Bürger aus dem Main-Kinzig-Kreis besuchen das Umwelthaus in Kelsterbach

(pm/ea) – Die IG Fluglärm Hanau-Kinzigtal e.V hatte eingeladen, die Ausstellung „Protest, Mediation, Dialog“ im Umwelthaus in Kelsterbach zu besuchen.

Nicht nur Mitglieder nahmen an der Busfahrt teil. Der Leiter des Umwelthauses Herr Lanz begrüßte die Besucher in dem historischen Gebäude, einst vor 100 Jahren die Firmenzentrale der Enka-Werke: „Aufgabe dieser Ausstellung ist die Vermittlung von Geschichte, Fakten und Problemen, die mit dem Frankfurter Flughafen und der Luftfahrt verbunden sind“. In fünf hochmodernen Räumen werden die Aspekte von der Faszination Fliegen über Umwelt und Lärmempfinden vielfältig und einprägsam präsentiert.

Auch Musik erreicht 80 Dezibel, wie der Fluglärm, aber trotzdem wird sie in der Regel als Ohrenschmaus wahrgenommen. Die Frequenzen sind sehr unterschiedlich wurde demonstriert. Vor allem aber hört man sie freiwillig, Fluglärm ist dagegen unausweichlich. „Und jetzt Vorsicht“, erklärte Herr Lanz, „vorbeifahrende Güterzüge im Rheintal in 3 Meter Entfernung“. 105 Dezibel sind wirklich körperlich schmerzhaft, lernten die Besucher.

Im Raum Lufttransporte und ihr klimaschädlicher „Fußabdruck“ genügt es, auf die dort aufgestellten Fässer zu schlagen. Es sind keine Weinfässer, sondern sie sollen die verschiedenen Güter veranschaulichen, die per Flugzeug transportiert werden. Dazu erscheint die Transportmenge im Tagesverlauf am Beispiel Lufthansa Cargo samt der CO2-Produktion. Selbst Handys kommen per Luftfracht von Asien nach Frankfurt. Medikamente aus Indien, und die Verpackungen dazu aus Norwegen werden in Frankfurt zusammengestellt. Dann landet alles zusammen in amerikanischen Apotheken.

„Die Transportkosten sind viel zu niedrig. Das Flugzeugbenzin wird leider nicht besteuert.“ Damit sprach Eric Ludwig, der Vorsitzende der IG Fluglärm, die Gedanken der Zuhörer aus.

Wie sieht die Fluglärmverteilung im Rhein-Main-Gebiet aus? Auf einer großen beleuchteten Fläche erscheinen auf Knopfdruck die Fluglärmkonturen. Ost-Betrieb, West-Betrieb und alle Orte sind anwählbar. Auch die Planungen für das Jahr 2020. Allerdings sind dies die sog. Dauerschallpegel, also Mittelwerte aufgrund Basis der sechs Monate mit den meisten Flugbewegungen. Danach gibt es im Kinzigtal keinen Fluglärm über 50 Dezibel. Diese Aussage führte zu einem bitteren Auflachen bei den Besuchern, die täglich Fluglärm zwischen 60-80 Dezibel erleben. Mittelwerte verbergen die tatsächliche Belastung für den Menschen. Dies erläuterte Helmut Ladwig, bei IG Fluglärm für die Finanzen zuständig: „Nehme ich das Mittel aus dem Vermögen eines Bettlers und eines Millionärs, dann zeigt sich, dass beide doch recht wohlhabend sein müssen.“

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Blick auf die Fluglärmkonturen im Rhein-Main-Gebiet. Der Leiter des Umwelthauses, Herr Lanz (in der Mitte), erklärt die Darstellung den nachdenklichen Besuchern

Die Dauerausstellung, eröffnet anfangs 2013, wird laufend an neue Erkenntnisse angepasst. Die sog. NORAH-Studie untersuchte die Gesundheitsgefahren durch Fluglärm. Ein Klick auf den Knopf „Kinderstudie“ führte zu einer prägnanten Zusammenfassung umfangreicher Ergebnisse: „Es ist nachweisbar, dass die Leseentwicklung von Kindern im 2. Grundschuljahr durch Fluglärm um ca. zwei Monate verzögert wird.“ Für die Besucher, die die Studie noch nicht kannten, war es doch sehr erschreckend, dass Fluglärm nachweisbar die Entwicklung von Kindern behindert.

Zum Thema Klimawandel kann neuerdings die persönliche CO2-Bilanz ermittelt werden. Auf einem Display lassen sich die persönlichen Angaben, Wohnungsgröße, Heizung, Auto bis hin zur Waschmaschinenbenutzung und Körpergewicht eingeben. Die CO2-Bilanz der Versuchsperson aus dem Kreise der Besucher lag erfreulicherweise mit der Zahl 10 unter dem Durchschnitt von 11 Tonnen CO2 der Bundesbürger. Aber sie beträgt das 5fache des Betrages, der erreicht werden muss, um die Ziele der Klimaabkommen zu erreichen. „Das schaffen wir nie“, war die erschrockene, aber einhellige Reaktion. Die zugrunde liegenden Angaben bei diesem Test ändern sich natürlich vollständig, wenn grundsätzlich gar kein Öl und keine Kohle verbrannt würden.

Das Thema „Arbeitsplätze am Flughafen“ führte auch zu längeren Diskussionen, doch nach zwei Stunden wartete bereits der Busfahrer für die Heimfahrt nach Hanau und Rodenbach. Die Ausstellung wird zwar von Bürgerinitiativen als unterschwellig zu flughafenfreundlich kritisiert, trotzdem ist sie sehenswert und vertieft die Diskussionen.

Auf den Einführungsfilm verzichteten die Besucher nicht nur aus Zeitgründen. Durch die täglichen ca. 300 Landeanflüge im Kinzigtal ist aus der „Faszination Fliegen“ für sie eine gesundheitsgefährdende Belästigung geworden, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der IG Fluglärm.

Fotos: PM

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