Pfarrerin Katrin Klöpfel im „Abschieds-Interview“

kk

(ea) 04.03.16 – Anläßlich der bevorstehenden Verabschiedung hat Pfarrerin Katrin Klöpfel in einem „Abschieds-Interview“ bei ERLENSEE-AKTUELL noch einmal über ihre Entscheidung, die Pfarrstelle zu wechseln, ausführlich berichtet und auch darüber, dass ihr der Wegzug nicht leicht fällt.

Die im Moment in Erlensee am meisten gestellte Frage „Warum bleibt Pfarrerin Katrin Klöpfel nicht bei uns?“ ist auch die Eröffnungsfrage zu diesem Interview.

Es war mir von Anfang an klar, dass ich nach etwa 7 Jahren die Pfarrstelle wechseln werde. Erlensee ist meine erste Pfarrstelle gewesen und ich möchte auch noch andere berufliche Erfahrungen sammeln. Deswegen gehe ich von der Stadt hinaus aufs Land.

Wo geht’s denn genau hin?

Nach Nesselröden, das ist ein Ortsteil von Herleshausen. Ich werde dort sechs Dörfer betreuen, in jedem steht eine kleine Kirche, in der jeweils im Abstand von 14 Tagen sonntags Gottesdienst gefeiert wird. Aufgrund der Entfernungen werde ich wohl entsprechend viel mit dem Auto unterwegs sein.

Was wird anders sein als in Erlensee?

Alles! Neben den Entfernungen zu den Menschen auf den Dörfern – ohne PKW wäre man aufgeschmissen – werde ich wohl auch keine Unterstützung im Pfarrbüro haben. Denn ein eigenes Pfarrbüro existiert nicht. Ich habe dort ein Amtszimmer in meinem Pfarrhaus, wo ich wohnen werde. Ich erhoffe mir aber, mehr Zeit für Gespräche zu haben. In Erlensee war ich sehr viel mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigt, diese werden – so hoffe ich – größtenteils wegfallen.

Ob katholisch oder evangelisch: In der typisch für Erlensee gelebten Ökumene bedauern alle Ihren Entschluss. Wollte man Sie nicht überreden, hier in der schönen Stadt Erlensee zu bleiben?

Wer mich kennt, weiß, dass ein von mir gefasster Entschluss auch von mir umgesetzt wird. Viele verstehen, dass ich auch noch weitere Erfahrungen in anderen Gebieten machen möchte, viele sind aber auch traurig. Das betrifft mich ja auch, denn ich verlasse hier viele liebgewordene Menschen.

Ich hatte hier tolle Arbeitsbedingungen: eine Kirchengemeinde mit Jugendzentrum und evangelischen Kindertagesstätten, vielen Mitarbeitern und Kollegen, das ist schon besonders. Auch die Zusammenarbeit mit unserem Kooperationspartner, der Stadt Erlensee, war sehr gut. Die ökumenische Zusammenarbeit und das vertrauensvolle Miteinander mit meinem Amtsbruder Pfarrer Günter Brennfleck wird unvergessen bleiben.

Von all dem Abschied zu nehmen, fällt sehr schwer, am meisten von den Kindern in den Kindergärten und der Langendiebacher Grundschule.

Dennoch ist es gut, sich ab und zu auf Neues einzustellen.

Was fällt Ihnen spontan dazu ein, wenn man Sie nach den schönsten Erlebnissen während Ihrer Zeit in Erlensee fragt?

Zunächst viele bewegende Gottesdienste und Begegnungen mit Menschen. Ich bin sehr dankbar, dass es immer Menschen gab, die mit mir daran gearbeitet haben, Projekte und Ideen zu verwirklichen. Als Highlight fällt mir spontan die „Lichterkirche“ ein, die wir anläßlich des Lichter Shoppings in der Friedrich-Ebert-Straße veranstaltet haben.

Was ist für die „letzten Tage in Erlensee“ noch geplant?

Am Ostersonntag findet um 17 Uhr in der Ev. Kirche Langendiebach der Abschiedsgottesdienst statt. Zuvor werde ich die Osternachtfeier in der Katholischen Kirchengemeinde mitfeiern. Zum Abschied schenke ich den drei Kirchen die Osterkerzen.

Am Ostermontag wird um 14 Uhr der Einführungsgottesdienst in Nesselröden sein, am Dienstag bin ich dann noch einmal in Erlensee, denn da kommt das Umzugsunternehmen. Außerdem werde ich am 1. Juli und am 25. November noch die Segnungsgottesdienste für Schwangere gemeinsam mit der Hebamme Beate Raven halten, da bisher noch niemand gefunden wurde, der diese weiterführt.

Gibt es schon einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin?

Die Pfarrstelle ist vollumfänglich ausgeschrieben worden. Die Bewerber werden sich – wie üblich – in Gottesdiensten der Gemeinde vorstellen und dann vom Kirchenvorstand gewählt.

Wer Sie in den letzten Jahren näher kennenlernen durfte, der hat keinen Zweifel daran, dass sie die Herausforderungen meistern werden, die Sie ja selbst ausgewählt haben. Aber eins ist sicher: Das Klima dort wird rauer.

