Bild, den Weißstorch bei uns im Winter zu beobachten und deswegen machen sich viele Sorgen um ihn. Aber das ist nicht nötig! Solange er hier was zu fressen findet, ist alles gut! Erst bei geschlossener Schneedecke über mehrere Tage wird das schwierig.

Wenn die Wintertage doch einmal „hart“ werden, was dann?

Dann darf man unsere Störche nicht unterschätzen. Alte und erfahrene Haudegen wie der Rückinger Kaminstorch, der schon seit 2015 ein Dauerüberwinterer ist, kennen ihre Umgebung im Umkreis von 35km ganz genau und wissen, wo sie bei Nahrungsknappheit was finden! So z.B. auch auf Kompostierungsanlagen wie in Lieblos, wo man das schon beobachten konnte.

Warum tun sich die Störche das eigentlich an?

Störche ticken anders. Für sie hat die Brutsaison oberste Priorität. Und dazu müssen sie ihren Brutstandort frühzeitig finden bzw. verteidigen. Wer zuerst hier ist hat die besten Chancen. Dazu wägen sie ihre Aussichten auf erfolgreiche Jungenaufzucht gerne mit den widrigen Nahrungs- und Klimaverhältnissen des Winters auf. Und die hohe Zahl der diesjährigen Winterstörche (9 Paare im Main-Kinzig-Kreis!) zeigt, das ihnen Ersteres wichtiger ist als die Kälte unserer Winter!

Es gibt immer wieder mal Leute die fragen, ob man die Winterstörche zur Not füttern sollte.

Nein Unsinn! Ein gesunder Weißstorch braucht solche Hilfe sowieso nicht! Fütterung bei Wildtieren, und der Storch ist ja ein Wildvogel, ist ja generell ein streitbares Thema. Man kann sich Winterfütterung ja bei den heimischen Singvögeln noch gut vorstellen, aber bei Störchen ist das eher kontraproduktiv.

Gilt das auch bei einem geschützten Tier wie dem Weißstorch?

Artenschutz bedeutet nicht, die Tiere zu verhätscheln, sondern mit geeigneten Maßnahmen für den Erhalt ihrer Lebensräume so zu sorgen, so dass sie eigenständig existieren können.

Zu guter Letzt darf man ja nicht vergessen, dass ein Storch fliegen kann und zur Not mal eben schnell dorthin zieht, wo es angenehmer ist. Und er muss keinesfalls weit weg in den Süden. Es reicht das klimatisch günstigere Rheintal. Unser Turmstorch in Langendiebach ist wohl so ein „flexibler Springer“. Seit Anfang des Jahres saß er jeden Tag auf dem alten Wehrturm. Mit dem Einsetzen der frostigen Tage hat er sich aber auf und davon gemacht. Sobald es wieder milder wird, werden wir ihn sicher wieder auf dem Turm sitzen sehen.

Die Störche sollten doch eigentlich komplett im Süden sein, zumindest war man dies so gewohnt.

Das ist auch immer noch so. Nur fliegen unsere Störche nicht mehr unbedingt bis Afrika sondern überwintern schon in Südeuropa! In Spanien z.B. wurden schon vielfach hessische Weißstörche, darunter auch Störche aus Erlensee, anhand von Ringablesungen auf Mülldeponien identifiziert. Menschlicher Zivilisationsmüll als Schlaraffenland für Störche ist ein Hauptgrund dafür, dass für die Westzieher der gefährliche Flug über die Meerenge von Gibraltar vermieden werden kann. Und letzendlich auch ein Grund, warum weniger Störche auf ihrem Zug ums Leben kommen und letztendlich aufgrund der geringeren Flugdistanz zügig zurück in ihre Brutgebiete kommen.

Vielen Dank für das Gespräch

Weitere Infos unter www.turmstorch.de

Foto: Jürgen Von Paris

 

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