Ergebnisse der Fluglärmmessungen in Erlensee und Rodenbach – Politiker kritisieren Verkehrsminister Al-Wazir

(pm/ea) – Nach Ansicht von Bürgermeister Stefan Erb fällt das Fazit des Ministers zu den Messergebnissen in seiner Stadt „dürftig“ aus. „Die Landebahnen werden überwiegend von Osten her angeflogen. Rund 80 Prozent aller Maschinen rauschen über die Erlenseer hinweg. Aber null Prozent der Erlenseer erhalten dafür auch nur im Mindesten eine Entschädigung. Das ist nicht zu akzeptieren“, sagt Erb.

Erbs Amtskollege in Rodenbach, Klaus Schejna, sieht es ähnlich: „Ich würde mir wünschen, dass der Osten des Rhein-Main-Gebiets endlich richtig ernstgenommen und unterstützt wird. Wenn sich Oberrodenbacher oder Niederrodenbacher bei mir im Rathaus über den gestiegenen Fluglärm beschweren, dann reichen doch Lippenbekenntnisse nicht aus. Wir brauchen Lösungen und Schutz vor Fluglärm für die Menschen“, findet Schejna.

„Bürgerinnen und Bürger erwarten von einer Landesregierung konkrete Vorschläge für ihre Probleme. Es bringt uns überhaupt nichts, wenn der vor Ort bei uns empfundene Fluglärm von der Landesregierung als gerade einmal oberhalb einer Bagatelle eingeordnet wird“, ärgert sich Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler über ein Schreiben von Minister Tarek Al-Wazir.

„Ich erwarte konkrete Vorschläge, konkrete Vorhaben und Hilfestellungen, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen“, sagt Simmler.

Im Winter 2015/16 hatte der Flughafenbetreiber Fraport in Rodenbach und Erlensee auf Betreiben des Kreises und den beiden Kommunen die Lautstärke zu Tag- und Nachtzeiten gemessen. Verkehrsminister Tarek Al-Wazir beschreibt die Ergebnisse so, dass „aufgrund der Häufigkeit der Anflüge im Gebiet“ die gemessenen Dezibel-Werte „nicht nur im Bagatellbereich“ lägen. „Das Ministerium bestätigt damit – wenn auch gewohnt übervorsichtig – die hohe Fluglärmbelastung im Kreisgebiet. Was allerdings fehlt, sind Vorschläge, womit die Menschen in den betroffenen Teilen des Main-Kinzig-Kreises besser gegen den Krach vom Himmel geschützt werden können“, moniert Simmler. Sie hat die Rathäuser in Erlensee und Rodenbach sowie ihre Mitstreiter in der Fluglärmkommission aus Hanau und Maintal über die Ergebnisse der Fraport in Kenntnis gesetzt.

In seinem Anschreiben hatte Al-Wazir betont, „dass Maßnahmen, die geeignet sind, in diesen Bereichen für Entlastung zu sorgen – soweit betrieblich möglich – auch tatsächlich durch die DFS (die Deutsche Flugsicherung) umgesetzt werden sollten“. Die Belastung der Rhein-Main-Region durch den Flughafen solle „so gering wie möglich gehalten werden“. Hanaus Stadtrat Andreas Kowol und Maintals Erster Stadtrat Ralf Sachtleber, die mit Susanne Simmler in der Fluglärmkommission für mehr Entlastung von Fluglärm kämpfen, kritisieren diese allgemeinen, unverbindlichen Aussagen. „Mir ist das zu schwammig. Entlastung brauchen wir, und zwar in Form ganz konkreter Gesetzesinitiativen und Richtlinien“, sagt Sachtleber. Kowol ergänzt: „Die Ergebnisse spiegeln nicht die Realität in Hanau und den umliegenden Kommunen wider, in denen die Belastung im Laufe der letzten Jahre deutlich zugenommen hat. Weitere Beschwichtigungen oder Relativierungen sorgen bei den Hanauern eher für weiteren Verdruss. Hier muss die Politik endlich konkreter werden.“

Erlensee und Rodenbach sind nicht die einzigen Kommunen, die stärker durch Fluglärm belastet wurden, führt Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler aus und verweist auf die Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern auch aus anderen Städten und Gemeinden. „Die Menschen wenden sich rat- und hilflos an den Kreis in der Hoffnung, dass ihnen auf absehbare Zeit geholfen wird“, so Simmler. Dafür kämpfe sie in der Fluglärmkommission. „Klar ist aber auch, dass die Entscheidungshoheit beim Land Hessen liegt. Ich fordere daher das Hessische Verkehrsministerium dazu auf, endlich eine Lösung zu finden, die alle Menschen in der Rhein-Main-Region entlastet“, so Simmler.

Die so genannten „Lärmpausen“ hält Simmler für unwirksam, weil der für den Lärm verantwortliche Flugbetrieb eben nicht pausiere, sondern nur umgeleitet werde. „Es muss Schluss sein damit, einen Teil des Rhein-Main-Gebiets gegen einen anderen auszuspielen oder zu benachteiligen“, fasst Simmler zusammen und sieht sich nicht nur im Schulterschluss mit Hanau und Maintal. Auch Neu-Isenburg und die neuformierte Koalition im Frankfurter Römer setzten auf umfassendere Lösungen. Sie richtet daher einen klaren Appell an die Landesregierung: „Wir fordern mehr aktiven Lärmschutz. Durch eine Ausweitung des Nachtflugverbots wäre allen Betroffenen geholfen, insofern halten wir an dieser Forderung fest und werben dafür. Der Lärm ist nicht das Problem bloß zweier oder dreier Städte und erst recht keine Bagatelle.“

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