„Kühe sind lila und die Lebensmittel wachsen bei Aldi“

(pm/ea) – SPD-Landratskandidat Thorsten Stolz spricht mit Vorstand des Kreisbauernverbandes über den Strukturwandel in der Landwirtschaft, das schwindende Bewusstsein für die Nahrungsmittelproduktion und das von ihm geplante „Förderprogramm Ländlicher Raum“: „Ich finde es wichtig und richtig, Kinder wieder mehr auf die Bauernhöfe zu bringen“.


Um bei Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für Natur und Landwirtschaft zu schärfen und sie für die Belange der Nahrungsmittelproduktion zu sensibilisieren, will der Kreisbauernverband Main-Kinzig künftig noch intensiver mit Kindergärten und Schulen kooperieren. Eine Initiative, die Thorsten Stolz ausdrücklich begrüßt: „Ich finde es wichtig und richtig, Kinder wieder mehr auf die Bauernhöfe zu bringen. Das stärkt ihr Bewusstsein für die Notwendigkeit der Landwirtschaft und prägt ihre regionale Identität“, sagte der Landratskandidat jetzt bei einem intensiven Gedankenaustausch mit dem geschäftsführenden Vorstand des Kreisbauernverbandes um Kreislandwirt Bruno Wörner im „Haus der Landwirtschaft“ in Wächtersbach.

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen Folgen und Chancen des tiefgreifenden Strukturwandels in der heimischen Landwirtschaft, die Zusammenarbeit der heimischen Bauern mit den beim Main-Kinzig-Kreis angesiedelten Aufsichtsbehörden und Fragen des Umweltschutzes. Ausdrücklich begrüßte der Vorstand das „Förderprogramm Ländlicher Raum“, mit dem Thorsten Stolz im Fall seiner Wahl zum Kreisoberhaupt die Reaktivierung leerstehender Immobilien und brachliegender innerörtlicher Flächen finanziell unterstützen will. „Das Förderprogramm trifft genau das, was wir uns als Landwirte wünschen, nämlich keine weiteren Baumaßnahmen auf der grünen Wiese, sondern die Erhaltung von vorhandenen Strukturen“, sagte Vorstandsmitglied Matthias Wacker aus Schöneck, der gemeinsam mit Bruno Wörner (Erlensee), Geschäftsführer Dr. Heiko Habermann (Ronneburg) und den weiteren Vorstandsmitgliedern Mark Trageser (Linsengericht), Manuel Schneider (Gründau) und Konrad Kuhlenkamp (Steinau) an dem Gedankenaustausch mit Thorsten Stolz teilnahm.

„Die Landwirtschaft schrumpft, der Strukturwandel ist auch bei uns in vollem Gang“, berichtete Bruno Wörner. So sank die Zahl der Betriebe im Main-Kinzig-Kreis von 1.730 im Jahr 2005 auf aktuell rund 1.400. „Heute ist jeder Landwirt auf Ausgleichszahlungen angewiesen, weil die Erzeugerpreise so niedrig sind“, spannte der Kreislandwirt den Bogen von dieser Situation zum beim Landkreis angesiedelten Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum, das unter anderem für die Förderung im Bereich Landwirtschaft zuständig ist. „Wegen der Ausgleichszahlungen hat jeder Landwirt Kontakt zum Kreis und das Miteinander ist sehr gut“, berichtete Bruno Wörner. Der geschäftsführende Vorstand des Kreisbauernverbandes treffe sich regelmäßig mit Vertretern dieses Amtes und auch der Unteren Naturschutzbehörde. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis“, sagte der Kreislandwirt.

