Gewaltkriminalität auf Allzeittief – Starke Zunahme der Einbrüche in Hanau

(ea) 17.02.16 – Von einer „Erfolgsgeschichte des Polizeipräsidiums Südosthessen“ sprach Polizeipräsident Roland Ullmann bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2015 am Mittwochvormittag im Polizeipräsidium in Offenbach. Nach den vorgelegten Zahlen erreicht die Aufklärungsquote mit 59% die höchste Marke seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen, während sich das Straftatenaufkommen trotz eines leichten Anstiegs auf dem zweitniedrigsten Wert befindet. Bei näherer Betrachtung zeigen sich teils deutliche Abweichungen von den Durchschnittszahlen des Gesamtgebietes: Die Stadt Hanau musste beispielsweise bei den Wohnungseinbrüchen einen Anstieg um 51% verzeichnen.

„Nie zuvor war das Risiko für Kriminelle, von der Polizei in unserer Region gefasst zu werden, höher – drei von fünf Taten konnten wir klären. Damit steigerten wir die schon hohe Aufklärungsquote von 58,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 0,8 Prozentpunkte“, so Roland Ullmann, der darüber hinaus darauf hinwies, dass die im Jahre 2004 noch registrierten über 64.000 Delikte auf nunmehr rund 49.000 Fälle reduziert werden konnten. „Damit liegt unsere Region deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Menschen hier in einer sicheren Region leben.“

Kriminalität durch Flüchtlinge

Der Polizeipräsident machte auch deutlich, dass die in weiten Teilen der Bevölkerung vorhandene Besorgnis, mit der Aufnahme von rund 12.000 Flüchtlingen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Südosthessen gehe eine überproportionale Zunahme von Kriminalität einher, unbegründet sei. Eine genaue Analyse dieser Entwicklung in der Polizeilichen Kriminalstatistik sei zwar derzeit nur bedingt möglich. Dennoch machten die vorhandenen Zahlen einen Trend deutlich, der zeige, dass im Verhältnis zur Anzahl der Zuwanderer in 2015 keine überproportionalen Kriminalitätssteigerungen festzustellen seien.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Südosthessen hat sich trotz einer auf Landesebene bezogenen Vervierfachung der Anzahl von Zuwanderern die Anzahl der Straftaten auf rund 1700 Straftaten verdoppelt. Bei 28,5% der Delikte handelt es sich dabei um ausländerrechtliche Straftaten, da die Mehrzahl der Flüchtlinge illegal ins Bundesgebiet gelangt und daher in sehr vielen Fällen eine Strafanzeige wegen illegalen Aufenthaltes erstattet wird. Die registrierten Delikte aus dem Bereich der Körperverletzung wurden in den allermeisten Fällen innerhalb der Einrichtungen für Asylbewerber begangen.

Abschließend betont Ullmann, dass sich die Polizei intensiv den mit der Zuwanderung verbundenen Auswirkungen auf die Sicherheitslage widme und diese nach objektiver Bewertung in die polizeiliche Einsatzplanung und Lagebewältigung mit einbeziehe.


(Vergleichszahlen beziehen sich jeweils auf das Vorjahr)

Gesamtkriminalität

Hanau:

Zunahme der Delikte um 8,2% von 7.433 auf 8.040 bei Verbesserung der Aufklärungsquote von 61,9% auf 64,2%

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Steigerung um 7 Delikte (0,1%) auf 11.212. Anstieg der Aufklärungsquote von 55,0% auf 55,7%

Gewaltkriminalität

Rückgang um 6,7% auf 1.468 Delikte und damit niedrigste Fallzahl seit Bestehen des Polizeipräsidiums Südosthessen (z.B. Tötungsdelikte, Raubstraftaten, Geiselnahmen, Sexualdelikte und Körperverletzungsdelikte). Anstieg der Aufklärungsquote um 0,2% auf 77,3%. 37 Tötungsdelikte, davon 36 geklärt.

Straßenraub

Hanau:

Abnahme um -32,8% auf 45. Aufklärungsquote bei 51,1%

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Rückgang um 15,9% und Rückgang der Aufklärungsquote von 43,2% auf 37,8%.

Straßenkriminalität 

Hanau:

Rückgang um 2 auf 1.480 Delikte. Aufklärungsquote bei 19,7%.

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Rückgang um 125 Fälle auf 2.274 Delikte. Aufklärungsquote bei 15,7%.