Wenn man den Begriff Klima rein aufs Wetter bezieht, dann auf jeden Fall. Denn was mir zu Denken gegeben hat, war meine Entdeckung im Keller des dortigen Pfarrhauses: dort steht eine Schneefräse. Ich war einmal in Erlensee bei 6 Grad plus gestartet und bin dort im Schnee gelandet.

Wie sieht die weitere Lebensplanung der freiwillig aufs Land – wo es noch richtige Winter gibt – ziehenden Pfarrerin aus?

Es ist ja nicht nur Landleben dort oben. In der Nähe befindet sich zum Beispiel Eisenach und die Wartburg. Übrigens sehr zu empfehlende Ausflugsziele, zumal im kommenden Jahr „500 Jahre Reformation“ gefeiert wird.

Und irgendwann möchte ich gerne für eine längere Zeit im Ausland leben und arbeiten.

Dann bleibt jetzt nur noch, Ihnen, die Sie ja bekanntlich als erste Pfarrerin der Stadt Erlensee in die Geschichtsbücher eingehen werden, alles Gute und Gottes Segen für die weitere Zukunft zu wünschen. Die Bewohner „Ihrer“ zukünftigen sechs Dörfer können sich glücklich schätzen.

Die Fragen stellte Markus Sommerfeld

(Foto: Mike Bender)

Abschieds-Artikel (erschienen im BAND):

Alles hat seine Zeit und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1)

Und manchmal wundere ich mich, liebe Leserinnen und Leser, wie schnell die Zeit vergeht. Am 1. November 2009 habe ich meinen Dienst hier in der Ev. Kirchengemeinde Erlensee begonnen. Die Pfarrstelle „Erlensee I“ ist meine erste Pfarrstelle und für mich ist die Zeit gekommen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Ab dem 1. April 2016 werde ich als Pfarrerin in der Ev. Kirchengemeinde Nesselröden im Kirchenkreis Eschwege arbeiten und leben. Zu dieser Landgemeinde im Umfeld von Herleshausen gehören sechs Dörfer (Unhausen, Breitzbach, Nesselröden, Wommen, Holzhausen und Markershausen) sowie sechs Kirchen/ Predigtstätten und sechs kirchlich verwaltete Friedhöfe. Somit unterscheidet sich die zweite Pfarrstelle erheblich von der ersten und genau ein solch neues Lernfeld mit vielfältigen Herausforderungen habe ich gesucht.

Die Nachricht, dass ich aus Erlensee wegziehe, hat sich nach den Neujahrsgottesdiensten schnell verbreitet. So werde ich in den letzten Wochen von vielen Menschen auf den Stellenwechsel angesprochen. Ich möchte allen danken für die sehr persönlichen und bewegenden Worte, die Sie mir in Gesprächen oder E-Mails geschenkt haben. Es fällt auch mir nicht leicht, Abschied zu nehmen. Ich habe mich doch stark verwurzelt in den fast sechseinhalb Jahren, die ich dann hier gelebt und gearbeitet habe. Viele Menschen sind mir ans Herz gewachsen. Zusammen mit engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern war es mir möglich, viele Arbeitsfelder und Projekte zu betreuen oder aufzubauen. Ihnen/ Euch allen danke ich von Herzen für die Unterstützung, das Engagement und die Begeisterung, die wir geteilt und weitergegeben haben. Ich habe viel gelernt auf meiner ersten Pfarrstelle, auch von und durch Euch/ Sie.

Wie geht es jetzt weiter, fragen mich Viele. Einige der von mir angestoßenen Projekte werden – dank ehrenamtlichen Engagements – weitergeführt. Die Stelle, auf der ich gearbeitet habe, wird ausgeschrieben und nach einem Bewerbungsverfahren wieder besetzt werden. Der Nachfolger/ die Nachfolgerin wird seine/ ihre Persönlichkeit, Erfahrung und Interessen einbringen und dadurch eigene Akzente in der Gemeinde setzen. Zuvor aber heißt es Abschied nehmen – in persönlichen Gesprächen und, wenn Sie mögen, im sogenannten Abschiedsgottesdienst. Er findet statt am

Ostersonntag, 27.3.2016, um 17 Uhr, Ev. Kirche Langendiebach

Danach ist es für mich Zeit, Kisten zu packen und weiterzugehen. Ich vertraue auf die neuen Wege, die der Herr … weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. (Klaus Peter Hertzsch, 1989; EG 395)

Gott befohlen, Ihre Pfrin. Katrin Klöpfel

PS: Sollten Sie mir zum Abschied etwas schenken wollen? Dann lassen Sie uns gemeinsam Gutes tun! An Stelle von Geschenken bitte ich um eine Spende für die Arbeit von „Brot für die Welt“ („Saatgut-Bank“, www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/projektliste/indien.html) und die Arbeit des ems (Vorschule im syrischen „Tal der Christen“, www.ems-online.org/projekte/ww-unterstuetzen/hilfe-fuer-syrische-fluechtlingskinder/). Eine Spendenbox steht in der Kirche bereit.

Anzeige