Etwas mehr Verständnis für die Arbeit der Landwirtschaft und die finanzielle Leistungsfähigkeit vieler Betriebe wünscht sich der Kreisbauernverband hingegen durch das Veterinäramt, das aus Sicht des Vorstandes mitunter aus den Augen verliere, dass auch bei den Landwirten das Tierwohl an oberster Stelle steht. Als ein Beispiel nannte Geschäftsführer Heiko Habermann Modernisierungsmaßnahmen, auf deren Umsetzung die Behörde oftmals binnen eines so kurzen Zeitraums poche, dass der Landwirt sie finanziell nicht stemmen könne. Dann drohten Bußgelder. „Hier wünschen wir uns künftig mehr Augenmaß und Fingerspitzengefühl“, sagte Bruno Wörner und betonte: „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe im Main-Kinzig-Kreis arbeiten sehr gut. Wir haben hier keine Baustellen bis auf ein paar wenige schwarze Schafe, unter denen dann oft der Ruf der ganzen Landwirtschaft leidet.“

Auch vor diesem Hintergrund zeigten sich Landratskandidat Thorsten Stolz und der Vorstand des Kreisbauernverbandes einig, dass es nötig ist, die Bedeutung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit deutlicher zu machen und damit bereits in Kindergärten und Schulen zu beginnen. „Kühe sind lila, Lebensmittel wachsen bei Aldi. Viele wissen ja gar nicht mehr, dass man Pommes aus Kartoffeln herstellt“, brachte Bruno Wörner auf den Punkt, wie sehr das Wissen um die Landwirtschaft zurückgegangen sei. Hinzu komme: „Es gibt keinen Mangel an Lebensmitteln bei uns, da fällt es auch nicht auf, wenn immer mehr Landwirte verschwinden“. Thorsten Stolz begrüßt deshalb die Initiative des Kreisbauernverbandes, das Projekt „Bauernhof als Klassenzimmer“ mit neuem Leben zu erfüllen. Hier plant der Verband eine enge Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt. Ziel sei es, so Bruno Wörner, dass Schulen Projektwochen zum Thema Landwirtschaft initiieren, in deren Verlauf die Schülerinnen und Schüler nach entsprechender Vorbereitung im Unterricht Höfe in der Region besuchen: „Es wäre ein Traum, wenn wir es gemeinsam mit dem Kreis und dem Schulamt hinbekommen würden, dass alle fünften und sechsten Klassen einmal einen Bauernhof besichtigen“.

Abschließend skizzierte der Landratskandidat das von ihm geplante „Förderprogramm Ländlicher Raum“, das er im Falle seiner Wahl zum Kreisoberhaupt initiieren will. Es soll die Ortskerne stärken und Anreize schaffen, in ländlich strukturierten Kommunen Bestandsimmobilien und Grundstücke zu reaktivieren, die derzeit leer stehen oder brach liegen. „Ich möchte Engagement in Ortskernen fördern, nicht im Neubaugebiet. Dabei machen wir keinen Unterschied, ob sich Privatleute oder Kommunen einer Bestandsimmobilie annehmen möchten“, sagte Thorsten Stolz. Im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen soll eine zentrale Bauberatung eingerichtet werden, die allen Interessenten zur Seite steht, die sich für eine aus dem kreiseigenen Fördertopf bezuschusste Immobilien- oder Grundstücksübernahme im ländlichen Raum interessieren. „Das Förderprogramm schafft Anreize aufs Land zu ziehen, stärkt die innerörtliche Infrastruktur in den Dörfern und holt somit Menschen und damit Leben zurück in die Ortskerne“, so der Landratskandidat. Thorsten Stolz freute sich über die Zustimmung, auf die dieses Vorhaben auch beim Kreisbauernverband stößt, und verabredete mit dem Vorstand, sich künftig regelmäßig auszutauschen.

Auf dem Foto: (von links): Dr. Heiko Habermann (Ronneburg), Kreislandwirt Bruno Wörner (Erlensee), Landratskandidat Thorsten Stolz (Gelnhausen), Mark Trageser (Linsengericht), Manuel Schneider (Gründau), Konrad Kuhlenkamp (Steinau) und Matthias Wacker (Schöneck)

Foto: PM

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