Einbrüche in Geschäftsräume (Dienst-, Büro, Fabrikations- und Lagerräume)

Hanau:

Anstieg um 9 auf 104 Fälle . Aufklärungsquote bei 21,2%;

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Rückgang um 45 auf 242 Fälle. Aufklärungsquote bei 9,9%

Wohnungseinbrüche

Hanau:

Zunahme um 95 Fälle, das entspricht einer Steigerung von 51,4% auf 280 Delikte. Aufklärungsquote bei 40,4%.

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Zunahme um 40 auf 552 Fälle. Aufklärungsquote bei 13,4%.

Betrugsdelikte

Hanau:

Anstieg um 21,8% auf 1.815 Delikte, darunter 702 Fälle das Delikt „Schwarzfahren“. Aufklärungsquote bei 91,0%.

Main-Kinzig-Kreis (ohne Hanau):

Anstieg um 125 auf 1.991 Betrugsdelikte. Aufklärungsquote bei 87,3%.


Wie Kriminaldirektor Klaus Blaesing auf Nachfrage von ERLENSEE-AKTUELL berichtete, sei es sehr wahrscheinlich, dass der starke Anstieg der Wohnungseinbrüche in Hanau durch nur wenige Täter aus dem Bereich der Bandenkriminalität verursacht wurde.

„Nach wie vor wird ein großer Teil der Gesamtkriminalität im Zuständigkeitsbereich unseres Polizeipräsidiums durch einfache und mittelschwere Straftaten, die sogenannte Massenkriminalität, geprägt. Hierzu gehören beispielsweise Sachbeschädigungen, Diebstahls- und Betrugsdelikte, die rund drei Viertel der Gesamtkriminalität ausmachen“, erläuterte Klaus Blaesing, der Leiter der Kriminaldirektion. „Der Anteil der schweren Kriminalitätsformen, namentlich Tötungs-, Rohheits- und Sexualdelikte, machte im Betrachtungszeitraum hingegen lediglich 11,1% aus (Vorjahr 11,4%). Jedoch erst durch eine mehrjährige Betrachtung der Entwicklung lässt sich eine qualifizierte Aussage zur Kriminalitätsbelastung treffen. Hierbei zeigen sich deutliche Verschiebungen in den einzelnen Deliktsfeldern: Während sich der Anteil der Vermögens- und Fälschungsdelikte am Gesamtaufkommen der Kriminalität in unserer Region binnen 20 Jahren annähernd verdreifacht hat, sank der Anteil der Diebstahlsdelikte in diesem Zeitraum von ehedem knapp 70% auf unter 40%. Der Anteil der schweren Diebstähle hat sich von 46,6% (1995) mit nun 21,1% mehr als halbiert.

Jugendkriminalität

„Der Anteil von Jugendlichen und Kindern unter den Tatverdächtigen ist im mehrjährigen Vergleich rückläufig“, erläuterte Ullmann. „Zu diesem Ergebnis trägt sicher die demografische Entwicklung, aber auch unsere gezielte Präventionsarbeit, mit der wir eine dauerhafte Reduzierung der Jugenddelinquenz anstreben, bei. Gesicherte kriminologische Erkenntnisse belegen, dass sich bei einem geringen Prozentsatz junger Menschen, der häufig aus einem erheblich problembelasteten sozialen und familiären Umfeld stammt, zunächst nur episodenhaft auftretende kriminelle Verhaltensmuster verfestigen und bei einer zu spät einsetzenden Intervention in dauerhaftes kriminelles Handeln umwandeln.“ Daher ist ein wesentliches Ziel bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität – in enger Abstimmung zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft, Jugendamt, Jugendhilfe und Jugendgerichtshilfe – individuell abgestimmte Maßnahmenkonzepte täterorientierter Prävention, Intervention und Repression durchzuführen. Als bewährtes Konzept mit dieser Zielrichtung hat sich „BASU21“ (Besonders auffällige Straftäter unter 21) beim Polizeipräsidium Südosthessen etabliert.

Mit Stand vom 5. Februar 2016 befinden sich insgesamt 22 junge Männer (Vorjahr: 22) und 3 junge Frauen (Vorjahr: 4) im Programm BASU21 des PP SOH.

„Wir werden unsere Anstrengungen, Jugendliche vor einem Abgleiten in die dauerhafte Delinquenz zu bewahren, mit den bestehenden Projekten fortsetzen und uns darüber hinaus auch neuen Konzepten nicht verschließen“, so Ullmann. „Ich freue mich daher sehr, dass unsere Anregung zur Einrichtung eines Haus des Jugendrechts in Offenbach von der Stadt und der Staatsanwaltschaft unterstützt wird und wir uns jetzt gemeinsam für ein entsprechendes Projekt einsetzen.“

Täterorientierte Ermittlungen und Bandenkriminalität

„Immer wieder ist festzustellen, dass viele Straftaten von nur wenigen Tätern begangen werden – den Mehrfach- und Intensivtätern begegnet die Polizei mit nachhaltiger Repressionsarbeit. Deliktsübergreifend widmet sich die Polizei diesen „MIT“ in den beiden täterorientiert ausgerichteten Regionalkommissariaten K 35 für Stadt und Kreis Offenbach sowie für Hanau und den übrigen Main-Kinzig-Kreis.

Mit Datum 5. Februar 2016 waren im Bereich der regionalen Kriminalinspektion (RKI) Offenbach 87 (Vorjahr: 93) Personen im MIT-Programm erfasst – 85 (Vorjahr: 90) Männer und 2 (Vorjahr: 3) Frauen; davon befinden sich derzeit 16 (Vorjahr: 24) Personen in Haft. Das K 35 der RKI Main-Kinzig befasst sich im MIT-Programm mit 57 (Vorjahr: 51) Personen – ausschließlich Männer; 17 (Vorjahr: 15) sind aktuell inhaftiert; eine Person wurde durch Tragen einer Fußfessel von der Haft verschont. Bei diesen derzeit 144 (gleichbleibend zum Vorjahr) Personen ist stets eine Fluktuation zu verzeichnen: Einige der MITler verbüßen Haftstrafen und sind „passive Kunden“, andere scheinen geläutert und beenden ihre zweifelhafte Karriere – wieder andere stoßen neu hinzu. Immer wieder finden sie in den Beamten der Kommissariate 35 jedoch aufmerksame Betreuer“, wie Kriminaldirektor Blaesing versicherte.

Fallbeispiel aus Erlensee

Im September 2015 versuchten zunächst unbekannte Täter im Main-Kinzig-Kreis, einen Geldausgabeautomaten im Gebäude einer Bank aufzusprengen. Die Täter hatten bereits alle Vorbereitungen getroffen, um ein Gasgemisch in den Automaten einzuleiten und diesen zur Explosion zu bringen. Als durch ihr Treiben die Alarmanlage aktiviert wurde, verschwanden sie „Hals über Kopf“ und ließen ihr Fluchtfahrzeug, beladen mit dem zur Sprengung erforderlichen Equipment, vor der Bank zurück.

Bei einer Spurensuche auf dem vermuteten Fluchtweg fanden die Ermittler versteckt abgelegte Tatkleidung. Ziemlich bald ergab sich ein dringender Tatverdacht gegen einen „MIT“. Eine DNA-Spur konnten die Beamten einer Person zuordnen, die bereits mehrfach als Mittäter des bekannten MIT in Erscheinung getreten war. Beide Männer gehören zu einer amtsbekannten Jugendgruppierung aus Erlensee, welche bereits in den Vorjahren auffällig waren. Aufgrund verdeckt geführter Maßnahmen waren sich die Ermittler sicher, dem Personenkreis um den MIT die Sprengung eines Zigarettenautomaten Ende 2015 in Erlensee nachgewiesen zu haben.

Anfang November 2015 verdichteten sich die Hinweise, dass die Gruppe in einer Novembernacht die beiden Fahrkartenautomaten am Bahnhof in Rodenbach aufsprengen wollten (nachdem bereits ein erster Versuch dort gescheitert war). Noch vor der Vollendung der Tat erfolgte die Festnahme von drei Tatverdächtigen – allesamt MIT des K35. Bei den Durchsuchungen der Fahrzeugs und der tatverdächtigen MIT fanden die Beamten eindeutige Tatmaterialien, darunter auch eine für die zeitverzögerte Sprengung notwendige Lunte.

Das Amtsgericht Hanau erließ Haftbefehle gegen die drei MIT; ein weiterer Tatverdächtiger wurde kurz darauf in Wiesbaden festgenommen. Bei allen vier in Haft befindlichen Männern handelt es sich um MIT der hiesigen Behörde.

Die gesamte Statistik kann in graphischer Form >hier eingesehen werden.

Auf dem Foto: V.l.: Polizeihauptkommissar Henry Faltin, Leitender Polizeidirektor Alexander König, Polizeipräsident Roland Ullmann, Kriminaldirektor Klaus Blaesing und Polizeihauptkommissar Oliver Geyer

(Bericht und Foto: Markus Sommerfeld)

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